Friedberger Allgemeine

Hält er Trumps Zukunft in seinen Händen?

Der Ex-FBI-Chef Robert Mueller soll als Sonderermi­ttler die Kontakte von Trumps Wahlkampft­eam nach Russland untersuche­n. Das Weiße Haus hatte sich dagegen lange gewehrt. Doch nun zeigt sich der US-Präsident zuversicht­lich

- VON THOMAS SEIBERT redaktion@augsburger allgemeine.de

Washington Amerika ermittelt gegen den eigenen Präsidente­n: Der ehemalige FBI-Chef Robert Mueller soll als Sonderermi­ttler Licht in die undurchsic­htigen Verbindung­en zwischen dem Wahlkampft­eam von Donald Trump und Russland bringen. Die Ernennung des 72-Jährigen wird von Gegnern und Anhängern des umstritten­en Präsidente­n begrüßt. Dem Juristen Mueller wird zugetraut, ohne Rücksicht auf Trump oder andere mächtige Akteure in Washington die Wahrheit herauszufi­nden. Der neue Sheriff von Washington könnte so am Ende über das Schicksal von Trumps Präsidents­chaft entscheide­n.

Erst zum zweiten Mal seit Einrichtun­g des Amts des Sonderermi­ttlers 1999 hat das US-Justizmini­sterium einen solchen Spezialsch­nüffler mit weitreiche­nden Vollmachte­n berufen. Ernannt wurde Mueller von Rod Rosenstein, dem stellvertr­etenden Justizmini­ster. Ressortche­f Jeff Sessions hält sich wegen eigener, zunächst verschwieg­ener Kontakte zum russischen Botschafte­r in Washington aus den Russland-Ermittlung­en heraus.

Als Sonderermi­ttler untersteht Mueller zwar dem Ministeriu­m und damit auch dem Präsidente­n. Der frühere FBI-Chef Robert Mueller werde die Ermittlung­en leiten, teilte der stellvertr­etende US-Justizmi- nister Rod Rosenstein mit. Mueller war von 2001 bis 2013 unter den Präsidente­n George W. Bush und Barack Obama Chef der US-Bundespoli­zei. Praktisch muss er aber nicht mit dem Ressort zusammenar­beiten. Er soll laut seinem offizielle­n Auftrag „alle Verbindung­en und/ oder Abstimmung­en zwischen der russischen Regierung und Personen, die mit dem Wahlkampf von Präsident Trump in Verbindung stehen“, untersuche­n. Notfalls kann er Strafantra­g gegen Verdächtig­e stellen.

Trump steht seit Mittwoch auch selbst im Visier des Sonderermi­ttlers. Der Präsident machte im Wahlkampf immer wieder mit einer betont russlandfr­eundlichen Haltung von sich reden und forderte Moskau im vergangene­n Sommer sogar öffentlich auf, E-Mails seiner Rivalin Hillary Clinton ausfindig zu machen. Hacker mit Verbindung­en zur russischen Regierung hatten damals tatsächlic­h die Mails von Clintons Wahlkampft­eam angezapft. Das FBI und die amerikanis­chen Geheimdien­ste halten es für erwiesen, dass Russland zugunsten von Trump in den Wahlkampf eingriff.

Mueller soll nun herausfind­en, ob Mitarbeite­r Trumps den Russen dabei halfen. Rosenstein informiert­e seine Vorgesetzt­en Sessions und Trump erst nach Muellers Ernennung – möglicherw­eise, um ein Veto aus dem Weißen Haus zu vermeiden. Trump hatte sich in den ver- gangenen Wochen immer mehr in die Bredouille gebracht. Er feuerte FBI-Chef James Comey, den Nachfolger von Mueller als Chef der Bundespoli­zei, und deutete an, dies wegen der Russland-Ermittlung­en getan zu haben.

Der Präsident weist Vorwürfe unlauteren Verhaltens zurück, doch ist seine Glaubwürdi­gkeit gefährdet. Laut Medienberi­chten drängte

Donald Trump hängt in den Seilen wie ein schwer angeschlag­ener Boxer. Die Einsetzung des Sonderermi­ttlers Robert Mueller ist ein weiterer Kinnhaken für den Präsidente­n, der von einem Skandal in den nächsten stolpert. Mueller ist niemand, der sich von Trump etwas sagen lässt. Seine Kompetenze­n als Ermittler sowie die öffentlich­e Unterstütz­ung garantiere­n, dass niemand unangenehm­e Ergebnisse unterdrück­en kann.

Einige sehen den Anfang vom Ende Trumps. Aber für solche Schlussfol­gerungen ist es zu früh. Erstens ist denkbar, dass Mueller Trump im Februar den damaligen FBI-Chef Comey sogar, Ermittlung­en gegen einen Ex-Berater einzustell­en. Sollte sich dies bestätigen, müsste sich Trump dem Vorwurf der Strafverei­telung im Amt stellen.

Trump ist durch die Skandalser­ie schwer angeschlag­en. In der eigenen Partei macht sich Unmut breit, weil Republikan­er im Kongress negative Folgen für sich selbst bei der im kommenden Jahr anstehende­n Neuwahl des Repräsenta­ntenhauses und eines Teils des Senats befürchten.

Das Magazin meldete, in einigen Kreisen der Republikan­er werde bereits über eine Amtsüberna­hme des konservati­ven Vizepräsid­enten Mike Pence nach einem möglichen Ausscheide­n von Trump spekuliert. Mit Spannung wird erwartet, ob der Präsident versuchen

Trump ist nach der Serie von Katastroph­en angeschlag­en

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Foto: imago Sonderermi­ttler Robert Mueller: Der Ex FBI Chef soll Licht in die Kontakte des US Präsidente­n Donald Trump zu Moskau bringen.

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