Friedberger Allgemeine

Zu tief ins Glas geschaut

Eine 32-jährige Frau wird zu Haftstrafe verurteilt, weil sie auf Silvesterp­arty völlig aus der Rolle fiel

- VON MICHAEL SIEGEL

Nicht jeder beherrscht den korrekten Umgang mit Alkohol. Auch Damen, die ein gutes Elternhaus für sich reklamiere­n, schaffen es so bis vor den Richter. Das Augsburger Amtsgerich­t verurteilt­e jetzt eine 32-Jährige, die sich auf „Augsburgs größter Silvesterp­arty“kräftig daneben benommen hatte.

Es war in der Nacht des 1. Januar 2016, als sich die Frau einer ganzen Reihe von Delikten schuldig machte. Sie wollte mit einer Freundin den Jahreswech­sel feiern. Nach dem Essen und einigen Gläsern Wein – wie es der Anwalt der Frau in einer schriftlic­hen Erklärung verlas – ging es in den KKlub in der Kongressha­lle, wo weitergefe­iert und getrunken wurde. Nach Mitternach­t kam die Angeklagte auf der Tanzfläche einem jungen Mann aus Donauwörth nahe. Der 20-Jährige war „mit einem Kumpel“und zwei Begleiteri­nnen zum Feiern nach Augsburg gekommen. Er habe lediglich den Arm gehoben, um von der Tänzerin nicht angerempel­t zu werden, versichert­e der Zeuge dem Gericht. Als sie den Arm an ihrem Rücken verspürte, warf die Frau ihr volles Cocktailgl­as an den Kopf des Mannes, der nach eigenen Worten eine dicke Lippe davontrug.

Als sich seine Begleiteri­nnen bei der Angreiferi­n beschweren und diese beruhigen wollten, gab die Angeklagte der 20-Jährigen einen schmerzhaf­ten Hieb auf die Nase. Gleich darauf flog ein weiteres Glas durch die Disco, das die zweite Begleiteri­n am Rücken traf. Von Ordnern wurden die sechs Beteiligte­n vor den Club gebracht, wo man auf die Polizei wartete.

Hatte die Angeklagte zunächst die anderen Partygäste beleidigt, richtete sich ihr Zorn nun gegen die Polizisten. Auch diese wurden mit Beschimpfu­ngen belegt. Zudem habe die Frau versucht, die Beamten anzugreife­n, sagten diese als Zeugen aus. Erst als die 32-Jährige gefesselt worden war, konnte die Frau in die Ausnüchter­ungszelle gebracht werden.

Staatsanwa­lt Johann Müller sah die Anklagepun­kte durch die Erklärung der Angeklagte­n und die Aussagen der zehn Zeugen weitestgeh­end bestätigt. Er forderte eine Haftstrafe von einem Jahr. Das war Rechtsanwa­lt Alexander Knecht deutlich zu viel, er hielt eine Geldstrafe für angemessen. Die Angeklagte entschuldi­gte sich, das Ganze sei ihr sehr peinlich, sie komme aus einer guten Familie.

Richter Ralf Hirmer verurteilt­e die Frau zu einer Haftstrafe von zehn Monaten, ausgesetzt zur Bewährung, und einer Geldauflag­e von 1500 Euro. Sie habe sich zweifellos der gefährlich­en Körperverl­etzung, der mehrfachen Beleidigun­g und des Widerstand­s schuldig gemacht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

 ?? Symbolfoto: Ruth Ploessel (Archiv) ?? Auf einer Silvesterp­arty in der Nacht des 1. Januar 2016 in Augsburg ist eine heute 32 Jährige ausgeflipp­t.
Symbolfoto: Ruth Ploessel (Archiv) Auf einer Silvesterp­arty in der Nacht des 1. Januar 2016 in Augsburg ist eine heute 32 Jährige ausgeflipp­t.

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