Friedberger Allgemeine

Raus aus dem mentalen Hamsterrad

- VON FELICITAS LACHMAYR Pilgern klartext@friedberge­r allgemeine.de

Einfach mal abschalten und zur Ruhe kommen. Das wünschen sich viele Jugendlich­e. Stattdesse­n folgt Schulaufga­be auf Kurzarbeit auf Fußballtur­nier auf Musikstund­e. Zum Glück sind bald Ferien, dann winkt die Hängematte oder ein Tag am See.

Die Seele baumeln lassen, sagt sich so leicht. Typisch Floskel. Einmal gesagt, nicht mehr hinterfrag­t. Als ob man die Seele mal kurz irgendwo aufhängen könnte, in der Hoffnung, ein frischer Wind möge die starren Geister wiederbele­ben. So leer wie dieses hohle Phrase sind oft die Gedanken, wenn sie nach Tagen im mentalen Hamsterrad dann endlich mal zum Stehen kommen. Aber wie soll man dann plötzlich um die Ecke denken, wenn man sich zuvor gedanklich nur im Kreis gedreht hat?

Yoga, Meditation­sübungen, Entspannun­gsmusik – es gibt viele Wege, um das kreative Kopfkino wieder in Gang zu bekommen. Meistens ist der Körper dabei genauso wichtig wie der Kopf. Was auch hilft: einfach mal loslaufen, wie K!ar.Texter Max bei der Wallfahrt nach Andechs gemerkt hat. Damit ist er nicht allein. 250000 Pilger zählt das Büro in Santiago de Compostela, der Endstation des Jakobswege­s, jährlich. Tendenz steigend. Jugendlich­e aus aller Welt, allen voran aus Spanien, Italien und Deutschlan­d, machen sich jeden Sommer auf den Weg.

Manche wandern aus religiösen Gründen – Santiago ist neben Rom und Jerusalem einer der wichtigste­n christlich­en Wallfahrts­orte –, andere sehen es als sportliche Herausford­erung oder Naturerleb­nis und wieder andere als Möglichkei­t der Selbsterfa­hrung. Egal, mit welchem Ziel man losläuft, ob ein Gebet oder ein paar Stunden Schweigen einem den Weg erleichter­n, eine wertvolle Erfahrung und Gelegenhei­t zum Um-die-Ecke-Denken ist so eine Wanderung allemal.

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