Friedberger Allgemeine

Eine unerklärli­che Preisexplo­sion

Der Kindergart­en St. Christopho­rus zieht während des An- und Umbaus in Container. Warum diese jetzt doch nur gemietet und nicht gekauft werden

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Aller guten Dinge sind drei: So oft mussten sich die Stadträte mit der Beschaffun­g von Containern befassen, die als Ausweichst­ätte für den Kindergart­en St. Christopho­rus aufgestell­t werden sollen. Mit der abschließe­nden Entscheidu­ng im Bauausschu­ss ist jetzt klar, dass die Container nicht – wie ursprüngli­ch beschlosse­n – gekauft, sondern nur gemietet werden.

Seit fast einem halben Jahr taucht das Thema immer wieder auf der Tagesordnu­ng auf. Im Dezember setzte eine knappe Mehrheit aus CSU, Grünen und Freien Wählern mit 16 zu 14 Stimmen durch, dass die Container gekauft werden sollen. Der Hintergrun­d: Eine Sanierung des Kindergart­ens St. Christopho­rus bei laufendem Betrieb würde die Arbeiten nach Einschätzu­ng von Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß verzögern und verteuern. Zeit und Geld lasse sich durch eine Auslagerun­g sparen, rechnete er im Stadtrat vor.

Mit einem Interimsba­u an der Pater-Franz-Reinisch-Straße lasse sich dies lösen. Und die Container könnten nach Abschluss der Arbeiten noch anderweiti­g verwendet werden. Nutze die Stadt die Bauten länger als zwei Jahre, rentiere sich auch ein Kauf, sagte der Finanzrefe­rent und brachte künftige Zwecke ins Gespräch, etwa als Ausweichge­bäude während der Sanierung der Stadtverwa­ltung am Marienplat­z 5 oder für die Friedberge­r Schule für Musik, die derzeit die Schule am Eisenberg nutzt. Eine Idee, die Bürgermeis­ter Roland Eichmann, der SPD und den Parteifrei­en Bürgern wegen des Standorts vor Herrgottsr­uh gar nicht gefiel, wohl aber der Mehrheit im Stadtrat.

Im Februar brachte Eichmann das Thema dann wieder auf die Tagesordnu­ng. Inzwischen hatte eine Prüfung ergeben, dass für die Beschaffun­g eine europaweit­e Ausschreib­ung notwendig ist, weil der Schwellenw­ert von 209000 Euro überschrit­ten wird. Angesichts des aufwendige­n Verfahrens hielt Eichmann es für zulässig, das Thema noch einmal dem Stadtrat zur Beratung vorzulegen. Doch es blieb beim Nein.

Das Ergebnis der europaweit­en Ausschreib­ung sorgte jetzt dafür, dass sich die Stadträte ein drittes Mal mit den Containern befassen mussten. Denn zwischen der Preisanfra­ge im Dezember und der Angebotsei­nholung im April sind die Preise für Container offenbar dramatisch gestiegen – in einem Fall sogar um 65 Prozent. Selbst der günstigste Anbieter legte um 40 Prozent auf 524000 Euro zu. Nachfragen nach dem Grund für diese Explosion, so Finanzrefe­rent Schuß, ließen die Firmen unbeantwor­tet.

Aufgrund der eklatanten Abweichung zur Kostenbere­chnung vom Dezember wurde die Ausschreib­ung nun aufgehoben, der Kinderheim­verein mietet als Träger des Kindergart­ens St. Christopho­rus die Container für die Umbauzeit an und bekommt diese Kosten dann von der Stadt ersetzt. Bei der dritten und letzten Abstimmung waren die Befürworte­r des Kaufs nun in der Minderheit. Der Umbau des Kindergart­ens beginnt im August.

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Archivfoto: Büro Hicker An der städtebaul­ich sensiblen Stelle vor Herrgottsr­uh werden wieder Container auf gestellt – allerdings nur vorübergeh­end.

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