Wenn das Dorf zum Stadtteil wird
Der Strukturwandel schafft viele Probleme – vom Bauen und Wohnen bis zur Nahversorgung. Die Stadt will gemeinsam mit den Bewohnern Konzepte entwickeln, wie das alles zu bewältigen ist
Friedberg Nicht nur in der Friedberger Kernstadt, auch in den Ortsteilen wird eifrig gebaut und für die Daseinsvorsorge der Bürger geplant. Das machte der einstündige Bericht deutlich, den Bürgermeister Roland Eichmann in Bachern bei der Bürgerversammlung für die südlichen Stadtteile gab. Weil der Strukturwandel dort viele Probleme schafft, sollen gemeinsam mit den Bewohnern Entwicklungskonzepte erarbeitet werden. Diese Aufgabe will die Stadtverwaltung nicht einem Fachbüro überlassen, sondern selbst in die Hand nehmen. Zuerst sind Haberskirch und Rinnenthal an der Reihe, nach und nach sollen weitere Ortsteile folgen. Themen für die Konzepte könnten laut Eichmann neben individuellen Problemen Bauen und Wohnen, Natur und Umwelt, Einzelhandel, Soziales und Verkehr sein. „Wir wollen den Leuten aber nichts vom Schreibtisch aus überstülpen“, betonte er; es sei an drei Veranstaltungen in jedem Ortsteil gedacht ist.
Die weiteren Themen der Bürgerversammlung:
Hochwasserschutz Der Bau des Rückstaubeckens am Eisbach in Bachern hat begonnen. Es schützt auch umliegende Dörfer wie Rohrbach, Eurasburg und Rinnenthal. „Trotz dieser deutlichen Verbesserung kann es aber keine hundertprozentige Sicherheit geben“, räumte Eichmann ein. Für 1,8 Millionen Euro entsteht zwischen Bachern und Ried ein Rückstaubecken, das 40 000 Kubikmeter Wasser fasst. Zusätzlich werden zwei Dämme mit einer Gesamtlänge von 300 Metern gebaut (wir berichteten).
Mobilfunk In seinem Bericht ging Eichmann auch auf das überarbeitete Mobilfunk-Konzept aus dem Jahr 2002 ein. Vom Umweltinstitut München hat Friedberg eine soge- nannte Immissionskarte erstellen lassen. Sie wird auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht und soll mehr Transparenz für die Bürger schaffen. Damit die Karte die aktuelle Situation im Stadtgebiet möglichst exakt widerspiegelt, soll sie regelmäßig erneuert werden. „Damit haben wir jetzt ein gutes Instrument an der Hand, um die Debatten zu versachlichen“, meinte Eichmann.
Wohnen An der Greinerstraße in Hügelshart haben die Baywa und die Augsburger Bauträgerfirma Asset GmbH eine sogenannte Effizienzhaus-Plus-Siedlung mit 13 Wohneinheiten entwickelt. Weil ein Teil des erzeugten Stroms in das öffentli- che Netz fließt, bekommen die Bewohner eine sogenannte Einspeisevergütung. Auch in Paar-Harthausen gibt es 14 neue Wohneinheiten und voraussichtlich bald einen neuen Dorfladen, sobald ein geeigneter Standort dafür gefunden ist.
Investitionen Die Bürger in Ottmaring dürfen sich über die Erneuerung des Paar-Stegs und ein modernes Löschfahrzeug freuen, das 325000 Euro kostet und bis Ende des Jahres geliefert werden soll. In Rederzhausen wurde der Spielplatz vergrößert, ab September soll es in den Räumen der ehemaligen Sparkassen-Filiale eine Kindergartenund eine Krippengruppe geben. Dafür stellt die Stadt rund 600000 Euro bereit. Rund 300 Quadratmeter stehen zur Verfügung, das Grundstück am St.-Thomas-Weg misst etwa 1100 Quadratmeter und verfügt auch über Parkplätze. Mit dem Betrieb der neuen Einrichtung wurde der Kinderheimverein Friedberg betraut, der bereits mehrere Kitas betreibt.
Weitere Punkte im Bericht des Bürgermeisters waren die Außenbereichs-, Einbeziehungs- und Klarstellungssatzungen in Rinnenthal, der geplante Anschluss von Eurasburg an die Kläranlage Mittlere Paar sowie der auf rund 13 Millionen Euro geschätzte Neubau des Friedberger Bauhofs.
Hundekot In der anschließenden Diskussion mit den Zuhörern ging es unter anderem um die Straßenausbaubeitragssatzung sowie ein weiteres leidiges Thema, das fast bei jeder Bürgerversammlung zur Sprache kommt: Die Häufchen von nicht angeleinten Hunden im Naherholungsgebiet an der Paar und die auswärtigen Besitzer nerven die Einheimischen. „Da sollten wir die Kirche im Dorf lassen“, bat Eichmann um mehr Toleranz, denn rechtlich lasse sich eine Leinenpflicht nicht durchsetzen. „Außerdem haben wir in Friedberg weder einen Ordnungsdienst noch genügend Polizei, um auf freiem Feld irgendwelche Anordnungen zu kontrollieren“, erwiderte der Bürgermeister.