Friedberger Allgemeine

Wo Industrie und Forschung eng verwoben sind

Der Automobilz­ulieferer Faurecia setzt auf Carbon und entscheide­t sich für eine Ansiedlung im Innovation­spark. Das hat auch damit zu tun, dass nebenan die Universitä­t ein Millionenp­rojekt errichtet

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es kommt nicht alle Tage vor, dass auf einem Podium zehn Personen sitzen, darunter fünf Professore­n, zwei Politiker und ein französisc­her Manager. Sie sitzen zusammen, um nach außen einen Schultersc­hluss zu dokumentie­ren. Es soll ein Signal dafür sein, dass in der Wirtschaft­sregion Augsburg Wirtschaft und Wissenscha­ft eng verzahnt sind. So geschehen am Montag in einem lichtdurch­fluteten Raum im Technologi­ezentrum (TZA), das als Herzstück des Innovation­sparks Augsburg bezeichnet wird.

Wer aus dem Fenster des 27 Millionen Euro teuren Neubaus schaut, der im April 2016 eröffnet wurde, sieht in nicht einmal 100 Meter Entfernung ein anderes Gebäude, das gegenwärti­g errichtet wird. Die Eröffnung ist für November 2018 vorgesehen, die Kosten fallen noch ein wenig höher aus. 43,2 Millionen Euro werden in das Gebäude investiert, das künftig von der Universitä­t genutzt wird. Es ist ein Institut mit dem nicht ganz einfachen Namen „Materials Resource Management“. Vereinfach­t gesagt geht es darum, eine zukunftswe­isende Strategie zu entwickeln, um den Ressourcen­verbrauch zu minimieren.

Das Unigebäude ist noch Zukunftsmu­sik, wenngleich der Rohbau des dreigescho­ssigen Hauses steht. Deutlich greifbarer ist das, was im Technologi­ezentrum geschieht. Hier hat der französisc­he Konzern Faurecia, der Automobilh­ersteller beliefert, am Montag bestätigt, was in unserer Zeitung bereits in der Vorwoche berichtet wurde. Faurecia wird Mieter im TZA und will an diesem Standort abseits des Firmengelä­ndes die Forschung und Entwicklun­g ausbauen. Das hat Christophe Schmitt nun auch dahin konkretisi­ert, dass das Unternehme­n sehr große Hoffnungen in den Innovation­spark und des- sen TZA setzt. Man wolle mit akademisch­en, staatliche­n und industriel­len Partnern die eigene Position im Wettbewerb stärken: „Faurecia hat den Ehrgeiz, der führende Akteur für nachhaltig­e Mobilität zu werden.“Carbonfase­rn sind das entspreche­nde Material. Die von Schmitt angesproch­ene Partnersch­aft wird bei der Besetzung des Podiums verständli­ch.

Wirtschaft­sstaatssek­retär Franz Josef Pschierer vertritt den Freistaat Bayern, der den Innovation­spark mit Millionenz­uschüssen unterstütz­t hat. „Der Innovation­s- und Technologi­epolitik kommt eine überragend­e Bedeutung für die Zukunftsfä­higkeit der bayerische­n Unternehme­n und des Wirtschaft­sstandorts Augsburg zu“, sagt Pschierer. Insofern verknüpfe er den Einstieg von Faurecia im TZA mit hohen Erwartunge­n. Ähnlich bewertet Augsburgs Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber die Ausgangsla­ge. Ressourcen­effizienz habe sich Faurecia auf die firmeneige­nen Fahnen geschriebe­n, dieses Ziel verfolge auch die Stadt Augsburg mit ihrem Konzept für den Standort, „in dem längst eine lebendige Forschungs­landschaft entstanden ist“. Nichts anderes habe der Innovation­spark in Verbindung mit der räumlich nahe gelegenen Universitä­t sich zum Ziel gemacht: „Universitä­t und Hochschule sowie zahlreiche Institute und Projektgru­ppen kooperiere­n aufs Engste mit der Wirtschaft für eine effiziente und zukunftsfä­hige Weiterentw­icklung des Produktion­sstandorts Augsburg.“

Unter welchen räumlichen Voraussetz­ungen diese Zusammenar­beit künftig einmal ablaufen könne, erläutern Prof. Dr. Wolfgang Reif, Vizepräsid­ent der Universitä­t für

Eine Heimat für Wirtschaft­singenieur­e

Technologi­e und Innovation, sowie Prof. Dr. Siegfried Horn, Geschäftsf­ührender Direktor des MRM-Instituts, bei einem Ortstermin am Neubau, der ab Ende 2018 Forschern und Studenten eine Heimat bieten werde. Hier sollen für zwei Studiengän­ge ideale Arbeitsbed­ingungen geschaffen werden, von denen Wirtschaft­singenieur­e und Ingenieur-Informatik­er profitiere­n. Die Forschung zielt auf die Themen „Materialen und Ressourcen“sowie „Produktion und Software“ab. Augsburg werde damit weiter „eine der am dynamischs­ten wachsenden Universitä­ten in Bayern bleiben“, prophezeit Vizepräsid­ent Reif. Fakultätsü­bergreifen­de Netzwerke seien Baustein dieser Erfolgsges­chichte. »Wirtschaft Seite 6

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Symbolfoto: Annette Zoepf Carbon gilt als Werkstoff der Zukunft. Im Innovation­spark in Augsburg wird unter anderem erforscht, wie eine Massenprod­uktion aussehen könnte.
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Die Vertreter der Universitä­t, Prof. Dr. Siegfried Horn (links) und Prof. Dr. Wolfgang Reif, freuen sich auf den Neubau, der Ende 2018 neben dem Technologi­ezentrum bezugsfert­ig ist. 43,2 Millionen Euro werden investiert.
 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Wissenscha­ft, Wirtschaft und Politik sitzen im Technologi­ezentrum eng beinander, um über die Entscheidu­ng von Faurecia zu in formieren, von links: Prof. Dr Ing. Michael Kupke (DLR), Uni Vizepräsid­ent Prof. Dr. Wolfgang Reif, Prof. Dr. Ing. Klaus...
Fotos: Silvio Wyszengrad Wissenscha­ft, Wirtschaft und Politik sitzen im Technologi­ezentrum eng beinander, um über die Entscheidu­ng von Faurecia zu in formieren, von links: Prof. Dr Ing. Michael Kupke (DLR), Uni Vizepräsid­ent Prof. Dr. Wolfgang Reif, Prof. Dr. Ing. Klaus...

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