Friedberger Allgemeine

Krisenzent­rum soll Trump abschirmen

Die Russland-Affäre setzt dem Präsidente­n zu. Im Weißen Haus steht ein großes Stühlerück­en bevor. Dabei gibt es viele Verlierer – aber offenbar auch einen Gewinner

- VON THOMAS SPANG

Washington Fast unbemerkt verabschie­dete sich ein hoher Berater nach dem anderen aus dem Reisetross des Präsidente­n. Erst verschwand­en Trumps Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, und Chefstrate­ge Stephen Bannon. Nach Abschluss der Israel-Visite kehrte dann auch Chefberate­r Jared Kushner vorzeitig an den Potomac zurück. US-Präsident Donald Trump ging derweil allen Fragen der Medien aus dem Weg. Ein Novum in der Geschichte reisender Präsidente­n und Zeichen dafür, wie sehr die Russland-Affäre dem Weißen Haus zu schaffen macht.

In Washington verdichtet­en sich nach Trumps Rückkehr die Anzeichen eines großes Stühlerück­ens, das helfen soll, die Dauerkrise zu beenden. Mehrere US-Medien berichten über einen Plan Trumps, neue Strukturen und Zuständigk­eiten im Weißen Haus zu schaffen. Nach dem Vorbild Bill Clintons in der Lewinsky-Affäre soll künftig ein Krisenzent­rum die Reaktionen koordinier­en, wenn bei den Ermittlung­en über das mutmaßlich­e Zusammenwi­rken des Trump’schen Wahlkampf-Teams mit Russland Neues herauskomm­t.

Der große Gewinner könnte Bannon heißen, der nach Informatio­nen von an die Spitze dieses „War Rooms“rücken soll. An seiner Seite kehren voraussich­tlich zwei vertraute Gesichter aus dem Vorwahlkam­pf zurück: Trumps erster Wahlkampfm­anager Corey Lewandowsk­i und dessen Stellvertr­eter David Bossie. Sollten sich diese Informatio­nen bestätigen, wären dies keine guten Nachrichte­n für den Mann, der dem Präsidente­n bisher wie ein Schatten folgt. Trumps Schwiegers­ohn Kushner hatte nach einem internen Machtkampf im West Wing Bannon in den Hintergrun­d gedrängt und bei den Vorwahlen für den Rauswurf Lewandowsk­is gesorgt. Die

berichtet, der von seinen Gegenspiel­ern im Weißen Haus „Prinzling“genannte Schwieger- sohn wirke „ungewöhnli­ch bedrückt“. Freunden gegenüber habe Kushner Amtsmüdigk­eit zu erkennen gegeben und daran erinnert, Ehefrau Ivanka und er hätten stets vorgehabt, alle sechs Monate neu zu evaluieren, ob sie in Washington bleiben wollten.

Kushner rückte ungewollt ins Zentrum der Russland-Affäre seit in den Medien durchsicke­rte, das FBI ermittele gegen den Chefberate­r. Die enthüllte am Freitag, Trumps Schwiegers­ohn habe versucht, einen geheimen Rückkanal mit Moskau zu schaffen. Experten weisen darauf hin, der Versuch einer Privatpers­on, einen solchen Kanal mithilfe einer gegnerisch­en Macht einzuricht­en, um Kommunikat­ion vor der US-Regierung zu verstecken, könnte den Tatbestand der Spionage erfüllen. Der ehemalige CIA-Direktor Michael Hayden nennt den Vorgang „beispiello­s“. Allein die Idee dazu zeuge von „Ignoranz, Chaos und Hybris“.

Als Verlierer des erwarteten Stühlerück­ens werden auch Kommunikat­ions-Direktor Mike Dubke und Trumps Sprecher Sean Spicer gesehen. Spicer könnte durch Stellvertr­eterin Sarah Sanders ersetzt werden, die dann nur noch gelegentli­ch vor die Presse tritt. Erwogen wird die Aufgabe des täglichen Briefings der Korrespond­enten. Stattdesse­n könnte Trump häufiger auf Kundgebung­en oder in freundlich

Wird der Stabschef nach Athen geschickt?

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