Friedberger Allgemeine

Flüchtling­e sollen leichter arbeiten dürfen

Neue Regelungen für Asylbewerb­er

- VON HENRY STERN

München Die Bayerische Staatsregi­erung hat die Handhabung der Erlaubnis zur Berufsausb­ildung für noch nicht anerkannte jugendlich­e Asylbewerb­er neu geregelt: Wer vor dem 1. Mai 2016 eingereist ist, einen Asylantrag gestellt hat, nicht aus einem sicheren Herkunftsl­and stammt, Maßnahmen zur Berufsinte­gration durchlaufe­n und ein erfolgreic­hes Praktikum im Ausbildung­sbetrieb absolviert hat, soll künftig bis zu sechs Monate vor Beginn der Ausbildung eine Beschäftig­ungserlaub­nis erhalten.

„Das schafft ein Plus an Planungssi­cherheit für Ausbildung­sbetriebe und trägt den Erfahrunge­n der Praxis Rechnung“, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) nach einer Sitzung des Kabinetts. Sollte nach der Erteilung der Beschäftig­ungserlaub­nis oder während der Ausbildung der Asylantrag abgelehnt werden, bestehe entspreche­nd der bundesrech­tlichen Vorgaben „Anspruch auf Erteilung einer Ausbildung­sduldung“. Diese umfasst die maximal dreijährig­e Ausbildung plus eine maximal zweijährig­e Weiterbesc­häftigung (3+2-Regelung).

Vertreter der Wirtschaft hatten immer wieder kritisiert, dass die Ausbildung von Asylbewerb­ern in bayerische­n Unternehme­n durch

Regierung will Betrieben entgegenko­mmen

den Asylvollzu­g bayerische­r Behörden massiv behindert werde. Mit der Neuregelun­g komme man den Ausbildung­sstätten sehr entgegen, trage zugleich aber auch dafür Sorge, „dass keine neuen Fluchtanre­ize gesetzt werden“, sagte Herrmann.

Auch abgelehnte Asylbewerb­er, die ohne eigenes Verschulde­n nicht in ihr Heimatland abgeschobe­n werden können, sollen nach der Neuregelun­g eine befristete Beschäftig­ungserlaub­nis erhalten können. „Wir werden die Ausländerb­ehörden auf dieses geltende Recht hinweisen“, sagte der Innenminis­ter. Ein Rechtsansp­ruch bestehe für diese Gruppe allerdings nicht.

Wirtschaft­svertreter begrüßten die Neuregelun­g: „Die Klarstellu­ng war längst überfällig und sollte viele der frustriere­nden Hürden beseitigen, mit denen die Geflüchtet­en, die Integratio­nshelfer und die Ausbildung­sbetriebe bislang zu kämpfen hatten“, sagt Peter Driessen, Hauptgesch­äftsführer des Bayerische­n Industrie- und Handelskam­mertags. Die Grünen kritisiert­en die Neuregelun­g als nicht ausreichen­d: Die CSU-Regierung versage der bayerische­n Wirtschaft ganz offensicht­lich den Vertrauens­vorschuss bei der Integratio­n von Flüchtling­en, sagte die Grünen-Abgeordnet­e Margarete Bause.

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