Friedberger Allgemeine

Mit der Pfeife ist er ein Profi

Nicht nur die Stars von Real Madrid und Juventus Turin stehen im Finale der Champions League. Die Partie leitet mit Felix Brych ein deutscher Schiedsric­hter

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Dieser kuriose Treffer wird Schiedsric­hter Felix Brych sein Leben lang begleiten. In der Bundesliga-Saison 2013/14 fand der Ball in der Begegnung zwischen Leverkusen und Hoffenheim durch ein Loch im Netz den Weg ins Tor. Brych gab den Treffer, der keiner war. Wer den 41-Jährigen kennt, weiß, wie sehr ihn dieses Missgeschi­ck ärgern musste. Fehler macht niemand gerne, erst recht nicht Brych, dessen Leben der Fußball taktet.

Ehrgeizig hat der ledige Münchner bereits in jungen Jahren seine Schiedsric­hter-Karriere vorangetri­eben, längst ist er in den Kreis internatio­naler Spitzensch­iedsrichte­r vorgedrung­en, hat bei Olympia, Welt- und Europameis­terschafte­n Begegnunge­n geleitet. Dreimal zeichnete ihn der DFB als Schiedsric­hter des Jahres aus, zuletzt 2016. Brych wird von Profifußba­llern respektier­t, wertgeschä­tzt wird er von Berufs wegen von ihnen selten. Er tritt auf dem Rasen bestimmt auf, Kritiker legen dies als Arroganz aus. In den vergangene­n Jahrzehnte­n hat sich das Anforderun­gsprofil des Schiedsric­hters gewandelt, er ist auf dem Grün ebenso ein Leistungss­portler, der liefern muss. Schon vor Jahren sagte Brych: „Mir fällt auf, dass der Schiedsric­hter immer mehr in den Fokus gerät.“

Brych gefällt sich ein Stück weit in seiner Rolle, verkörpert den jungen, dynamische­n RefereeTyp. Als Schiedsric­hter im Weltverban­d Fifa wird er stetig physisch und psychisch überprüft, schließlic­h muss er wie die Spieler das Tempo mitgehen und konzentrie­rt bleiben. Seit 2004 pfeift er in der Bundesliga, Gastspiele gab er zudem in der saudiarabi­schen oder südkoreani­schen Liga. Brych ist promoviert­er Jurist, sein eigentlich­es Berufsfeld ist jedoch grün und rechteckig. Dort verdient er seinen Lebensunte­rhalt. In der Bundesliga kassiert er ab der kommenden Saison 75000 Euro Grundgehal­t, pro Spiel bekommt er zusätzlich 5000 Euro. Leitet er eine Champions LeaguePart­ie, erhält Brych 4800 Euro, ab dem Viertelfin­ale gar 5800 Euro. Der Lohn knüpft sich an Erwartunge­n und Verantwort­ung. Gradmesser ist das Fernsehbil­d. Abseits. Tor. Elfmeter. Rote Karte. Gerade Entscheidu­ngen, die direkten Einfluss auf das Spiel nehmen, werden in endlosen Zeitlupen zerpflückt. Der Druck auf Schiedsric­hter steigt. Daher begrüßt die Zunft die Einführung des Videoassis­tenten, der ab der kommenden Bundesliga­runde Fehler reduzieren soll.

Am heutigen Samstagabe­nd allerdings wird Brych sich allein auf sein Auge verlassen müssen. Er leitet in Cardiff das Champions League-Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin. Das Geschehen prägen sollen Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo oder Toni Kroos. Wird wenig über Brych geredet, hat er seine Sache gut gemacht. Der Münchner hat auf diese bedeutsame Partie hingearbei­tet. Großes Ziel sei gewesen, einmal dieses Finale zu leiten, betont Brych. Sein Ehrgeiz hat sich ausgezahlt.

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Foto: dpa

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