Bauträger drängen nach Kissing
Die Kommune tut sich schwer, die Verdichtung zu steuern. Eine Bausünde der Vergangenheit hat einen Präzedenzfall geschaffen
Kissing Wohnraum ist knapp und teuer, freie Bauplätze sind Mangelware. Deswegen drängen auch in Kissing die Bauträger in den Ort. An vielen Stellen werden Wohnhäuser abgerissen und durch massive Neubauten ersetzt. Diese Nachverdichtung zu steuern, stellt die Kommune vor eine Herausforderung. Das zeigen wieder zwei Vorhaben, mit denen sich der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung befasste.
So möchte ein Bauträger an der Schulstraße 52 einen bestehenden Bungalow abreißen und durch einen Mehrfamilenblock mit drei Vollgeschossen plus Penthouse ersetzen. In dem Gebäude entstehen insgesamt 13 Wohnungen. Die benötigten Stellplätze befinden sich teilweise in einer Tiefgarage. „Ich hätte da jetzt Bedenken. Mir ist es etwas zu groß“, sagte Bürgermeister Manfred Wolf. Der Ansicht waren die meisten der Ausschussmitglieder. Ringsherum befinden sich in der Schulstraße vor allem deutlich niedrigere Ein- und Zweifamilienhäuser. Neben der Größe und der Optik störte sich Kathrin Müllegger-Steiger (Grüne) auch daran, dass von dem alten Baumbestand im Garten wohl nicht viel bleiben werde.
Dass der geplante Wohnblock von der Größe und Höhe her überhaupt nicht in die Umgebung passt, fand auch CSU-Fraktionssprecher Franz-Xaver Sedlmeyr. Positiv sah es nur Peter Wittka (SPD), der auf den herrschenden Wohnungsmangel in Kissing verwies und sagte: „Ich bin dafür“. Eine klare Sache eigentlich, mit 1:8 Stimmen verweigerte der Ausschuss das gemeindliche Einvernehmen.
Allerdings warnte Bürgermeister Wolf das Gremium schon einmal vor. Eine Bausünde aus der Vergangenheit könnte nämlich dazu führen, dass das Landratsamt das Vorhaben doch für zulässig erklärt. Denn in der Schulstraße keine hundert Meter weit wegsteht Kissings einziges sechsstöckiges Wohnhaus. „Wenn das für die Beurteilung herangezogen wird, ist unsere Ablehnung unzulässig“, stellte Wolf klar.
Ob die Kommune mit ihrer Ablehnung durch kommt, wird auch bei einem weiteren Projekt spannend. Es geht um den ehemaligen Parkplatz der Sparkasse, den die Firma Leimer & Beutelrock mit einem Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen bebauen möchte. Weil die Situation mit der davor liegenden Bushaltestelle nicht geklärt war, hatte der Bauausschuss einen früheren Antrag abgelehnt. Was nun folgte, verärgerte Bürgermeister Manfred Wolf merklich. Der Bauträger reichte eine neue Planung direkt über das Landratsamt ein. Bei der Gemeinde drängte er darauf, den Antrag noch auf die Tagesordnung zu nehmen, obwohl die Laalso dungsfrist bereits abgelaufen war, so berichtete Wolf. Außerdem habe der Bauträger signalisiert, dass auch bei einer Ablehnung im Bauausschuss die Genehmigung durchs Landratsamt sicher sei. „Und interessant finde ich es ja schon, dass der Plan bereits komplett als Verkaufsangebot im Internet steht, obwohl es noch gar nicht genehmigt ist“, fügte er hinzu.
Der Bürgermeister erklärte, dass es ihm nach wie vor ein Anliegen sei, erst einmal abzuklären, wie die Gemeinde die neue Bushaltestelle errichten kann. Die Alte befand sich, wie berichtet, zum Teil auf dem Grund, der der Sparkasse gehört. Franz-Xaver Sedlmeyr erinnerte an das parallel laufende Verfahren für das ehemalige Sparkassengebäude, das derselbe Bauträger vermarktet, und für das ja nun die zugehörigen Parkplätze wegfallen. Seiner Ansicht lassen sich daher die Projekte nicht getrennt betrachten. Am Ende fasste der Bauausschuss einstimmig den Beschluss, dass dem Vorhaben erst zugestimmt werden kann, wenn das Bauvorhaben mit der Planung der Bushaltestelle abgestimmt worden ist und mit dem Stellplatzbedarf des ehemaligen Sparkassengebäudes.