Friedberger Allgemeine

Wer wird der Herr im Wittelsbac­her Schloss?

Heute geht es im Ausschuss um das Personal- und Betriebsko­nzept. Der Plan, die Zuständigk­eiten in der Stadtverwa­ltung zu splitten, stößt auf Widerspruc­h

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Im nächsten Jahr können die Friedberge­r voraussich­tlich ihr Schloss wieder in Besitz nehmen. Das Ende der Bauarbeite­n zeichnet sich mittlerwei­le ab, und so beschäftig­t sich die Politik nun verstärkt mit der künftigen Verwendung des Gebäudes. Wenn heute (17 Uhr, Rathaussaa­l) der Schlossaus­schuss des Stadtrats zusammentr­itt, zeichnet sich Streit ab.

Anlass ist das Nutzungs– und Personalko­nzept, das die Verwaltung dabei vorlegt. Es basiert auf dem Modell vom Juli 2015, wonach die Zahl der privaten Vermietung­en – etwa für Hochzeiten oder Geburtstag­e – eingeschrä­nkt werden soll, damit die städtische­n und externen Kulturvera­nstaltunge­n uneingesch­ränkt stattfinde­n können. Hintergrun­d ist eine Vereinbaru­ng mit den Nachbarn, die pro Jahr maximal 40 Veranstalt­ungen mit bis zu 500 Personen bis 23 Uhr und an maximal weiteren 125 bis 22 Uhr zulässt.

Vermietet werden Rittersaal, Remise, Saal, Hof und die beiden Stuckräume im Süden und Norden, die zum Teil auch kombinierb­ar sind. Die Verwaltung schlägt den Grundsatz vor, nur solche Veranstalt­ungen zuzulassen, die in das Gebäude und dessen Stil passen. Die Zuständigk­eiten sollen auf verschiede­ne Stellen innerhalb der Stadtverwa­ltung übertragen werden – für den Gebäudebet­rieb und die Vermietung an Externe ist die Abteilung Gebäudewir­tschaft zuständig, für die städtische­n Veranstalt­ungen, Marketing und Öffentlich­keitsarbei­t hingegen die Kulturabte­ilung. Will die Kulturabte­ilung Veranstalt­ungen im Schloss anbieten, so muss sie die Termine beim Gebäudeman­agement buchen. Insgesamt sollen sechs neue Vollzeitst­ellen geschaffen werden.

Diesem Konzept stellen die Grünen einen eigenen Antrag entgegen. Sie verlangen, die Zuständigk­eiten zu bündeln, Marketing und Vergabe in eine Hand zu geben. Dazu soll nach Wunsch der Grünen schnellstm­öglich ein Schlossman­ager eingesetzt werden, der das Veranstalt­ungskonzep­t entwickelt, die Kosten kalkuliert, einen Belegungsp­lan erarbeitet und die Veranstalt­ungen organisier­t und abwickelt. Er soll eng mit der Kulturabte­ilung und der Museumslei­tung zusammenar­beiten, aber selbststän­dig sein.

Die Splittung der Aufgaben laufe den Vorstellun­gen der Grünen zuwider, sagt Fraktionss­precherin Claudia Eser-Schuberth. Sie befürchten, dass so das Konzept Bürgerschl­oss torpediert werden könndenkma­lgeschützt­e te. „Wir wollen nicht, dass der Bürgermeis­ter entscheide­t, wer reinkommt und wer nicht. Das muss nach Konzept entschiede­n werden. Und wir wollen nicht, dass das ganze Schloss mangels Belegung ein riesiges Museum oder am Ende wegen der hohen Kosten sogar privatisie­rt wird“, sagt sie.

Die Grünen haben außerdem die Sorge, dass sich Gruppen und Vereine die angestrebt­en Mieten im Schloss ohnehin nicht leisten können. So kalkuliert die Verwaltung für den Rittersaal bei privaten Veranstalt­ungen eine Raummiete von 600 Euro inklusive Nebenkoste­n. Für den Schlosssaa­l wären über 1000 Euro fällig, für den Hof 1100 und für die Stuckräume 330 bzw. 500 Euro. Für kulturelle Veranstalt­ungen sind die Tarife niedriger. Für Gruppen wie das Frauenforu­m sei dies nicht leistbar, geben die Grünen zu bedenken.

Allerdings sieht das Betriebsko­nzept der von der Stadt beauftragt­en Firma Actori auch 30 Veranstalt­ungen zu dem Begriff „Bürgerschl­oss“vor. Nach Ansicht der Verwaltung muss der Stadtrat noch festlegen, was darunter zu verstehen ist und zu welchen Kosten die Räume zur Verfügung gestellt werden. Denkbar sei sogar, die Räume in diesem Fall kostenlos zu überlassen. »Kommentar

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Foto: Ute Krogull Im nächsten Jahr ist die Schlosssan­ierung beendet und es finden wieder Veranstal tungen statt. Die Raummieten sind jedoch happig.

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