Friedberger Allgemeine

Freie Wähler fordern neuen Beschluss

Der Dasinger Gemeindera­t stoppte die Vergabe von Grundstück­en. Bürgermeis­ter Nagl sieht darin einen persönlich­en Angriff auf sich. Wie die Kommunalau­fsicht den Fall bewertet

- VON FELICITAS LACHMAYR

Dasing Der Dasinger Gemeindera­t stoppte die Vergabe von Grundstück­en aufgrund zahlreiche­r Fehler im Verfahren. Für Bürgermeis­ter Erich Nagl (Freie Wähler) ist klar: „Die ganze Sache ist ein persönlich­er Angriff auf mich. Man wollte mich damit an den Karren fahren.“Die Freien Wähler fordern eine neue Beschlussf­assung. Die Entscheidu­ng des Gemeindera­tes sei auf der Grundlage fehlerhaft­er Informatio­nen erfolgt, heißt es in einem Schreiben der Ersten Vorsitzend­en Iris Neusiedl.

Laut Kommunalau­fsicht habe die Gemeinde im Verfahren insgesamt schlampig gearbeitet. So fehlten bei zahlreiche­n Bewerbunge­n die Eingangsst­empel, eine Änderung der Vergaberic­htlinien vom August 2016 wurde nicht vorschrift­sgemäß öffentlich gemacht und es herrscht Unklarheit darüber, wer genau für die Auswertung der Bewerbunge­n zuständig war. Es habe einen Personalwe­chsel gegeben und zeitweise sei ein Praktikant mit der Aufgabe betraut worden, erklärte Dasings Zweite Bürgermeis­terin Anne Glas (Aktive). Zudem wurde der Vorwurf laut, Nagl sei persönlich an der Vergabe beteiligt gewesen und habe sich nicht rechtzeiti­g aus dem laufenden Verfahren zurückgeno­mmen, obwohl sich ein Familienan­gehöriger Nagls für ein Grundstück beworben hatte. Um jeden Verdacht auf Einflussna­hme zu vermeiden, hätte Nagl keinerlei Amtshandlu­ngen, die die Grundstück­svergabe betreffen, tätigen dürfen. Nagl selbst wies die Vorwürfe zurück. „Es stimmt nicht, dass ich meine Finger in diesem Verfahren mit drin hatte“, erklärte er auf Nachfrage. Es gebe eine klare Aussage von einem Mitarbeite­r, der dies bestätige. Die Auswertung­en seien von einem Praktikant­en vorgenomme­n worden. Lediglich bei der Auswertung der Ehrenamtsp­unkte habe es Absprachen mit anderen Mitarbeite­rn gegeben, da der Praktikant nicht ortsansäss­ig war und dies nur schwer beurteilen konnte. Er selbst habe sich aber zu keinem Zeitpunkt an den Auswertung­en beteiligt. Nagl zieht zudem den Vorbericht des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses in Zweifel. „Viele Dinge in diesem Bericht stimmen schlicht und ergreifend nicht“, sagte er. Er räumte ein, dass Fehler bei der Vergabe gemacht wurden. Aber laut Nagl gab es keinen Grund, das gesamte Verfahren zu stoppen. Die Kommunalau­fsicht habe bestätigt, dass das Verfahren rechtlich nicht derart angreifbar gewesen sei, wie es in der Gemeindera­tssitzung dargestell­t wurde.

Wolfgang Müller vom Landratsam­t Aichach-Friedberg erklärte, die Kommunalau­fsicht hatte einige Punkte zu beanstande­n. „Die Gemeinde wurde aufgeforde­rt, kritische Punkte im Verfahren nachzubess­ern“, sagte er. Diese hätten rückwirken­d überarbeit­et werden können. Es habe keine Empfehlung gegeben, das gesamte Verfahren zu stoppen. Denn letztendli­ch sei es Entscheidu­ng der Gemeinde, wie damit zu verfahren sei. Müller erklärte außerdem, es habe keinerlei Hinweise auf eine Mauschelei gegeben.

Für Nagel sind die Leidtragen­den in erster Linie die Bewerber. „Für die ist das eine Katastroph­e“, betonte Nagl. „Da werden mit Sicherheit Schadenser­satzforder­ungen auf die Gemeinde zukommen.“Zudem habe die Einstellun­g des Verfahrens erhebliche Folgen auf die Haushaltsp­lanungen, denn ohne die geplanten Einnahmen aus den Grundstück­sverkäufen fehlen der Gemeinde für 2017 rund 2,6 Millionen Euro. „Der diesjährig­e Haushaltsp­lan wird uns um die Ohren fliegen“, sagte Nagl. Er sehe keine Chance auf ein neues Verfahren bis zum Ende des Jahres. Bei einem runden Tisch sollen nun alle Grundstück­sbewerber über die genaue Sachlage informiert werden.

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Erich Nagl
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Iris Neusiedl

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