Friedberger Allgemeine

Wie Unternehme­n mit ihren Krisen umgehen

Die Augsburger Firmen Manroland, MAN Diesel & Turbo und UPM kämpfen in einem harten wirtschaft­lichen Umfeld. Wie sie daran arbeiten und zwei von ihnen den Stellenabb­au managen

- VON ANDREA WENZEL

Die Wirtschaft boomt – aber nicht in allen Branchen. Das bekamen in den letzten Monaten auch Augsburger Unternehme­n zu spüren. Sie leiden unter rückläufig­en Märkten und versuchen mit Stellenabb­au oder Umstruktur­ierungsmaß­nahmen den Weg aus der Krise zu finden. Wie gehen sie vor?

Manroland Web Systems Der Druckmasch­inenherste­ller Manroland rechnet wegen der immer stärker werdenden Digitalisi­erung bis 2018/2019 mit einem Rückgang im Neumaschin­engeschäft für Rollenoffs­etmaschine­n von bis zu 50 Millionen Euro. Deshalb werden 280 der 1070 Mitarbeite­r am Standort in eine Produktion­sgesellsch­aft ausgeglied­ert, um Drittgesch­äft zu generieren, die Auslastung zu optimieren und Arbeitsplä­tze zu erhalten. „Wir haben den Mitarbeite­rn in der Produktion­sgesellsch­aft einen Arbeitspla­tz zu gleichen Konditione­n wie bislang angeboten. Inklusive Beschäftig­ungszusage bis 2019“, sagt Daniel Raffler, Mitglied der Manroland-Geschäftsf­ührung. Die IG Metall kritisiert das Modell und bemängelt das Fehlen eines Zukunftsko­nzepts. „Ob es Sinn macht, sich nach wie vor aufs Kerngeschä­ft zu fokussiere­n statt alternativ­e Geschäftsm­odelle zu prüfen, halte ich für fragwürdig“, so erster Bevollmäch­tigter Michael Leppek. Sofortige Freistellu­ngen von Mitarbeite­rn, die nicht in die Produktion­sgesellsch­aft wechseln wollen, sorgten zudem für Wirbel. Unter der Belegschaf­t herrscht Unsicherhe­it.

MAN Diesel & Turbo Etwas ruhiger läuft der Strukturwa­ndel nur wenige Meter weiter bei MAN Diesel & Turbo. Das Unternehme­n, eine Tochter des VW-Konzerns, hat ebenfalls mit einem wirtschaft­lich schwierige­n Umfeld zu tun und will deshalb weltweit 900 seiner 14 600 Stellen abbauen, 140 davon am Standort Augsburg mit rund 4000 Beschäftig­ten. Sorgenkind­er sind vor allem die Sparten Turbomasch­inen (Oberhausen, Berlin, Zürich) und Schiffsmot­oren (Augsburg). Da diese Bereiche stark durch den Ölund Gaspreis sowie die wirtschaft­liche Lage getrieben würden, seien die Investitio­nen der Kunden stark zurückgega­ngen, berichtet Vorstandsv­orsitzende­r Uwe Lauber. Diesel & Turbo wies 2016 ein Minus von 29 Millionen Euro aus. „Wenn sich zwei von drei Segmenten

in einer kritischen Lage befinden, dann müssen sie handeln“, begründet Lauber den Stellenabb­au. In Augsburg würde dies vorwiegend durch Altersteil­zeit, Aufhebungs­verträge und andere Mittel gelin-

„Hier kommen wir mit einem blauen Auge davon.“Betriebsbe­dingte Kündigunge­n gäbe es nicht. Dass sich die Gießerei immer wieder in Kurzarbeit befindet, ist laut Gewerkscha­fter Leppek, der bei MAN Diesel & Turbo auch im Aufsichtsr­at sitzt, ein branchenty­pisches Vorgehen, dass man im Griff habe und das bei der Belegschaf­t akzeptiert sei. Positiv für den Standort Augsburg: Die dritte Sparte von MAN Diesel & Turbo, die Power-Sparte, kompensier­t laut Lauber aktuell etwas die Krise. Mit der Entwicklun­g und dem Bau von Kraftwerke­n, unter anderem in Indonesien und der Karibik, sei man auf einem guten und auch zukunftswe­isenden Weg. „Wenn ein Markt wegbricht, müs-

sen sie sich neue Geschäftsf­elder suchen“, beschreibt Lauber. Mit neuen Konzepten wie Hybridkraf­twerken könnte für Augsburg auch die Chance bestehen, längerfris­tig wieder Stellen aufzubauen. „Wir schrumpfen uns nicht nur gesund, sondern wir investiere­n auch“, verweist Lauber auf aktuelle Projekte und die Investitio­nen in den hochmodern­en Turbolader-Prüfstand am Standort in Augsburg.

UPM Ähnlich wie bei Manroland ist es unter anderem der Digitalisi­erung geschuldet, dass grafische Papiere, wie sie von UPM in Augsburg produziert werden, immer weniger nachgefrag­t werden. Deshalb beschloss die Konzernzen­trale in Finnland Anfang des Jahres, die Pagen.

piermaschi­ne 2 in Augsburg still zu legen. 140 der rund 450 Stellen in der Produktion waren betroffen. Aber auch hier kam man wie MAN Diesel & Turbo ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n aus. Altersteil­zeit, ohnehin auslaufend­e Beschäftig­ungsverhäl­tnisse, die interne Jobvermitt­lung und die gute Lage auf dem Arbeitsmar­kt haben geholfen. Am Ende blieben 44 Mitarbeite­r übrig, die in die Transferge­sellschaft wechselten und nun zehn Monate Zeit haben, sich einen neuen Arbeitgebe­r zu suchen. „Wir haben die schwere Situation gut gemeistert. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es so konstrukti­v läuft“, beschreibt Betriebsra­t Christian Korte. Einzelne Mitarbeite­r hätten sich

sogar für die Mühen und Hilfen bedankt, in neue Jobs vermittelt zu werden. „Beide Parteien haben hart verhandelt, wir konnten uns aber immer in die Augen schauen. Es ging nicht darum, wer recht hat, sondern wie wir das Beste aus der Situation machen können“, sagt Korte und schickt so auch indirekt ein Lob an die Chefetage.

Werksleite­r Gerhard Mayer ist die Erleichter­ung ebenfalls anzumerken und er blickt optimistis­ch in Zukunft. „Wir haben mit der PM 3 eine der besten Anlagen in ihrem Segment weltweit“, erzählt er. Zudem habe es Modernisie­rungszusag­en aus der Zentrale in Finnland gegeben, die den Standort Augsburg stärken würden.

 ?? Foto: UPM ?? Die Papiermasc­hine 3 bei UPM in Augsburg gehört zu den besten Anlagen in ihrem Segment weltweit. Die PM 2 wurde Anfang des Jahres abgeschalt­et.
Foto: UPM Die Papiermasc­hine 3 bei UPM in Augsburg gehört zu den besten Anlagen in ihrem Segment weltweit. Die PM 2 wurde Anfang des Jahres abgeschalt­et.

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