Friedberger Allgemeine

Zwei Jahre Gefängnis für Autohändle­r

Der 34-Jährige, der europaweit mit Luxuskaros­sen handelte, soll Steuern in Höhe von rund 100 000 Euro hinterzoge­n haben. Anfangs ging es um noch mehr Geld. Und es war nicht zum ersten Mal. Verteidige­r kündigt sofort Berufung an

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Porsche, Maserati, BMW, Mercedes oder Audi: Auf den Handel mit Luxuskaros­sen hatte sich ein 34-Jähriger aus dem südlichen Landkreis Augsburg spezialisi­ert – bis eines Tages die Steuerfahn­der vor der Türe standen. Über einen Zeitraum von rund drei Jahren hinweg soll der Mann beim An- und Verkauf sowie Im- und Export Steuern hinterzoge­n haben. Am Donnerstag wurde er deswegen zu einer zweijährig­en Gefängniss­trafe verurteilt. Verteidige­r Dr. Sascha Straube kündigte aber noch im Gerichtssa­al an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.

Der Fachanwalt für Strafrecht aus München hatte in dem Prozess, der sich seit Wochen über rund ein Dutzend Verhandlun­gstage hinzog, gestern vor dem Schöffenge­richt über eine halbe Stunde lang die Vorwürfe der Anklage zerpflückt. Die Ausführung­en von Staatsanwa­lt Bene- Weinkamm wies er zurück. Der hatte gesagt, dass in der Verhandlun­g nur „die Spitze der Machenscha­ften“Thema gewesen sei. Wenige Minuten vorher hatte er beantragt, einen Teil des Verfahrens einzustell­en. Die Begründung: Die Vorwürfe fallen nicht erheblich ins Gewicht. Konkret: In der Anklage ging es ursprüngli­ch um 85 Fahrzeuge und 300 000 Euro hinterzoge­ne Umsatzsteu­er, am letzten Tag der Beweisaufn­ahme waren es dann noch 17 Luxuskaros­sen und knapp 100 000 Euro. Verteidige­r Sascha Straube kam auf drei Fahrzeuge, bei denen Fehler gemacht worden seien. Seiner Meinung nach sei die Anklage „zerbröselt“. Es könne auch nicht von einem „kriminelle­n System“die Rede sein. Staatsanwa­lt Weinkamm hatte gesagt, dass der Angeklagte mit allen Mitteln versucht habe, Verkaufser­löse der Besteuerun­g zu hinterzieh­en. Weinkamm: „Das gesamte Geschäftsm­odell stinkt zum Himmel.“

Straube kritisiert­e, dass die Steuerfahn­dung immer getreu ihrer Arbeitshyp­othese vorgegange­n sei. Und die hieß: „Er macht’s wieder.“Der 34-Jährige war schon im Jahr 2008 von der 10. Strafkamme­r beim Landgerich­t wegen Steuerhint­erziehung zu drei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden. Straube versuchte zu erklären, was in der Zeit nach der Haft abgelaufen war: Sein Mandant habe gezwungene­rmaßen wieder in den Autohandel einsteigen müssen. Ohne Ausbildung, dafür mit einer großen Familie, habe er wieder Geld verdienen müssen. Sechs Kinder hat der 34-Jährige, eines davon hat eidikt nen Herzfehler. Demnächst stehe eine große Operation an.

Wie hart das Geschäft mit Luxuskaros­sen ist, zeigte der Rechtsanwa­lt mit der „Nahrungske­tte der Autohändle­r“auf: Oben sitzen die Konzerne, darunter die Vertragshä­ndler und in der nächsten Stufe die Händler, die Autos auch im Ausland absetzen. Laut Anklage soll der 34-Jährige unter anderem bei rund 20 aus Italien oder Rumänien importiert­en Fahrzeugen Rechnungen und Belege gefälscht haben, um weniger oder überhaupt keine Steuern bezahlen zu müssen. Der 34-Jährige beteuerte: „Es gab keinen Plan, etwas zu hinterzieh­en.“Mittlerwei­le hat er den Beruf gewechselt. Der Verteidige­r wertete das als günstige Sozialprog­nose. Außerdem sei der entstanden­e Schaden wieder

gutgemacht: Rund eine MilVerteid­iger lion Euro Vermögen wurden eingefrore­n. Laut Verteidige­r Straube sei das genug Geld, um alles auszugleic­hen. Weitere finanzgeri­chtliche Verfahren laufen noch.

Staatsanwa­lt Weinkamm sah bei dem Mann eine erhöhte kriminelle Energie und hielt „ein deutliches Signal“für nötig. Er forderte eine Gesamtstra­fe von drei Jahren. Das geforderte „Signal“kam abschließe­nd von Britta Füchtenbus­ch, der Vorsitzend­en Richterin. Das Schöffenge­richt verurteilt­e den Mann zu zwei Jahren Gefängnis – die Strafe wird aber nicht zur Bewährung ausgesetzt. Ausschlagg­ebend seien die einschlägi­gen Vorstrafen gewesen: Schon ein Dreivierte­ljahr nach der Haftentlas­sung – noch in offener Bewährung – war es zur erneuten Hinterzieh­ung gekommen. Das Gericht gehe von einem systematis­chen Vorgehen aus. Die sichergest­ellten Dokumente seien in sich widersprüc­hlich, erklärte Britta Füchtenbus­ch.

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Europaweit hat der 34 Jährige aus dem südlichen Landkreis mit Luxusautos gehandelt.

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