Wie Unternehmen mit ihren Krisen umgehen
Die Augsburger Firmen Manroland, MAN Diesel & Turbo und UPM kämpfen in einem harten wirtschaftlichen Umfeld. Wie sie daran arbeiten und zwei von ihnen den Stellenabbau managen
Die Wirtschaft boomt – aber nicht in allen Branchen. Das bekamen in den letzten Monaten auch Augsburger Unternehmen zu spüren. Sie leiden unter rückläufigen Märkten und versuchen mit Stellenabbau oder Umstrukturierungsmaßnahmen den Weg aus der Krise zu finden. Wie gehen sie vor?
Manroland Web Systems Der Druckmaschinenhersteller Manroland rechnet wegen der immer stärker werdenden Digitalisierung bis 2018/2019 mit einem Rückgang im Neumaschinengeschäft für Rollenoffsetmaschinen von bis zu 50 Millionen Euro. Deshalb werden 280 der 1070 Mitarbeiter am Standort in eine Produktionsgesellschaft ausgegliedert, um Drittgeschäft zu generieren, die Auslastung zu optimieren und Arbeitsplätze zu erhalten. „Wir haben den Mitarbeitern in der Produktionsgesellschaft einen Arbeitsplatz zu gleichen Konditionen wie bislang angeboten. Inklusive Beschäftigungszusage bis 2019“, sagt Daniel Raffler, Mitglied der Manroland-Geschäftsführung. Die IG Metall kritisiert das Modell und bemängelt das Fehlen eines Zukunftskonzepts. „Ob es Sinn macht, sich nach wie vor aufs Kerngeschäft zu fokussieren statt alternative Geschäftsmodelle zu prüfen, halte ich für fragwürdig“, so erster Bevollmächtigter Michael Leppek. Sofortige Freistellungen von Mitarbeitern, die nicht in die Produktionsgesellschaft wechseln wollen, sorgten zudem für Wirbel. Unter der Belegschaft herrscht Unsicherheit.
MAN Diesel & Turbo Etwas ruhiger läuft der Strukturwandel nur wenige Meter weiter bei MAN Diesel & Turbo. Das Unternehmen, eine Tochter des VW-Konzerns, hat ebenfalls mit einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld zu tun und will deshalb weltweit 900 seiner 14 600 Stellen abbauen, 140 davon am Standort Augsburg mit rund 4000 Beschäftigten. Sorgenkinder sind vor allem die Sparten Turbomaschinen (Oberhausen, Berlin, Zürich) und Schiffsmotoren (Augsburg). Da diese Bereiche stark durch den Ölund Gaspreis sowie die wirtschaftliche Lage getrieben würden, seien die Investitionen der Kunden stark zurückgegangen, berichtet Vorstandsvorsitzender Uwe Lauber. Diesel & Turbo wies 2016 ein Minus von 29 Millionen Euro aus. „Wenn sich zwei von drei Segmenten
in einer kritischen Lage befinden, dann müssen sie handeln“, begründet Lauber den Stellenabbau. In Augsburg würde dies vorwiegend durch Altersteilzeit, Aufhebungsverträge und andere Mittel gelin-
„Hier kommen wir mit einem blauen Auge davon.“Betriebsbedingte Kündigungen gäbe es nicht. Dass sich die Gießerei immer wieder in Kurzarbeit befindet, ist laut Gewerkschafter Leppek, der bei MAN Diesel & Turbo auch im Aufsichtsrat sitzt, ein branchentypisches Vorgehen, dass man im Griff habe und das bei der Belegschaft akzeptiert sei. Positiv für den Standort Augsburg: Die dritte Sparte von MAN Diesel & Turbo, die Power-Sparte, kompensiert laut Lauber aktuell etwas die Krise. Mit der Entwicklung und dem Bau von Kraftwerken, unter anderem in Indonesien und der Karibik, sei man auf einem guten und auch zukunftsweisenden Weg. „Wenn ein Markt wegbricht, müs-
sen sie sich neue Geschäftsfelder suchen“, beschreibt Lauber. Mit neuen Konzepten wie Hybridkraftwerken könnte für Augsburg auch die Chance bestehen, längerfristig wieder Stellen aufzubauen. „Wir schrumpfen uns nicht nur gesund, sondern wir investieren auch“, verweist Lauber auf aktuelle Projekte und die Investitionen in den hochmodernen Turbolader-Prüfstand am Standort in Augsburg.
UPM Ähnlich wie bei Manroland ist es unter anderem der Digitalisierung geschuldet, dass grafische Papiere, wie sie von UPM in Augsburg produziert werden, immer weniger nachgefragt werden. Deshalb beschloss die Konzernzentrale in Finnland Anfang des Jahres, die Pagen.
piermaschine 2 in Augsburg still zu legen. 140 der rund 450 Stellen in der Produktion waren betroffen. Aber auch hier kam man wie MAN Diesel & Turbo ohne betriebsbedingte Kündigungen aus. Altersteilzeit, ohnehin auslaufende Beschäftigungsverhältnisse, die interne Jobvermittlung und die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt haben geholfen. Am Ende blieben 44 Mitarbeiter übrig, die in die Transfergesellschaft wechselten und nun zehn Monate Zeit haben, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. „Wir haben die schwere Situation gut gemeistert. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es so konstruktiv läuft“, beschreibt Betriebsrat Christian Korte. Einzelne Mitarbeiter hätten sich
sogar für die Mühen und Hilfen bedankt, in neue Jobs vermittelt zu werden. „Beide Parteien haben hart verhandelt, wir konnten uns aber immer in die Augen schauen. Es ging nicht darum, wer recht hat, sondern wie wir das Beste aus der Situation machen können“, sagt Korte und schickt so auch indirekt ein Lob an die Chefetage.
Werksleiter Gerhard Mayer ist die Erleichterung ebenfalls anzumerken und er blickt optimistisch in Zukunft. „Wir haben mit der PM 3 eine der besten Anlagen in ihrem Segment weltweit“, erzählt er. Zudem habe es Modernisierungszusagen aus der Zentrale in Finnland gegeben, die den Standort Augsburg stärken würden.