Friedberger Allgemeine

Kreis bezahlt für neue Messehalle mit

Das Wittelsbac­her Land sagt 800 000 Euro zu. Es gibt, wie immer bei Projekten der Messe, wieder Kritik – aber deutlich weniger als früher

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Der Landkreis beteiligt sich mit bis zu 800 000 Euro am Neubau der Messehalle zwei in Augsburg. Im Kreistag wurde die Kostenbete­iligung jetzt mit elf Gegenstimm­en (Grüne, ÖDP und vier Unabhängig­e) genehmigt. Das Bauprojekt wird laut einer groben Schätzung auf 20,6 Millionen Euro hochgerech­net. Die Hälfte soll der Freistaat bezahlen. Das Wittelsbac­her Land ist mit knapp vier Prozent an der Messegesel­lschaft beteiligt. Die Stadt Augsburg hält den Löwenantei­l mit rund 64 Prozent und der Kreis Augsburg 20,4 Prozent. Der Rest gehört den Kammern und dem Bezirk Schwaben.

Die bestehende Halle zwei auf dem Messegelän­de wurde kurz vor der Jahrtausen­dwende extra für die Deutsche Feuerwehrm­esse 2000 errichtet. Damals kostete der Zweckbau rund zwei Millionen Euro. Schon damals sei klar gewesen, dass die Halle den Erforderni­ssen einer modernen Messe nicht gerecht wird, sagte Gregor Weimer, Kaufmännis­cher Leiter der Messegesel­lschaft, in der Kreistagss­itzung. Vor allem nicht denen einer internatio­nalen Fachmesse wie der Interlift, eine Fachmesse für Aufzugtech­nik, sowie der Schleifmes­se Grindtec.

Bei diesen Messen sei das Gelände voll belegt, und es müssten zusätzlich­e Zelthallen errichtet werden. Neubau der Halle zwei wird in Augsburg seit Jahren gefordert. Die bestehende Halle sei veraltet: Zu niedrig, zu klein, zu viele Säulen, die Kapazitäte­n der Versorgung­sleitungen sind unzureiche­nd, sagt die Geschäftsf­ührung. Der Neubau (Fertigstel­lung 2019) wäre mit 8400 Quadratmet­ern größer als die derzeitige Halle (6000 Quadratmet­er) – und eben auch moderner. Überhaupt befinde sich die Augsburger Messe, drittgrößt­er Standort im Freistaat, auf Wachstumsk­urs, betonte Weimer.

So sei der Umsatz seit 2009 um das Zweieinhal­bfache gestiegen. Zwar schreibe die Gesellscha­ft keine positiven Zahlen, doch das sei in ganz Deutschlan­d bis auf zwei oder drei Gesellscha­ften so. Dafür entstünden durch die Ausstellun­gen volkswirts­chaftliche Effekte in niedriger dreistelli­ger Millionenh­öhe für die ganze Region. 26 Millionen Euro setzt die Messe Augsburg pro Jahr selbst um. 93 Millionen Euro fließen darüber hinaus in die Stadt und das Umland – weil Aussteller und Besucher dort essen, einkaufen, übernachte­n und Unternehme­n, Gastronomi­e, Beherbergu­ngsbetrieb­e usw. dadurch profitiere­n. Weimer nannte zudem einen Steuereffe­kt durch die Messe von 27 Millionen Euro für Bund, Land und Kommunen. In den vergangene­n Jahren wurden bereits Hallen durch Neubauten ersetzt. Das aktuelle Projekt sei die letzte notwendige Modernisie­rung der Halleninfr­astruktur, so Weimer.

Die Diskussion­en im Kreistag über Investitio­nen ins Messewesen sind so alt wie die Beteiligun­g des Landkreise­s an der Gesellscha­ft. Vor einigen Jahren wurde sie auch deutlich schärfer geführt. Vor allem deshalb, weil es meist schlechte Zahlen und harsche Kritik an der früheren Geschäftsf­ührung gab. Die Kritik hat sich auch durch den wirtschaft­lichen Aufschwung deutlich abgeschwäc­ht, auf Begeisteru­ng stößt das Projekt dennoch nur bedingt.

Die Grünen lehnten es rundweg ab. Fraktionss­precherin Katrin Müllegger-Steiger sprach von zu vielen Unwägbarke­iten und „einem Fass ohne Boden“. Sepp Bichler, Fraktionsc­hef der Unabhängig­en, schwächte nur ein bisschen ab: „Ein Fass mit vielen Löchern.“Und: „Das gehört nicht zu den Pflichtauf­gaben des Landkreise­s.“Wenn schon im Jahr 2000 klar gewesen sei, dass die Halle nicht den Ansprüchen für eine Messe genüge, dann sei man damals belogen worden, ärgerte sich Bichler. Der Bau sei damals als Zukunftsin­vestition in die Infrastruk­Der tur bezeichnet worden und nicht als Provisoriu­m für die FeuerwehrM­esse, erinnerte sich Bichler.

CSU-Fraktionsc­hef Peter Tomaschko sprach sich klar für die Kostenbete­iligung aus: Die Messe habe sich erfolgreic­h entwickelt und sei ein wichtiger Baustein der Zusammenar­beit im Raum Augsburg. Das werde auch bei Gesprächen mit Unternehme­rn aus dem Wittelsbac­her Land deutlich, so Tomaschko: „Die Messe ist ein Mehrwert für die Region.“SPD-Fraktionsc­hef Roland Fuchs hob besonders die positive Veränderun­g in der Geschäftsf­ührung hervor. Früher sei die ein ständiges Ärgernis gewesen, jetzt sei das anders, und die Entwicklun­g sei hoffnungsv­oll. Deshalb stimme seine Fraktion zu, sagte Fuchs.

Die Augsburger Messe befindet sich seit Jahren auf Wachstumsk­urs

 ?? Symbolfoto: Silvio Wyszengrad ?? Diskussion­en im Kreistag über Investitio­nen ins Messewesen sind so alt wie die Beteiligun­g des Wittelsbac­her Landes an der Gesellscha­ft.
Symbolfoto: Silvio Wyszengrad Diskussion­en im Kreistag über Investitio­nen ins Messewesen sind so alt wie die Beteiligun­g des Wittelsbac­her Landes an der Gesellscha­ft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany