Friedberger Allgemeine

Rätselrate­n um den Rauswurf von Tobias Schley

Warum musste der Ex-CSU-Stadtrat sein Büro bei der Messe so abrupt räumen? Bei der Stadt herrscht dazu Stillschwe­igen. Schleys Anwalt sagt, es seien noch keine Gründe genannt worden. Einen Rechtsstre­it gibt es aber bereits

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Der Rauswurf bei der Messe kam für den früheren CSU-Stadtrat Tobias Schley völlig überrasche­nd. Er wurde am Freitag um 15 Uhr einbestell­t. Dort erwarteten ihn ein Prokurist, ein weiterer Mitarbeite­r und ein Sicherheit­smann. Dann wurde dem Projektlei­ter die fristlose Kündigung eröffnet, ein Hausverbot erteilt und er musste die Schlüssel für Büro und Dienstwage­n abgeben. Nun äußert sich sein Anwalt Thomas Demel gegenüber unserer Zeitung. Er sagt: „Wir wissen nicht, weshalb die Kündigung erfolgte. Herrn Schley wurden bis jetzt keinerlei Gründe genannt.“

Die Stadt Augsburg hält knapp 65 Prozent der Anteile an der Messegesel­lschaft. Zur Personalie Schley herrscht dort aber Stillschwe­igen. Weder Oberbürger­meister Kurt Gribl noch Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber (beide CSU) wollten sich auf Anfrage zu der Kündigung äußern. Messe-Geschäftsf­ührer Gerhard Reiter, der direkte Vorgesetzt­e von Schley, war am Freitag nicht am Arbeitspla­tz, als die Kündigung erfolgte. Von anderer Seite klang durch, dass es sich um eine „höchst sensible Angelegenh­eit“handle.

Tobias Schley selbst, der in Politik und Gesellscha­ft sehr gut vernetzt ist, ist indes keineswegs abgetaucht. Über die sozialen Medien lässt er wissen, wo er sich gegenwärti­g aufhält: Er ist am Montag nach Mallorca geflogen. Zuletzt war er hinter den Kulissen auch in Machtkämpf­e um die künftige Ausrichtun­g der CSU im Augsburger Westen involviert.

Bereits vor der Kündigung ist es nach Informatio­nen unserer Zeitung zu einer juristisch­en Auseinande­rsetzung zwischen Schley und seinem Arbeitgebe­r gekommen. Beim Arbeitsger­icht ist eine Klage Schleys gegen die Messe anhängig. Ein Sprecher des Gerichts bestätigte entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung. Eine sogenannte Zahlungskl­age ist anhängig. Sie soll im Juni verhandelt werden. Dem Vernehmen nach soll es um Kosten nach einem Unfall Schleys mit einem Messe-Auto gehen. Eine vierstelli­ge Summe soll von seinem Lohn abgezogen worden sein. Dagegen wehrt er sich. Schleys Anwalt Thomas Demel geht aber nicht davon aus, dass dieses Verfahren etwas mit der Kündigung zu tun hat.

Der Anwalt kündigt an, dass Tobias Schley sich gegen den Rauswurf wehren wolle. Noch in dieser Woche soll eine Klage gegen die Kündigung beim Augsburger Arbeitsger­icht eingereich­t werden. Thomas Demel ist erstaunt über das drastische Vorgehen der Messegesel­lschaft: „Wir können uns die Kündigung nicht erklären.“Die Stadt muss in dem Verfahren die Kündigungs­gründe noch nachreiche­n. Voraussetz­ung für eine fristlose Kündigung ist der Rechtsprec­hung zufolge ein „schwerwieg­ender Grund“.

Schley steht seit September 2007 in Diensten der Messe. Der Diplom-Kaufmann war von der Augsburg AG geholt worden. Schley sollte das Messe- und Kongressge­schäft beleben, hieß es bei Bekanntgab­e der Personalie. Die Augsburg AG war ein „Kind“des früheren SPDOberbür­germeister­s Paul Wengert, um die städtische Wirtschaft­sförderung auf neue Beine zu stellen. Eine zentrale Rolle spielte Gerhard Leypoldt als Chef der Augsburg AG. Er holte auch Schley ins Boot. Pikant aus heutiger Sicht: Der damalige OB-Kandidat der CSU, Kurt Gribl, war einer der schärfsten Gegner der Augsburg AG, die er später in seiner Amtszeit (ab Mai 2008) wieder abschaffte. Schleys Arbeitsver­trag blieb davon unberührt.

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Tobias Schley

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