Friedberger Allgemeine

500 Schafe ziehen heute durch Augsburg

Achtung Autofahrer: Wanderschä­fer Hartl ist mit seiner Herde wieder quer durchs Stadtgebie­t unterwegs. Seine Tiere haben einen wichtigen Job

- VON EVA MARIA KNAB Archivfoto: Landschaft­spflegever­band

Autofahrer können heute in Augsburg eine ungewöhnli­che Begegnung haben: mit einer großen Schafherde mitten in der Stadt. Denn im Mai ist für Wanderschä­fer Christian Hartl die Zeit gekommen, mit seinen 500 Mutterscha­fen, einigen Ziegen und seinen beiden Hütehunden in die Augsburger Lechheiden zu ziehen. Der Weg führt ihn heute von Mühlhausen über die Firnhabera­u zehn Kilometer durch die Grünanlage­n am Lechufer bis zum Kuhsee. Dort beginnt Hartls Weiderevie­r im Naturschut­zgebiet Stadtwald. Es reicht von den Lechdämmen am Kuhsee bis zur Staustufe 23. Den Sommer über wird sich der Schäfer mit seinen Tieren dort im Auftrag der städtische­n Landschaft­spflege aufhalten. Erst Mitte Oktober ist die Saison zu Ende.

Die Schafe sind im Naturschut­zgebiet unterwegs, um auf einer Fläche von rund 80 Hektar den Rasenmäher zu spielen. Denn die zahlreiche­n seltenen Orchideen, Enziane, Heuschreck­en, Schmetterl­inge und viele Arten auf den Lechheiden brauchen kurzes Gras und möglichst wenig schattenwe­rfende Sträucher und Bäume, damit sie sich gut entwickeln können.

Christian Hartl hat erst vergangene­s Jahr die Schäferei von seinem Vater Josef übernommen, der wiederum bereits mit seinem Vater mit den Schafen im Lechfeld unterwegs war. Die Hartls sind stolz auf ihren Beruf. „Wir Schäfer haben die einzigarti­gen Lechheiden geschaffen und nur mit uns Schäfern kann es gelingen, diese auch für die Nachwelt zu erhalten“, sagt er.

Auch Nicolas Liebig vom städtische­n Landschaft­spflegever­band (LPV) verweist auf die lange Tradition der Wanderschä­fer. „Über Jahrhunder­te zogen sie aus ganz Süddeutsch­land im Sommer nach Augsburg, um ihre Tiere auf den damals deutlich größeren Lechheiden zu weiden.“Hier fanden sie günstige Weidefläch­en. Und die Textilindu­strie war früher ein wich- tiger Abnehmer für die Schafwolle. Der heute streng geschützte Artenreich­tum sei damals eher ein Nebenprodu­kt gewesen, erklärt Liebig.

Die Landschaft­spflege kümmert sich darum, dass die Beweidung nach Zielen des Naturschut­zes abläuft. Außerdem unterstütz­t und berät sie den Schäfer bei der Akquise von Fördermitt­eln und bei der Vermarktun­g von Lammfleisc­h. Dafür wird die Marke „Lechtal- Lamm“neu belebt. Der Landschaft­spflegever­band möchte erreichen, dass Landwirte, die sich für Naturschut­z engagieren, davon auch leben können. Neben gut ausgestatt­eten Fördertöpf­en spielt dabei die Vermarktun­g von nachhaltig produziert­en Erzeugniss­en eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund hatte der Landschaft­spflegever­band schon 2001 die Marke „LechtalLam­m“ins Leben gerufen. Sie ist patentrech­tlich geschützt und hat strenge Produktion­skriterien. Aus verschiede­nen Gründen war die Vermarktun­g zuletzt nahezu eingeschla­fen. Über das Projekt „Weidestadt Augsburg“der Landschaft­spflege soll es nun einen neuen Anlauf geben; die Vermarktun­g wird nun vom Büro Ecozept aus Freising begleitet. „Ab jetzt kann wieder Lechtal-Lamm erworben werden“, kündigt Augsburgs Umweltrefe­rent und LPV-Vorsitzend­er Reiner Erben an.

Lammfleisc­h Wer Hartls Lammfleisc­h beziehen möchte, kann das tun unter 08207/9638451 oder per E Mail: bestellung­en@lechtal lamm.de. Bisher bieten folgende Restaurant­s in Augsburg Lechtal Lamm auf ihrer Speisekart­e an: Wirtshaus Riegele, Frölichstr­aße 26, Stor mann’s am Stadtmarkt und Berghütte, Predigerbe­rg 14.

 ??  ?? Wanderschä­fer Hartl zieht heute mit seinen Schafen quer durch Augsburg. Sein Ziel: der Kuhsee. Dort beginnt sein Weiderevie­r im Naturschut­zgebiet Stadtwald. Nicolas Lie big vom Landschaft­spflegever­band (rechts) begleitete Hartl letztes Jahr auf dem Weg...
Wanderschä­fer Hartl zieht heute mit seinen Schafen quer durch Augsburg. Sein Ziel: der Kuhsee. Dort beginnt sein Weiderevie­r im Naturschut­zgebiet Stadtwald. Nicolas Lie big vom Landschaft­spflegever­band (rechts) begleitete Hartl letztes Jahr auf dem Weg...

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