Polizei soll Fehler gemacht haben
Eine Frau wird vor ihrem Zelt vergewaltigt. Ihr Freund fleht am Telefon um Hilfe. Doch in der Notrufzentrale glaubt man ihm nicht
Bonn Vor dem Prozess in Bonn gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger einer jungen Camperin bei Bonn setzen Details aus der Notrufzentrale die Polizei unter Druck. Nach Angaben der Rheinischen
Post hatte eine Beamtin der Bonner Polizeileitstelle den Notruf des Freundes der Frau zunächst als dummen Scherz abgetan. „Hallo, meine Freundin wird gerade vergewaltigt“, soll der Anrufer geflüstert haben. Ein entsprechendes Protokoll aus der Telefonzentrale finde sich in den Akten zu dem Fall. Der Mann telefonierte heimlich vom Zelt aus, während sich der mutmaßliche Täter draußen an der Frau verging. Dem abgelehnten Asylbewer- ber aus Ghana gelang nach der Tat die Flucht.
Die Polizistin soll den Freund am Telefon lediglich gefragt haben: „Sie wollen mich nicht verarschen, oder?“Sie habe nach dem kurzen Gespräch versprochen, Kollegen zu schicken, aber keinerlei Hilfe am Telefon geleistet, sich mit „Danke, tschö“verabschiedet und aufgelegt. Auch ein zweiter Anruf in der Notrufzentrale blieb demnach erfolglos.
Die junge Camperin war Anfang April in Troisdorf bei Bonn überfallen und vergewaltigt worden. Der Täter hatte die beiden Opfer mit einer Astsäge bedroht, die er vorher den Teilnehmern einer Grillparty gestohlen haben soll. Dann zwang der bewaffnete Mann die Frau dazu, aus dem Zelt zu kommen. Während er sie vergewaltigte, musste ihr Freund im Zelt ausharren – denn der Unbekannte drohte, die Frau umzubringen, sollte der 26-Jährige eingreifen.
„Das Verhalten des Mannes war richtig“, sagte damals ein Polizeisprecher, als vor allem im Internet die Frage diskutiert wurde, warum er seine Freundin nicht verteidigt hatte. Hätte der Freund eingegriffen, hätte es noch schlimmer kommen können. Der mutmaßliche Täter wurde wenige Tage später festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Sein Prozess soll im Herbst beginnen.