Friedberger Allgemeine

Die Pflegemafi­a fliegt endlich auf

- Pom@augsburger allgemeine.de

WVON MICHAEL POHL ie so oft, wenn es um Skandale im Pflege- oder Gesundheit­swesen geht, gilt es eines vorauszusc­hicken: Die allergrößt­e Mehrheit der Beschäftig­ten, Anbieter und Verantwort­lichen leistet aufopferun­gsvoll eine hervorrage­nde Arbeit, die oft viel zu wenig Anerkennun­g in der Gesellscha­ft findet – auch finanziell. Im Pflegebere­ich herrscht Mangelwirt­schaft – es fehlt oft an Geld, qualifizie­rtem Personal und pflegegere­chten Alltagsbed­ingungen. Pflegende Angehörige fühlen sich oft mangelhaft unterstütz­t. Deshalb schmerzt der Skandal um die mafiösen Betrüger besonders.

Mangelwirt­schaft führt dazu, dass viel improvisie­rt wird. Viele ambulante Kräfte benötigen im Unterschie­d zu Pflegefach­kräften kaum Qualifikat­ionsnachwe­ise. Das Abrechnung­ssystem ist intranspar­ent und basiert auf Vertrauen. Es gab lange kaum Kontrollen. Kurz: Ein Klima, das Betrüger einlädt. Nachdem vor einem Jahr der Massenbetr­ug ans Licht kam, ist nun nach den Ermittlung­en der Polizei klar: Es handelt sich hier um eine echte Mafia – und endlich fliegt sie auf. Die Politik hat viele Konsequenz­en gezogen und die Kontrollen deutlich verschärft. Die Pflegemafi­a mag zerschlage­n sein. Aber an den Rahmenbedi­ngungen hat sich wenig geändert. So bleibt der nächste Skandal keineswegs ausgeschlo­ssen.

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