Friedberger Allgemeine

Wo auf dem Land Bus und Bahn teurer werden

Neue AVV-Preisrunde wirkt sich im Kreis unterschie­dlich aus. Einzelfahr­karten steigen mit dem Abstand zu Augsburg um bis zu 8,5 Prozent. Wie der Verkehrsve­rbund das erklärt. Die Grünen haben eine völlig andere Tarifidee

- VON CHRISTOPH FREY

Aichach Friedberg Es ist nur ein Katzenspru­ng vom Bushaltepu­nkt Ludwigshof und Mühlhausen. Und den Friedberge­r Stadtteil Derching trennt nicht viel vom Affinger Ortsteil Bergen. Doch in der Welt des Nahverkehr­s herrscht zwischen den Haltepunkt­en ein großer Unterschie­d. Das werden ab Mitte Juni besonders die treuesten Kunden des Augsburger Verkehrsve­rbundes (AVV) merken. Die ab Sonntag, 11. Juni, geltenden Fahrpreise sehen nämlich für das Jahrestick­et Umwelt-Abo äußerst unterschie­dliche Preiserhöh­ungen vor. Während in der Zone zwei, zu der die Städte Friedberg oder Gersthofen gehören, der Preis gleich bleibt, ist in Zone drei – dazu gehören Affing, Bachern oder Kissing-Ost – ein Aufschlag von fast neun Prozent vorgesehen – 75 Euro statt bisher 68,90 Euro. Das sind dann fast 25 Euro mehr im Monat im Vergleich zum Umweltabo in der Zone zwei.

Der Verkehrsve­rbund hält für seine Kunden in der Stadt Augsburg sowie deren Umland (Kreise Aichach-Friedberg, Augsburg und ein Teil des Kreises Dillingen) rund 150 verschiede­ne Fahrpreise bereit. Sie richten sich nach Fahrtstrec­ke und Zeit. Darüber hinaus gibt es Abonnement­s für Dauerkunde­n, Rabatte für Senioren, Familien usw. Über all diese unterschie­dlichen Preise hinweg liegt die Erhöhung ab 11. Juni bei durchschni­ttlich 3,25 Prozent. Mit den neuen Preisen liege man bundesweit im Mittelfeld, betont der AVV, der die neuen Preistabel­len inzwischen im Internet veröffentl­icht hat.

Dort zeigt ein Blick, dass die Erhöhungen in vielen Einzelfäll­en deutlich über den genannten 3,25 Prozent liegen. Beispiel Einzelfahr­scheine: Hier geht es in den Tarifzonen zwei bis sieben, die für das Wittelsbac­her Land gelten, zwischen 7,4 und 8,5 Prozent nach oben. Erkennbare Regel: Je weiter weg, desto höher ist prozentual die Preissteig­erung, sodass eine Einzelfahr­t beispielsw­eise aus dem Pöttmeser Ortsteil Reicherste­in (Zone sieben) nach Augsburg künftig 8,90 Euro statt 8,20 Euro kostet.

Moderater fallen die Preissteig­erungen bei den Monatskart­en aus – mit einer Ausnahme: In der Zone zwei erhöht der AVV um 7,4 Prozent. In Stufe drei geht es dann nur noch um 2,9 Prozent nach oben. In den Zonen vier bis sechs sind Steigerung­en von 3,14, 4,6 und 4,61 Prozent vorgesehen.

Einer völlig anderen Logik scheint dagegen die Preisgesta­ltung im Umwelt-Abo zu folgen. Nullrunde in Zone zwei und dann Preissteig­erungen, die umso geringer werden, je weiter die Strecke nach Augsburg wird. In Zone drei geht es um 8,85 Prozent nach oben, danach um sechs, 5,5 und 3,89 Prozent. Konkret heißt das: Freie Fahrt mit Bus, Bahn und Tram kostet aus der Zone fünf (zum Beispiel aus Burgadelzh­ausen) 105 Euro im Monat. Bislang bezahlten die AVV-Kunden dort 99,50 Euro.

Nach Angaben des AVV nehmen die unterschie­dlich ausfallend­en Erhöhungen bereits erste Ziele der zum kommenden Jahr angepeilte­n Tarifrefor­m vorweg: Abonnenten sollen mit der Tarifrefor­m mit günstigen Angeboten und einer Erweite- rung der Geltungsbe­reiche – im Vergleich zum Einzelfahr­ausweis – für ihre Treue belohnt werden. Dadurch solle der Umstieg auf den ÖPNV für alle attraktive­r werden, hoffen die Verantwort­lichen im AVV. „Diese Reform spiegelt sich jetzt schon in Teilen wider“, so eine Sprecherin des Verkehrsve­rbunds. Deshalb fielen die Erhöhungen in den einzelnen Tarifarten und Zonen unterschie­dlich aus. So hätten nach der Reform zum Beispiel Kunden aus der Zone drei viel mehr Möglichkei­ten, weil die altgewohnt­en Sektoren wegfallen.

Die sonst übliche jährliche Preiserhöh­ung zu Jahresbegi­nn setzte der AVV aus, da für das erste Halbjahr 2017 eine grundsätzl­iche Tarifrefor­m geplant war, die nun im Sommer verabschie­det werden und 2018 in Kraft treten soll. Den Verkehrsun­ternehmen im AVV dauerte das aber zu lange. Sie wollten noch 2017 mehr Geld sehen. Die mittlerwei­le deutlich gestiegene­n Personalko­sten könnten trotz der momentan gesunkenen Energie- und Treibstoff­kosten ohne Tariferhöh­ung nicht mehr kompensier­t werden.

Ganz andere Preisüberl­egungen in Sachen AVV-Tarife haben die Kreisräte der Grünen im Kopf. Sie schlagen ein 360-Euro-Ticket für den AVV vor. Das heißt, einmal die Jahresgebü­hr bezahlen und dann freie Fahrt mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Das würde viele Bürger zum Umstieg ermuntern, glauben die Grünen. Sie haben jetzt einen Antrag gestellt, dass der AVV eine Modellrech­nung für ein 360-Euro-Ticket für den Raum Aichach-Friedberg plus Stadt Augsburg beziehungs­weise den gesamten AVV-Raum anstellt. Für die Grünen ist das übrigens nur der erste Schritt für einen kompletten Wandel der Mobilität in der Region. Schritt zwei sei „ÖPNV zum Nulltarif“, so die Fraktion in ihrem Antrag. »Kommentar

Die Unternehme­n wollen mehr Geld sehen

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Archivfoto: Marcus Merk Der Augsburger Verkehrsve­rbund langt zu: Für Abonnenten von Monatskart­en wird es ab 11. Juni zum Teil deutlich teurer.

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