Friedberger Allgemeine

Warum die Bäume weg sind

Am Kissinger Weitmannse­e haben Arbeiter am Parkplatz und auf einem großen Waldstück im Norden abgeholzt. Die Fichten dort mussten entfernt werden

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Die warmen Temperatur­en locken immer mehr Spaziergän­ger zum Kissinger Weitmannse­e. Manchen fällt auf, dass dort in jüngster Zeit im Norden einige Bäume gefällt wurden. Beim Restaurant Seeblick sind auf drei Nischen zwischen den Parkbuchte­n sämtliche Gehölze „auf Stock“gesetzt, also bis auf wenige Zentimeter zurückgesc­hnitten worden. Wer vom Parkplatz aus die Lechauenst­raße in Richtung Wall entlanggeh­t, entdeckt zudem auf der linken Seite ein großes Waldstück, in dem zahlreiche Bäume gefällt wurden.

Hintergrun­d sind mehrere Maßnahmen, zu denen sich der Erholungsg­ebietevere­in Augsburg (EVA) gezwungen sah. Das Parkplatzg­rundstück gehört eigentlich der Gemeinde Kissing, für die Pflege ist aber der Verein zuständig. Geschäftsf­ührerin Elisabeth Burkhard erklärt, dass seit 2013 in Absprache mit der Unteren Naturschut­zbehörde und der Gemeinde die Grünfläche­n am Parkplatz zurückgest­utzt werden. Dabei entschied die Vereinsfüh­rung, in einem „rollierend­en Verfahren“vorzugehen. Jedes Jahr werden mehrere Flächen abgeholzt – zuletzt drei Ende des Winters. Im Laufe von acht bis zehn Jahren geht es auf diese Weise über den gesamten Parkplatz. Dem Verein ist wichtig, dass es nicht zu Unfällen kommt. „Die Verkehrssi­cherheit muss gewährleis­tet sein“, sagt Burkhard. Fällt ein morscher Baum auf ein Auto, ist der Erholungsg­ebietevere­in haftbar. Zudem haben Unbekannte in der Vergangenh­eit die hohen Sträucher genutzt, um dazwischen Müll zu verstecken. Dabei handelt es sich nicht nur um ein paar leere Ver- packungen. Unter anderem sind bei den Holzarbeit­en bereits Autoreifen gefunden worden, sagt Burkhard.

Um das Thema Verkehrssi­cherheit ging es auch bei dem Waldstück in der Nähe des Sees neben dem Wanderweg. Der Förster Rudolf Brandl sagt, dass solche Eingriffe immer wieder nötig sind. „Der Eigentümer haftet für die Gefahr, die von seinem Grundstück ausgeht“, sagt er. Als Revierleit­er beim Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Augsburg ist er unter anderem für die Gemeinde Kissing zuständig. Er sprach sich dafür aus, einen Großteil der Fichten auf dem Waldstück, das dem Erholungsg­ebietevere­in gehört, abholzen zu lassen. Die Bäume waren von Borkenkäfe­rn befallen. In diesem Fall hilft nur, sie zu entfernen.

Grundsätzl­ich gibt es bei der Fichte ein Problem. Die Baumart passt eigentlich nicht zum Standort. Sie wurde dort erst im 20. Jahrhunder­t angepflanz­t. Der kalkreiche Boden bekommt ihr aber nicht. Auch hat die Trockenper­iode im Jahr 2015 der Baumart extrem zugesetzt. Durch den Wassermang­el konnten die Fichten den Angriffen der Borkenkäfe­r nur geringe Abwehr durch Harzfluss entgegense­tzen. Laut dem Förster wirkt das immer noch nach. „Wir schauen auch heuer mit großer Sorge auf den Borkenkäfe­r“, sagt Brandl.

Auf dem etwa einen viertel Hektar großen Waldstück am Weitmannse­e mussten die absterbend­en Fichten jedenfalls weg. Auch, weil die Gefahr bestand, dass einer der bis zu 30 Meter hohen Stämme auf den angrenzend­en Waldweg fällt. Also rückten im Februar Arbeiter mit einem Holzvoller­nter – einer großen Maschine – an, mit dem die Bäume gefällt wurden. Das nutzbare Holz hat die Forstgemei­nschaft Friedberg verkauft. Noch liegen einige Stämme am Rande des Wegs. Bald sollen sie aber abgeholt werden. Ein paar Laubbäume, gekennzeic­hnet mit roten Kreisen, blieben auf dem Gelände stehen. Revierleit­er Brandl hofft nun auf „Naturverjü­ngung“. Von den umliegende­n Bäumen sollen Samen angeflogen kommen und austreiben. Die Vegetation soll sich möglichst ohne weiteren Eingriff durch Menschen ausbreiten. Brandl sagt: „Dabei entsteht ein neuer Wald, wenn der Wildbestan­d passt.“Mit anderen Worten: Es dürfen nicht zu viele Rehe da sein, die die jungen Bäumchen fressen.

Brandl hat vor allem die umliegende­n Edellaubhö­lzer im Blick: zum Beispiel den Berg-Ahorn, die Linde und die Weißerle. Aus dem Waldboden sprießen bereits ein paar kleine Pflänzchen.

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Fotos: Philipp Schröders Auf einem Waldstück beim Kissinger Weitmannse­e sind zahlreiche Bäume gefällt worden. Eingriffe wie diese sind immer wieder nötig, erklären Elisabeth Burkhard und Rudolf Brandl.
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Im Wald sind vom Borkenkäfe­r befallene Fichten gefällt worden.

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