„Wir hören nicht auf“
Seit 33 Jahren sind die Grünen im Friedberger Stadtrat vertreten. Was Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth an ihren Mitstreiterinnen schätzt
Friedberg Für den einen oder anderen Vertreter der etablierten Parteien war es der politische Supergau, schätzt Claudia Roth. Denn als die ersten Grünen 1984 in den Friedberger Stadtrat gewählt wurden, da seien mit ihnen auch Themen wie Umweltschutz, Frauenrechte, Basisdemokratie und Transparenz in die Kommunalpolitik eingezogen. „Eine unerklärliche Laune der Geschichte. Aber das Unbill ist gekommen, um zu bleiben“, sagte die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. Immerhin 33 Jahre lang gehören die Grünen dem Gremium inzwischen an, und dieses Schnapszahl-Jubiläum feierten sie mit Freunden, Mitstreitern und Wegbegleitern.
August Müllegger war von 1984 bis in die 90er-Jahre das Gesicht der Friedberger Grünen. Als einziges ehemaliges Mitglied der Stadtratsfraktion konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen. Gekommen waren aber neben den amtierenden Stadträtinnen Claudia Eser-Schuberth, Marion Brülls und Johanna Hölzl auch Ann-Ruth Kolbe und Katrin Müllegger-Steiger, die zwischenzeitlich der Fraktion angehört hatten. „Sie haben die Grünen in schwierigen Zeiten mitgeprägt“, lobte Claudia Eser-Schuberth.
„Mancher hat lernen müssen, mit uns zu leben“, sagte die Sprecherin der Grünen im Stadtrat. Ausdrücklich bedankte sie sich beim früheren 2. Bürgermeister Rüdiger Lischka, der ebenfalls unter den Gästen des Jubiläumsabends war. Der mittlerweile 77-jährige SPD-Politiker sei 1990, als sie in den Stadtrat kam, als Einziger freundlich zu ihr gewesen und habe mit ihr gesprochen. EserSchuberth erinnerte an Themen wie Jugendzentrum, Jugendpfleger, Stadtbad, Freizeitpark, Bürgerschloss, Kinderbetreuung und Umbenennung des Gymnasiums, bei denen wichtige Impulse von den Grünen ausgingen.
Mitunter mussten sie Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln, bis der Stadtrat schließlich auf ihren Kurs einschwenkte. Aber es gab auch Themen, gerade in der Verkehrspolitik, bei denen die Grünen sich nicht durchsetzen konnten. „Es war ein langer, nicht immer einfacher Weg. Aber es hat sich etwas getan“, resümierte EserSchuberth. Und kündigte an: „Wir hören nicht auf.“
Das wünschte sich auch Bundestagsvizepräsidentin Roth. „Wir haben allen Grund, selbstbewusst auf das Erreichte zu blicken und weiterzukämpfen“, sagte sie: „Wir können die grüne Bescheidenheit einen Moment beiseitestellen und sagen, wir haben diese Stadt, Schwaben, Bayern und die Bundesrepublik ein Stück weit zum Positiven entwickelt.“Die Grünen seien unverzichtbar geworden für eine bunte, weltoffene Gesellschaft.
Lob gab es auch vom Augsburger Umweltreferenten Rainer Erben. Er bescheinigte den Grünen im Landkreis, in regionalen Zusammenhängen zu denken. Es sei wichtig, gemeinsam für die Ziele einzutreten, sagte Erben. Das nötige Gehör verschaffen können sie sich mit dem „Taschen-Megafon“, das die mittlerweile zur 3. Bürgermeisterin von Kissing aufgestiegene Katrin Müllegger-Steiger ihren Parteifreundinnen überreichte.