Von Dieben und Trieben Kolumne
Viele Sorgen trüben das Gärtnerglück. Ist der Kartoffelkäfer gemeiner oder der Obststrauchdieb?
Selten habe ich verzweifeltere Kämpfe miterlebt, als den eines Gartenfreundes gegen Wühlmäuse. Jeden Herbst setzt er hunderte Blumenzwiebeln, jeden Frühling sind sie aufgefressen. Gift, Pflanzbehältnisse, merkwürdige Geräte, die merkwürdige Geräusche machen, Ultraschall, Duft: Nichts hilft. Das Einzige, was sie verschmähen, sind Narzissen und Kaiserkronen. Wenn man Tulpen und Narzissen zusammen pflanzt, fressen sie nur die Tulpen. Habe gerade den aktuellen Stand abgefragt. Antwort: „An die Kaiserkronen trauen sie sich dicht dran, lassen die Zwiebeln aber unberührt. Dafür stinken die aber so, dass man sich als Gärtner gestört fühlt. Ach ja, die Wurzeln vom Giersch mögen sie offenbar auch nicht, denn der wuchert munter weiter.“So klingt hilflose Wut.
Wenn Sie einen Tipp haben, schicken Sie mir eine E-Mail (kru@augsburger-allgemeine.de). Auch gerne zu anderem Ungeziefer wie Kartoffelkäfern. Ich wurde als Ackerpächter-Neuling schon vor Kartoffelkäfern gewarnt, da hatten sich die Kartoffeln noch nicht einmal aufgerafft, aus dem Boden zu spitzeln. Gegen die Käfer, dachte ich immer, hilft sowieso nur Absammeln und Tottreten. Falsch gedacht. Mein Meine-Ernte-Team hat mir empfohlen, Minz-Sud auf die Kartoffelblätter aufzutragen.
Zum Glück habe ich nur vier Reihen Kartoffeln. Minze habe ich eigentlich gar keine, weil die wegen bösartigen Wucherns bei uns nicht gepflanzt werden darf. Man fragt sich, was ist bösartiger: Minze oder Kartoffelkäfer? Etwas ganz anderes, würde ich sagen, nämlich der Mensch, aber dazu später. Es gibt ja auch gute Menschen, zum Beispiel meine Yoga-Lehrerin. Sie hat die Schnecken in ihrem Garten jahrelang eingesammelt und auf eine schöne Wiese weit weg umgesiedelt. Nun ja. Ich bin schließlich nur Yoga-Schülerin, habe schon in meiner Kindheit Schnecken zerschnitten, bis die Schere stumpf war, und schrecke bei ihnen vor keiner Grausamkeit zurück.
Gegen Schnecken hilft eventuell ein Schneckenzaun. An einem Haus an den Dünen habe ich mal einen aus Jakobsmuscheln gesehen, mit der scharfkantigen Seite nach oben. Wenn nicht hilfreich, dann wenigstens hübsch. Auch meine Garten-WhatsApp-Gruppe hat schon über einen Zaun diskutiert. Einen Zaun gegen Menschen allerdings, weil Fußspuren quer durch unsere Äcker führten. Wird man uns bestehlen, so nah am See? Schnell von der Liegewiese rüberschwimmen und ein Radieschen klauen? Ich glaube nicht. Die Frequenz schützt vor bösen Menschen. Anders ging es einer Frau aus Stätzling. Sie hat mir erzählt, dass man aus ihrem Krautgarten elf Obststräucher gestohlen hat. Hingefahren, ausgerissen, mitgenommen. Nicht, dass es ein immenser Wert wäre, aber doch eine unglaubliche Gemeinheit. Bösartiger (aber nicht seltener) ist nur, Blumen von Gräbern zu stehlen.
Ich habe keine Idee für die Frau aus Stätzling, aber ich weiß, dass ich wünsche, dass die Diebe sich an den Johannisbeeren verschlucken, eine Stachelbeerallergie entwickeln und von den Brombeeren Bauchweh kriegen. Und ich wünsche ihnen alle Kartoffelkäfer und Wühlmäuse der Welt auf den Hals.
„Was frisst die Maus, schlägt wieder, was frisst die Schneck, bleibt ewig nieder.“
Bauernweisheit
*** Ute Krogull, 45, ist begeisterte BalkonGärtnerin. Dann pachtete sie ein Grundstück von „Meine Ernte“am Friedberger See. Die Kolumne darüber finden Sie jeden zweiten Freitag an dieser Stelle im Lokalteil. Nächstes Mal: Pflanzenfreunde.