Friedberger Allgemeine

„Vom Töpfern zu leben, geht nur in Japan“

Ines Tröger ist Keramikeri­n. Der Beruf ist selten – und man muss ihn sich leisten können / Serie (1)

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Vor einem Jahr meldete Keramikeri­n Ines Tröger ein eigenes Gewerbe an. Den Wunsch, selbststän­dig zu arbeiten, hegte sie schon lange, aber erst nach der Geburt ihres Kindes wagte sie den Schritt. „Es ist fast unmöglich, von der Töpferei allein zu überleben, aber ich wollte wegen unseres Kindes gerne mehr von daheim aus arbeiten.“

Tröger reduzierte die Arbeitsstu­nden bei ihrem Arbeitgebe­r, um das Projekt angehen zu können. Die Einnahmen aus dem festen Job in einer Behinderte­nwerkstatt braucht sie aber – auch um das Inventar für ihre Werkstatt bezahlen zu können. Tröger ist laut Handwerksk­ammer für Schwaben eine von zwei Keramikeri­nnen, die das Handwerk in Augsburg ausüben. Bei der gebürtigen Sächsin gibt es nur Unikate. „Mir sind zwei Aspekte besonders wichtig: Zum einen sollen meine Werke alltagstau­glich sein und nicht in der Vitrine landen, zum anderen soll das Produkt zum Benutzer passen.“Was sie damit meint, erklärt sie am Beispiel einer Teeschale: Die Teeschale für einen großen kräftigen Mann dreht sie deutlich dicker als die für ein Kind oder eine zierliche Frau. Entspreche­nd schwerer ist die Schale für den Herren dann auch. Hinzu kommt die individuel­le Verzierung nach den Vorstellun­gen des Kunden. Angeboten werden ihre Waren in einem Teeladen in der Weißen Gasse, in einer Galerie in der Schweiz und im Internet.

Tröger absolviert­e nach dem Abitur eine Lehre, bevor sie auf eine Art Wanderscha­ft ging, bei anderen Töpfereien in Deutschlan­d arbeitete und ihren Meister in Keramik machte. Sie war zudem längere Zeit in Australien und Neuseeland unterwegs, wo sie ebenfalls in Töpfereien jobbte. Auch dort sei es schwierig, von den Einnahmen als Keramiker zu leben, sagt sie. „Einzig in Japan geht das. Dort kauft sich fast jeder seine individuel­le Teeschale und nicht das Sechser-Set im Laden.“Als sie nach Deutschlan­d zurückkehr­te, ergab sich die Gelegenhei­t, in München in einer Behinderte­nwerkstatt in ihrem Beruf zu arbeiten. „Ich hatte Glück, konnte das Handwerkli­che mit dem mir ebenfalls wichtigen Sozialen verbinden.“Auf diese Weise lässt sich der Wunsch, ihrem Handwerk nachzugehe­n, umsetzen.

Im Internet www.edle teeschalen.de

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Foto: Annette Zoepf Ines Tröger in ihrer Werkstatt. Dort fertigt sie unter anderem Unikate ganz nach Wunsch ihrer Kunden.

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