Kolpingkapelle reist von Wien nach Südamerika
Philipp Kufner holt vergessene Musik zurück ins Licht
Mering In der Marktgemeinde ist die Kolpingkapelle Mering das musikalische Aushängeschild. Viele Mütter freuen sich lange Zeit vor dem Muttertag auf die schon zur Tradition gewordene Matinee. Auch dieses Jahr haben die Instrumentalisten viele Musikbegeisterte mit einem abwechslungsreichen Programm auf eine musikalische Reise durch verschiedene Länder, Stile und Epochen gelockt. Und in bewährter lockerer Manier wusste Dirigent Philipp Kufner allerhand zu den Stücken oder Komponisten zu erzählen.
Seit ihrer Wiener Uraufführung ist „Die Fledermaus“von Johann Strauss die am meisten gespielte Operette der Welt. Ein sehr populäres Stück, die Tick-Tack Polka, war das Intro des offiziellen Programms. Strauss arrangierte einige Themen aus seiner Operette zu dieser lebendigen Polka. Der Maestro Philipp Kufner und die Musiker der Kapelle waren am Sonntag in Bestform und in ausgezeichneter Spiellaune.
„Es gibt nichts Schöneres, als vergessene Musik aus dem Dunkel der Archive zu holen“, meinte der Dirigent in seinen Beiträgen zu den gespielten Stücken. Franz von Suppé, der Vater der Wiener Operette und Meister der Ouvertüren, kommt bei dieser Matinee ebenfalls zu Ehren. Suppé hatte sich allein mit seinen zahlreichen Ouvertüren einen Namen gemacht. Viele von ihnen haben nichts an Bekanntheit verloren, während das dazugehörende Bühnenwerk heute so gut wie vergessen ist. Dazu gehört auch das zweiaktige Lustspiel „Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien“aus dem Jahre 1844. Die Ouvertüre dazu ist voller Leidenschaft mit lebendigen Melodien aus der Anfangszeit der goldenen Operettenära und umso populärer. „Die lustige Witwe“wurde mehrmals verfilmt und auf allen großen Bühnen dieser Welt aufgeführt. Eine Komposition von Franz Lehár, die, wie die anderen bisher aufgeführten Stücke, ihre Popularität bis in die heutige Zeit erhalten konnte. Aus dieser Operette spielte die Kolpingkapelle einen Zusammenschnitt der schönsten Melodien. Damit endete der „Wienerteil“und es ging zu Antônio Carlos Jobim, der Klassiker für Jazzmusiker und Blaskapellen komponiert hatte. Die Kolpingkapelle versuchte einige seiner Songs in einem Medley zusammenzufassen und präsentierte dies überzeugend.
In eine völlig andere, in die temperamentvoll-heitere Welt Puerto Ricos, wechselte das Orchester mit dem Samba „El Cumbanchero“von Rafael Hernandez Marin. Mit Bongos, Xylofon und anderen Schlaginstrumenten eröffnete das Stück einen ausgelassenen Tanz, der die Freude der Musiker ebenso wie die Begeisterung der Zuhörer entfachte. Die geschickte Liedauswahl zeigt den Anspruch des Dirigenten, mit modernen und aktuellen Bearbeitungen zeitgemäße, frische Blasmusik zu bieten. An allen Passagen folgten die Musiker der einfühlsamen Stabführung. Sie überzeugten durch musikalische Leichtigkeit, selbst an schwierigen Stellen.
Tosender Applaus ermunterte den Dirigenten und seine Musiker dann zu Zugaben. Mit dem Radetzkymarsch verabschiedeten sich schließlich Philipp Kufner und sein Orchester.