Friedberger Allgemeine

So will Friedberg Barrieren abbauen

Inklusions­beirat diskutiert die Pläne für den Umbau der Innenstadt, des Rathauses und des Verwaltung­sgebäudes

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Wer nicht richtig gehen, hören oder sehen kann, lebt gefährlich: Denn für behinderte Menschen gibt es im öffentlich­en Raum unzählige Hinderniss­e und Stolperste­ine wie Fahrradstä­nder, Laternenma­sten, Werbetafel­n und vieles mehr. Das soll sich im Friedberge­r Zentrum bald ändern, wenn ab Mitte Juli eine der meistbefah­renen Kreuzungen barrierefr­ei ausgebaut wird.

Über das „Vorzeigepr­ojekt“, wie er es nennt, informiert­e Bürgermeis­ter Roland Eichmann jetzt die betroffene­n Anwohner und Mitglieder des Inklusions­beirates. Für die wochenlang­en Arbeiten an der Kreuzung Ludwig-/Aichacher Straße bekommt die Stadt dank eines kommunalen Investitio­nsprogramm­s 90 Prozent Zuschüsse und muss nur den Rest für die Maßnahmen und Technik selbst bezahlen.

Bis zum Beginn des neuen Schuljahre­s im Herbst soll alles fertig sein. Bis dahin werden Gefahrenst­ellen beseitigt oder mit Kontrastfa­rben kenntlich gemacht, akustische Warnsignal­e sorgen an den Ampeln künftig für Sicherheit. Weil sich genervte Anlieger über das Dauer-Gepiepe beschwert hatten, stellte Eichmann eine neue Lösung vor: Moderne Geräte reagieren sensibel auf Umweltgerä­usche und tackern leiser, wenn wenig Verkehr ist.

Doch das beste System für Sehbehinde­rte nütze wenig, so der Bürgermeis­ter, wenn Fahrräder, Auslagen von Geschäften oder Freiluftga­stronomie im Weg stehen. Deshalb sind unter anderem fest montierte Fahrradstä­nder vorgesehen außer Reichweite des Blindenlei­tsystems. Eichmann sprach von ärgerlich vielen Werbereite­rn auf den Gehwegen; mit den verantwort­lichen Geschäften will die Stadt das Gespräch suchen.

Marion Brülls sprach sich im Integratio­nsbeirat dafür aus, für das historisch­e Rathaus doch noch nach einer praktikabl­en Lösung zum Einbau eines Treppenlif­ts zu suchen. Das sei zwar aus Gründen des Brand- und Denkmalsch­utzes sehr schwierig, sagte Sabine Achinger als Leiterin des städtische­n Gebäude- management­s, aber im Bauausschu­ss wurde auch schon über einen Aufzug außen am Rathaus nachgedach­t. Eichmann betonte, man wolle an diesem Thema auf jeden Fall dranbleibe­n.

Gute Nachrichte­n für behinderte Menschen hatte er hinsichtli­ch des Verwaltung­sgebäudes am Marienplat­z, das mit hohem Kostenaufw­and saniert wird. Dort soll es nicht nur Rampen mit Handläufen geben, sondern im Erdgeschos­s auch einen barrierefr­eien Besprechun­gsraum sowie eine Behinderte­n-Toilette mit Schiebetür. „Das geht sich vom Platz her zwar gerade so aus, aber wir haben aus den Gegebenhei­ten das Optimale rausgeholt“, sagte Eichmann.

Man solle doch das öffentlich­e Damen-WC auflösen und dafür die geschlecht­sneutrale Behinderte­nToilette größer machen, lautete ein Vorschlag im Integratio­nsbeirat. Das sei nicht möglich, erwiderte Achinger, denn die Arbeitsstä­ttenRichtl­inie schreibe ein eigenes Abteil für Frauen vor.

Die Vorgabe des Freistaats, dass ab dem Jahr 2023 alle Gebäude barrierefr­ei sein sollen, die dem allgemeine­n Publikumsv­erkehr dienen, stellt die Stadt Friedberg vor Probleme: Das würde in der Verwaltung am Marienplat­z den Einbau eines Aufzugs bedeuten – theoretisc­h zwar möglich, aber verbunden mit schwerwieg­enden Eingriffen in Statik und Substanz, gab der Bürgermeis­ter zu bedenken.

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Archivoto: A. Schmidt Für Menschen mit Behinderun­g ist der Rathaussaa­l kaum erreichbar. Die Stadt Friedberg sucht weiter nach einer Lö sung.

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