Friedberger Allgemeine

Merkel plant neue Klima Allianz

Die Vereinigte­n Staaten verabschie­den sich aus dem Pariser Abkommen. Engagieren andere Länder sich nun umso mehr? Für Deutschlan­d könnte das unpopuläre Folgen haben

- VON MARTIN FERBER UND THOMAS SPANG

Berlin/Washington Jetzt erst recht: Nach dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimapakt wollen sich andere Länder umso stärker im Kampf gegen die Erderwärmu­ng engagieren. „Allen, denen die Zukunft unseres Planeten wichtig ist, sage ich: Lassen Sie uns gemeinsam den Weg weitergehe­n, damit wir erfolgreic­h sind für unsere Mutter Erde“, betonte Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Auf dem Gipfel der großen Industrie- und Schwellenl­änder im Juli in Hamburg strebt sie ein klares Bekenntnis der Staatengem­einschaft zum Klimaschut­z an.

Der vor mehr als 20 Jahren begonnene Prozess sei unumkehrba­r, auch wenn der Weg steinig sei, warnte Merkel. Sie sei „gerührt und begeistert“, wie viele Gruppen, Staaten und Unternehme­n auch in den USA ihn trotzdem weiter mitgehen wollten. Dieser Weg sei „zum Wohl aller Menschen“, sagte die Kanzlerin. Die Europäisch­e Union und China haben bei einem Spitzentre­ffen in Brüssel bereits eine engere Zusammenar­beit im Kampf gegen den Klimawande­l vereinbart.

Trump hatte den Ausstieg aus dem Abkommen bereits im Wahlkampf angekündig­t. Seinen Kritikern versprach er, die USA würden das umweltfreu­ndlichste Land der Welt werden. „Die Vereinigte­n Staaten haben eine fantastisc­he Bilanz, wenn es darum geht, den Ausstoß an Treibhausg­asen zu reduzieren“, sagte auch Außenminis­ter Til- lerson. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir unsere Bemühungen zur Reduzierun­g der Emissionen in Zukunft ändern.“Der Chef des Automobilh­erstellers Tesla, Elon Musk, und Disney-Chef Robert Iger haben aus Protest gegen Trumps Entschluss den Wirtschaft­sbeirat des Weißen Hauses verlassen.

Die deutsche Industrie erwartet von der Bundesregi­erung eine „besonnene und vernünftig­e Reaktion“ auf den Ausstieg der USA. Europa und Deutschlan­d hätten ehrgeizige Klimaziele, sagte der Präsident des Branchenve­rbandes BDI, Dieter Kempf. „Es wäre falsch, nun die eigenen Reduktions­ziele weiter zu verschärfe­n.“Genau das allerdings fordert das Umweltbund­esamt: In einer neuen Studie empfiehlt es nach Informatio­nen des Spiegel unter anderem eine Mindestquo­te für Elektroaut­os und eine Autobahnma­ut, die sich nach den gefahrenen Kilometern richtet – für Benzinern 6,5 Cent pro Kilometer. Eine Fahrt von Augsburg nach Berlin würde dann 38 Euro zusätzlich kosten. „Im bisherigen Tempo können wir nicht weitermach­en“, kritisiert­e die Präsidenti­n des Amtes, Maria Krautzberg­er. Wenn Deutschlan­d seine Klimaziele erreichen wolle, müsse auch über Maßnahmen nachgedach­t werden, „die auf den ersten Blick unpopulär sind“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany