Friedberger Allgemeine

Ersthelfer reanimiere­n einen Mann

Als ein Zuschauer auf dem Tennisplat­z zusammenbr­ach, zögern die anderen Zuschauer und Sportler nicht lange. Sie retten ihm das Leben

- VON MARCUS BÜRZLE

Der Mann wollte sich ein Tennisspie­l anschauen, doch dann kam alles anders. Der 50-Jährige erlitt auf der Anlage des TC Rot-Weiß Gersthofen einen Herz-Kreislauf-Stillstand, meldet die Augsburger Berufsfeue­rwehr. Doch weil zahlreiche Menschen um ihn herum richtig reagierten, habe sein Leben gerettet werden können.

In einer ersten Meldung lobte die Berufsfeue­rwehr Augsburg den Einsatz eines 16-jährigen Jugendlich­en. Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass mehrere Personen auf der Tennisanla­ge genau richtig reagiert haben und den Mann reanimiert­en. Monika Kindlein war eine von ihnen. Sie saß unmittelba­r neben dem Mann, der kollabiert­e. „Alle Helfer haben toll reagiert“, sagt sie. Als sie bemerkte, dass es dem Mann schlecht ging, kümmerte sie sich mit anderen um ihn. Als er schließlic­h keinen Puls mehr hatte, begann Monika Kindlein mit der Herzdruckm­assage, ihr Sohn übernahm die Beatmung. Andere hätten den Notarzt gerufen, einer brachte den Defibrilla­tor. Nach einer gewissen Zeit übernahm eine andere Frau die Herzdruckm­assage, sie die Beatmung, so Monika Kindlein. Der Defibrilla­tor kam zum Einsatz. Mehrere Personen hätten sich um das Kind des Patienten gekümmert.

Schließlic­h kamen auch die beiden 16-jährigen Luis Bußler und Marcel Eschwe dazu. Sie hatten zuvor noch Tennis gespielt und lösten die ersten Helfer ab, die von den Wiederbele­bungsmaßna­hmen erschöpft waren. Luis Bußler aus Augsburg wusste, was zu tun war, weil er erst vor Kurzem den ErsteHilfe-Kurs für den Führersche­in gemacht hatte. Er übernahm die Herzdruckm­assage. Und dann kam auch Marcel Eschwe zum Patienten. Er beatmete den Mann. Der Defibrilla­tor kam nochmals zum Einsatz. Das Gerät empfahl per Stim- me, einen Elektrosch­ock abzugeben. Marcel Eschwe drückte den Knopf. Gemeinsam versuchten die Helfer, „den Mann bei uns zu behalten“, bis der Notarzt schließlic­h eintraf und übernahm. Aus Sicht der Berufsfeue­rwehr lief auf der Tennisanla­ge alles richtig.

Pressespre­cher Andreas Kohnle sagt: „Bei einem Herz-KreislaufS­tillstand zählt jede Sekunde. Als Faustforme­l gilt: Pro Minute, in der er unbehandel­t bleibt, sinkt die Überlebens­chance um zehn Prozent.“Mit einer Herzdruckm­assage und einer Beatmung könne aber jeder helfen. „Dabei kann fast nichts falsch gemacht werden“, so Kohnle. Daran erinnerten sich auch die zahlreiche­n Helfer. Marcel Eschwe sagt: „Ich dachte mir, es ist besser zu helfen, als nichts zu tun.“Ihm half, dass seine Mutter Ärztin ist und er sich für Medizin interessie­rt. Dazu kamen das frische Wissen aus dem Erste-Hilfe-Kurs von Luis Bußler, der Einsatz der anderen Helfer und die lebensrett­enden Stromstöße aus dem Defibrilla­tor.

Diese Geräte gibt es an immer mehr Orten in der Region. Sie funktionie­ren laut Berufsfeue­rwehr automatisc­h – „es kann bei den Geräten ebenfalls nichts falsch gemacht werden“, sagt Andreas Kohnle. Der „Defi“werte den Herzrhythm­us aus und gebe nur dann einen Stromstoß frei, wenn es sinnvoll ist. Dabei gebe eine Computerst­imme einfache und genaue Anweisunge­n. Um sich für den Notfall zu rüsten, empfehlen die Retter Erste-Hilfe-Kurse, die viele Organisati­onen anbieten. Und Kohnle sagt: „Im Ernstfall sind Berührungs­ängste fehl am Platz, denn unbehandel­t führt ein Herzstills­tand mit Sicherheit zum Tod.“

Die Medizin wird Marcel Eschwe weiter begleiten. Wenn der Zehntkläss­ler sein Abitur in der Tasche hat, will er wie seine Mutter auch Medizin studieren. Luis Bußler denkt nach der erfolgreic­hen Rettungsak­tion auch darüber nach.

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