Die sieben Todsünden – Version 20.17
Als Katholik kenne ich Teile des Beichtspiegels heute noch (obschon, ehrlich gesagt, ich lange nicht mehr bei der Beichte war).
1. Glauben und Beten 2. Heilige Namen 3. Sonn- und Feiertage und Nummer sechs hieß „Unkeusches gedacht oder getan“. Das brachte mich damals immer in eine Zwickmühle, ich konnte mich kaum an „Unkeusches“erinnern. So ließ ich mir mit meinen zwölf Jahren immer irgendetwas einfallen, um die Erwartungshaltung des Pfarrers zu befriedigen. Von den sieben Todsünden des Christenmenschen erfuhr ich erst später. Die da wären: Hochmut, Trägheit, Neid, Gier, Völlerei, Wollust und Zorn. Aber so ganz zeitgemäß sind die nicht mehr. Der Neo-Liberalismus predigt die Gier, Teile der Medien wollen uns als stets sexbetonte Menschen und in manchen Therapien wird „Zorn“durchaus positiv betrachtet. So ist es an der Zeit, die sieben Todsünden neu aufzustellen, zeitgemäß.
Erste Todsünde: Ich habe kein Handy und bin nicht Tag und Nacht erreichbar.
Die Zweite: Ich besitze zum Unmut der Supermärkte immer noch keine Payback-Karte.
Die Dritte: Ich habe noch immer kein Tattoo.
Die Vierte: Ich werfe mit Butter verschmiertes Brotzeitpapier in die grüne Tonne, also ich trenne Müll nicht hundertprozentig!
Die Fünfte: Ich fahre mit dem Rad ohne Designersportkleidung.
Die Sechste: Ich bin altmodisch und trage noch Jeans, die keine Löcher haben.
Die Siebte: Ich bin ein schlechter Staatsbürger und gehe nicht zum Wählen. Letzteres möglicherweise, weil ich „zornig“bin, also eine alte und neue Todsünde zugleich.
*** An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns, auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.