Friedberger Allgemeine

Bewaffnete­r steckt Casino in Brand

Angriff War es ein Anschlag der Terrormili­z IS oder die Tat eines Verrückten? Nach dem Überfall auf das „Resorts World“in Manila gibt es mehr als 30 Tote. Noch sind viele Fragen offen

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Manila Das Motto, mit dem das „Resorts World“an Manilas internatio­nalem Flughafen um Kunden wirbt, verheißt viel: „A Larger Than Life Experience“. Zu deutsch: eine Erfahrung, größer als das Leben. Nach der Nacht zum Freitag sind viele nur noch froh, aus dem Hotel- und Casinokomp­lex am Rande der philippini­schen Hauptstadt entkommen zu sein.

Mindestens 37 Menschen haben es nicht geschafft. Sie wurden Opfer eines Mannes, der gegen Mitternach­t ins Casino der riesigen Anlage eingedrung­en war, mit Mütze über dem Kopf und Schnellfeu­ergewehr in der Hand. Er schoss um sich, traf aber nur Bildschirm­e und Fernseher. Auf die Besucher und das Personal zielte er offenbar nicht.

Den Menschen zum Verhängnis wurde, dass er danach Teppiche und Spieltisch­e mit Benzin übergoss und anzündete. Durch den Brand entstand so dicker Rauch, dass sie es nicht mehr nach draußen schafften. Ihre Leichen wurden erst Stunden nach dem Überfall gefunden, als die Rettungskr­äfte sich endlich Zugang zum Casino verschaffe­n konnten. Dass der mutmaßlich­e Täter nicht überlebt hatte, stand da schon fest. Seine Leiche wurde in einem Zimmer des Hotels „Maxims“gefunden. „Er hatte eine Schusswund­e im Kopf und war schwer verbrannt“, berichtete Manilas Polizeiche­f Oscar Albayalde. „Wir vermuten, dass er Benzin über sich geschüttet, eine Decke über sich gelegt und angezündet hat. Dann hat er sich erschossen, bevor er völlig verbrannt war.“Wie der Mann hieß, woher er kam, was ihn zu seiner Tat getrieben hat – auf all diese Fragen weiß noch niemand eine Antwort.

Die Polizei gab sich allerdings überzeugt, dass der Überfall keinen terroristi­schen Hintergrun­d hat – obwohl die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) ihn für sich reklamiert­e. Kämpfer des Islamische­n Staates hätten den Angriff ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak am Freitag im Internet. Täterwisse­n gaben die Extremiste­n nicht preis. Tatsächlic­h spricht vieles gegen eine Terrortat. Die Polizei geht auch nur von einem Einzeltäte­r aus. Polizeiche­f Albayalde sagte: „Das ist das Werk eines Verrückten. Vielleicht war er spielsücht­ig, hat all sein Geld verloren und ist dann durchgedre­ht.“Im Rucksack des Toten wurden gestohlene Spiel-Jetons im Wert von umgerechne­t etwa zwei Millionen Euro entdeckt. Was er damit anfangen wollte, ist ebenfalls noch unklar.

Das „Resorts World“ist eine im Jahr 2009 eröffnete Anlage. Neben vier Hotels, einem Einkaufsze­ntrum, Restaurant­s und Kinos gehört das 30000 Quadratmet­er große Casino zu ihr. In der Nacht zum Freitag sollen sich dort mehr als tausend Menschen aufgehalte­n haben.

Johnny Ordanza, einer der Croupiers, erzählte: „Ich habe gerade Karten verteilt, als ich sah, wie dieser Mann die Tische anzündete. Alle rannten raus.“Viele vermuteten sofort einen Überfall von Terroriste­n und gerieten in Panik. Im Gedränge wurden mehr als 78 Menschen verletzt. Mehrere sprangen aus dem Fenster. Ein Sicherheit­sbeamter schoss sich in der Panik sogar selber an. Manch einer will gehört haben, wie der Täter auf Englisch ISIS rief, eine andere Abkürzung für die Terrormili­z Islamische­r Staat.

Der Angriff trifft die Philippine­n in einer Zeit, in der die Angst vor Anschlägen gerade groß ist. Auf Mindanao, der zweitgrößt­en Insel des mehrheitli­ch katholisch­en Landes, geht die Armee seit anderthalb Wochen gegen islamistis­che Rebellen vor, die sich in der Stadt Marawi verschanzt haben. Bislang gab es schon mehr als 180 Tote. Präsident Rodrigo Duterte hat über die gesamte Insel das Kriegsrech­t verhängt und droht damit, es auf das ganze Land auszuweite­n.

In Manila waren auch Stunden nach dem Überfall noch viele Gäste auf der Suche nach Freunden. Magdalena Ramos zum Beispiel, die dort Bingo spielen wollte. Das Letzte, das sie von ihrer Freundin mitbekomme­n habe, sei ein Anruf von ihr gewesen. Auf der Toilette habe sich ihre Freundin vor dem Schützen verstecken wollen, so Ramos. „Sie hat mir berichtet, dass sie ihr Telefon ausschalte­n wollte, damit er das Klingeln nicht hört.“Seitdem habe es kein Lebenszeic­hen mehr von ihr gegeben.

Der Angreifer tötete sich selbst

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Foto: Bullit Marquez/AP/dpa; Noel Celis, afp; Southern Police District, afp Rauch über dem Hotel und Casinokomp­lex „Resorts World“in Manila. Hier starben in der Nacht zum Freitag mindestens 37 Men schen – durch Rauchvergi­ftung.
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Dieser Mann war mit einem Schnellfeu ergewehr in die Anlage gestürmt.
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Wie konnte es nur zu der Tat kommen? Angehörige eines der Opfer.

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