Friedberger Allgemeine

Für Falschpark­er gibt’s immer öfter Knöllchen

Die Zahl der Parkverstö­ße in Augsburg ist in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. Was der Hintergrun­d ist und wie viel man bezahlen muss, wenn man seinen Wagen falsch abgestellt hat

- VON JAN KANDZORA

Wer auch immer den dunklen Mercedes an diesem Nachmittag am Rand der Maximilian­straße geparkt hat, wird wohl bezahlen müssen. Zwar lässt sich durch die Windschutz­scheibe ein Parkschein erkennen, immerhin. Der allerdings ist seit geraumer Zeit abgelaufen, hilft also nichts mehr. Mitarbeite­r der städtische­n Verkehrsüb­erwachung haben zwischenze­itlich einen Strafzette­l am Scheibenwi­scher hinterlass­en. Wie viel das wohl macht? 30 Euro, vermutlich. So viel kostet es nach Auskunft der Verkehrsüb­erwachung, wenn man sein Auto in Augsburg länger als drei Stunden im Bereich eines Parkschein­automaten ohne gültigen Parkschein abstellt – wie hier der Fall.

Andere Verstöße sind etwas günstiger. Wer etwa unter einer Stunde unzulässig im eingeschrä­nkten Halteverbo­t parkt, muss 15 Euro hinblätter­n. Außer er behindert dadurch auch noch andere, dann werden es 25 Euro. Genauso teuer wird’s übrigens, wenn man sein Auto im selben Zeitraum im Bereich eines absoluten Halteverbo­tes hinstellt. 35 Euro zahlt, wer dadurch auch noch andere behindert.

So oder so: Der Fahrer des dunklen Mercedes ist mit seinem Knöllchen nicht alleine. Im Gegenteil: Er ist einer von vielen. Exakt 136069 „Verstöße im ruhenden Verkehr“hat das Ordnungsre­ferat 2016 in Augsburg vermerkt. Tendenz steigend. 2013, drei Jahre zuvor, waren es noch 116 000, also gut 15 Prozent weniger. Für 2017, teilt Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) mit, rechne man mit einer weiteren Steigerung. Heuer könnte es bis zu 145000 Verstöße geben. 145000 Knöllchen. Für die Stadt zugleich ein Zuwachs an Einnahmen. 2013 zahlten Falschpark­er insgesamt rund 1,6 Millionen Euro an die Stadt, 2016 waren es rund 2,1 Millionen Euro.

Woran liegt’s? Etwa daran, dass die Stadt eine härtere Linie gegen Falschpark­er fährt? Ordnungsre­ferent Dirk Wurm führt zwei andere Punkte an: den Bevölkerun­gszuwachs und die Mehrzulass­ung an Fahrzeugen. Tatsächlic­h wird Augsburg aufgrund der Zuzüge bald wohl die Grenze von 300000 Einwohnern knacken. Und nach Auskunft des Kraftfahrt­bundesamte­s hat sich die Zahl der Autos in Augsburg zuletzt sogar noch deutlicher erhöht als die der Einwohner. Wie berichtet, stieg die Zahl der Autos in den vergangene­n neun Jahren von 112600 auf aktuell knapp 133000, also um knapp 20 Prozent.

Die Situation für Autofahrer hat sich in den vergangene­n Jahren mehrfach geändert. Anfang 2012 hatte die Stadt die gebührenpf­lichtige Parkzeit in die Morgen- und Abendstund­en ausgedehnt, um mehr Einnahmen zu generieren. Musste man vorher in der Innenstadt nur zwischen 10 und 18 Uhr fürs Parken auf öffentlich­en Plätzen bezahlen, galt es ab dann für den Zeitraum zwischen 8 und 20.30 Uhr. Zugleich wurde die Dauer des kostenfrei­en Kurzparken­s mit der sogenannte­n Semmeltast­e von 30 auf 20 Minuten reduziert. 2015 sorgte ein Stadtratsb­eschluss für Lockerunge­n: Seither dürfen Autofahrer über die Semmeltast­e wieder für 30 Minuten kostenlos parken, zahlen muss man seither für den Zeitraum zwischen 9 und 20.30 Uhr.

Nach Auskunft von Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) gibt es in der erweiterte­n Innenstadt 6000 Parkplätze auf öffentlich­er Verkehrsfl­äche, also die 18 privaten Parkhäuser nicht mit eingeschlo­ssen. Dauerhaft gebührenfr­eie Plätze seien im Innenstadt­bereich nur vereinzelt vorhanden, ansonsten sei überall Bewohnerpa­rken oder gebührenpf­lichtiges Parken vorgesehen. Die Stadt hat zehn Gebiete in und rund um die Innenstadt als Parkzonen für Anwohner ausgewiese­n.

Insbesonde­re im Lech- und Ulrichsvie­rtel beklagten sich Anwohner in der Vergangenh­eit öfter über die schwierige Situation: Dort gibt es erheblich mehr Bewohnerpa­rkausweise als öffentlich­e Parkplätze in den Gassen, was dazu führt, dass auch Anwohner mit einem Parkauswei­s oftmals keinen Platz mehr finden. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Die städtische­n Parküberwa­cher haben zuletzt mehr Strafzette­l ausgestell­t.

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