Rieder Münzfunde geben Fachleuten Rätsel auf
Archivar Jürgen Bode zeigt bei seiner Schau im Rathaus teils äußerst wertvolle Stücke
Ried Da staunten selbst die Fachleute der Staatlichen Münzsammlung in München, als Jürgen Bode mit seinen Funden an Münzen und Medaillen aus den Rieder Ortsteilen vorsprach. Der Archivar der kleinen Gemeinde präsentierte den Numismatikern der Landeshauptstadt zum Teil einzigartige Exponate zur Bestimmung. Alles, was der Rieder Heimatforscher in den vergangenen Jahren zusammengetragen hat, zeigt er nun im Rahmen einer kleinen Ausstellung im Foyer des Rieder Rathauses.
Als besonders wertvoll stellte sich dabei der Münzschatz heraus, der 1955 im Keller der inzwischen längst abgerissenen St. Wolfgangskapelle in der Nähe des Rieder Lagerhaus-Neubaus gefunden wurde. „Es handelt sich um Silbermünzen aus den spanischen Niederlanden, also dem Gebiet der heutigen Niederlande, Belgiens und Luxemburgs sowie des französischen Département Nord zur Zeit der spanischen Herrschaft“, erklärt Jürgen Bode. „Diese Sondermünzprägung aus dem Jahr 1620 ist sensationell und auch in Fachkreisen noch nicht erforscht“. Vermutlich wurde das Geld von einem Pilger in der Nische der Krypta der ehemaligen Wallfahrerkapelle abgelegt.
Anstoß zu einer genaueren Erforschung geben auch zwei Brustmedaillen, auf die Altbürgermeister Anton Drexl in seinem Anwesen in Baindlkirch stieß und die von einem Fachmann für Heraldik am Hauptstaatsarchiv München in der Zeit des Kurfürsten Max III. Josef vor 1780 entstanden sein müssen. Die Funktion der Brustmedaillen konnte bis zum heutigen Tag nicht geklärt werden.
Anders verhält es sich da mit den Bürgermeistermedaillen aus Baindlkirch, Eismannsberg und Ried. Hierzu weiß man, dass sie ab dem Jahre 1820 in den bayerischen Landgemeinden von den Ortsvorstehern als Zeichen der Bürgermeisterwürde an seidenen Bändern um den Hals getragen wurden. Bürgermeister Erwin Gerstlacher kann heutzutage nicht wie seine Amts- vorgänger mit solch einem Würdezeichen punkten. Begeistert äußerte er sich bei der Ausstellungseröffnung jedoch über den Forschungseinsatz von Jürgen Bode, dem es in immer wieder gelingt, im halbjährlichen Rhythmus eine neue interessante Ausstellung im Rathaus zu präsentieren.
„Ich komme mir manchmal vor wie ein Kriminaler“, gab Jürgen Bode zu. „Ich bohre zu einem Thema so lange nach, bis ich genug erfahren habe.“Neuerdings ist auch der Baindlkircher Josef Jörg an seiner Seite und unterstützt ihn in seinen Forschungen. Großen Dank richtet Jürgen Bode vor allem an die Leihgeber wie etwa Thomas Habersetzer aus Hörmannsberg, der beim händischen Abriss eines Hauses unter anderem kirchliche Medaillen si- konnte und sie dem Rieder Archiv übergab. Sie sind genauso in den Vitrinen ausgestellt wie der römische Hortfund aus Sirchenried. Dort entdeckte Anton Eisele beim Umgestalten seines Gartens einen eigenartig schweren Lehmklumpen, der sich als wertvoller Münzfund entpuppte.
Gezeigt werden zudem seltene Silbermünzen aus einem mittelalterliche Hortfund in Holzburg, die seit ihrem Auffinden im Friedberger Museum aufbewahrt werden. Auch durch die Münzreform entwertete Kreuzer fanden eine gute Verwendung. Als Zierknöpfe einer bäuerlichen Tracht trugen sie den Reichtum ihres Besitzers zur Schau. Da der sie auch auf seinem letzten Gang trug, sind nur sehr wenige Trachten erhalten geblieben.
Aus Sicherheitsgründen sind die wertvollsten Exponate nur als Fotochern kopie oder Replik ausgestellt. Dies hat den Vorteil, dass sehr kleine Münzen in augenfreundlicher Vergrößerung gezeigt werden können. Lediglich bei Sonderveranstaltungen und -führungen wie anlässlich der Ausstellungseröffnung sind die Original-Münzen zu sehen.
Öffnungszeiten Die Ausstellung ist bis November zu den Öffnungszeiten des Rieder Rathauses zu sehen. Montag, Dienstag und Freitag von 8 bis 12 Uhr und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr.