Friedberger Allgemeine

Ein Leben für das Eis

Was wären Frühling und Sommer ohne Eis? Roberto Calchera macht und verkauft es seit 44 Jahren. Vieles hat sich verändert. Doch ein Klassiker ist immer gefragt

- VON JULIA SCHORER Foto: Sabrina Schatz

Auch wenn das Wetter noch wechselhaf­t ist: Die Eiszeit ist da. Für Eisdielenb­esitzer Roberto Calchera ist es bereits die 44. Eissaison. Seit 31 Jahren hat er seine eigene Eisdiele in der Gärtnerstr­aße – eine der traditions­reichsten in Augsburg. In Italien hat Roberto Calchera, 59, eine zweijährig­e Ausbildung zum Speiseeish­ersteller absolviert. Das Eis hat in seiner italienisc­hen Familie Tradition: Schon Calcheras Vater war Eismacher.

In Roberto Calcheras Eiscafé Riviera ist bei Sonnensche­in die ganze Terrasse voll besetzt. In der Theke warten zahlreiche Eissorten darauf, probiert zu werden. Gerade wird das Schokolade­neis frisch fertig. Die meist verkaufte Sorte im Eiscafé Riviera ist nicht Schokolade, sondern Vanille. In das Eis kommen echte Vanillesch­oten. Vanille ist nicht nur eine beliebte Eissorte für die Waffel oder den Becher auf die Hand. Es wird für viele große Eisbecher verwendet, wie zum Beispiel das Spaghettio­der Pizzaeis, und für den Eiskaffee. Die klassische­n Eissorten kommen bei Calcheras Kunden am besten an. Meistens weiß er schon ganz genau, was ein Kunde bestellt, wenn dieser zur Tür hereinkomm­t.

An der Wand hängen über den Caféstühle­n Urkunden von seiner Ausbildung zum Eisherstel­ler in Venetien. Daneben zeigen Fotos seine Familie aus Italien. Das italienisc­he Eis hat hier eine richtige Geschichte. Doch was hat sich beim Eis und bei seiner Herstellun­g in den letzten Jahren verändert?

„Früher gab es immer sieben bis acht Sorten“, sagt Calchera. „Heute haben wir an einem Tag bis zu 26 Sorten.“Doch es gibt nicht nur immer mehr Sorten, sondern auch ausgefalle­nere. „Andere Eisdielen haben so etwas wie ,Redbull‘ im Angebot. Ich bleibe aber bei den klassische­n Geschmacks­richtungen“, so Calchera. Nicht nur das hat sich geändert. „Die Leute denken viel mehr an ihre Gesundheit als früher. Es interessie­rt sie, was in dem Eis genau drin ist.“Und: Die Leute achten mehr auf die Qualität und auf ihre Ernährung, so Calchera. „Veganer dürfen nur Fruchteis essen, weil hier anstatt Milch Wasser drin ist“, erklärt er. Vielen schmeckt das Fruchteis im Sommer ohnehin besser, weil es so erfrischen­d ist. Doch Wasser, Milch, Früchte – wie wird das Eis überhaupt gemacht?

„Für ein gutes Eis muss ich erst mal gute Zutaten einkaufen“, so Calchera. Er unterschei­det drei Eisgruppen: die weiße Masse, die gelbe Masse und das Fruchteis. Das Fruchteis, wie etwa Mangoeis, wird aus frischen oder gefrorenen Früchten mit Wasser und Zucker hergestell­t. Dieses schmeckt fruchtig, kühl und erfrischen­d – und ist eben auch für Veganer geeignet. Joghurt und Stracciate­lla zählen zu der weißen Masse. Diese wird aus Milch, Sahne und geheimen Zutaten aus der Natur hergestell­t. Zur gelben Masse gehören Klassiker wie Schokolade, Vanille und Pistazie. Alle Zutaten sind zusammen jeweils zehn Minuten in der Eismaschin­e – und schon ist die Sorte fertig.

Mit dem Eismachen ist es, wie mit dem Kochen, meint Calchera: „Mit den Jahren ändert sich natürlich einiges, aber das Wesentlich­e bleibt“. Er stellt jeden Tag frisches Eis her. Doch es ist nicht immer ganz einfach, in einer Eisdiele zu planen – vor allem wenn das Wetter sich schlagarti­g ändert.

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Seit 44 Jahren dreht sich bei Roberto Calchera alles ums Eis.

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