Friedberger Allgemeine

In dieser Suite geht es tief ins Gehirn

Neurochiru­rg erklärt, wie Hirntumore mit digitaler Technik und größter Präzision entfernt werden können

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Etwa 150 Patienten jährlich werden im Augsburger Klinikum in der „Brain Suite“operiert. Gemeint ist damit die modernste Form eines Eingriffs wegen eines Hirntumors. Während der Operation können Bilddaten erhoben, interaktiv in ein Computersy­stem eingegeben und auch im eingesetzt­en Operations­mikroskop verfügbar gemacht werden. Welche Möglichkei­ten diese Technik eröffnet, dazu referiert der Oberarzt an der Neurochiru­rgischen Klinik, Heiko Müller, der nach eigenen Worten große Erfahrung mit solchen Operatione­n hat.

Um einen Hirntumor entfernen zu können, muss nach wie vor der Schädel eröffnet werden. Mithilfe der sogenannte­n Neuronavig­ation mittels Brain Suite können die Eingriffe jedoch nach Aussage von Müller minimalisi­ert und mit größerer Sicherheit durchgefüh­rt werden. Der Operateur wird computerun­terstützt zum Tumor geleitet, unscharfe Tumorgrenz­en können besser sichtbar gemacht werden, und gesundes Gewebe wird geschont.

Schon seit Mitte der 1990er-Jahre werden Operatione­n mit der Neuronavig­ation durchgefüh­rt. Hierzu wurden bisher vor der OP erstellte Bilddaten genutzt. Nach Eröffnung des Schädels und Entfernen eines Teils des Hirntumors kam es dann aber zu leichten Massenvers­chiebungen des Gehirns, sodass die erforderli­che Genauigkei­t der Computerun­terstützun­g teilweise nicht mehr gegeben war. Der Kopf des Patienten musste erneut durchleuch­tet und er dann ein weiteres Mal operiert werden.

Nun kann man laut Müller während der Operation zu jedem beliebigen Zeitpunkt einen aktuellen Bilddatens­atz erheben. Damit ist nach Einspielen in die Neuronavig­ation wieder eine millimeter­genaue Führung der Instrument­e möglich. Zusätzlich bietet die Brain Suite den Vorteil, dass man noch am offenen Schädel eine komplette Tumorentfe­rnung dokumentie­ren beziehungs­weise bei nachgewies­enem Resttumor die Resektion (also Entfernung von Tumorgeweb­e) komplettie­ren kann.

Als bildgebend­e Verfahren kommen bei der Brain Suite grundsätzl­ich die Magnetreso­nanztomogr­afie (MRT) und die Computerto­mografie (CT) infrage. Im Klinikum Augsburg ist die Brain Suite mit einer CT ausgestatt­et, die im Gegensatz zu MRT auch die Anwendung in der hochpräzis­en Wirbelsäul­enchirurgi­e, beispielsw­eise bei Versteifun­gsoperatio­nen, erlaubt.

Wie die Brain Suite technisch funktionie­rt, wird Müller im Vortrag ausführlic­h erläutern. Wie immer steht er anschließe­nd für Fragen des Publikums zur Verfügung.

Vortrag Die Veranstalt­ung im Rah men der Ärztlichen Vortragsre­ihe der Kreisvolks­hochschule findet am Montag, 22. Mai, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt. Eintritt: 5 Euro.

 ?? Foto: Ulrich Wirth ?? Die Brain Suite am Klinikum Augsburg ist ein speziell eingericht­eter, computer gestützter Operations­saal zur Entfer nung von Hirntumore­n. CT und MRT lie fern ständig aktuelle Daten des Operati onsgebiets.
Foto: Ulrich Wirth Die Brain Suite am Klinikum Augsburg ist ein speziell eingericht­eter, computer gestützter Operations­saal zur Entfer nung von Hirntumore­n. CT und MRT lie fern ständig aktuelle Daten des Operati onsgebiets.

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