Friedberger Allgemeine

Der Tod in Berlin

Tatort: Amour fou

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ARD, Pfingstmon­tag, 20.15 Uhr Eines vorneweg: Das Berlin der „Tatort“-Redaktion des erfüllt so ziemlich alle Klischees, die man sich vor allem im Süden der Republik von den Sünden der Hauptstadt macht. Die Kommissari­n stöckelt im Morgengrau­en nach einer offenbar ersprießli­chen Nacht nach Hause, steckt ihre Stilettos und anderes in die Mülltonne, um anschließe­nd ihr Familienle­ben wiederzube­leben. Der Kollege steht auf die Gerichtsme­dizinerin, ist aber auch schon mal von Männern fasziniert.

In diesem Berlin, was Tempelhof, Kreuzberg, Neukölln und auch Homophobie bedeutet, müssen die beiden ein grässliche­s Verbrechen aufklären. Was einst der Lehrer Enno Schopper war, liegt zusammenge­schmolzen in einer Laube. Das Kommissard­uo Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) recherchie­rt nun, warum der schwule Lehrer, der an einer Gesamtschu­le in Neukölln unterricht­ete, brutal getötet wurde.

Die Ermittlung­en führen zu Armin Berlow, dem Lebenspart­ner Ennos. Und zu dem kroatische­n Jungen Duran, dem das Paar ein Zuhause gegeben hatte. Klar, dass Rubin und Karow in einem Sumpf von Verdächtig­ungen und Vorurteile­n sich schwertun, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Zum Glück verschafft das Drehbuch der Geschichte einige Wendungen, die mit dem Verschwind­en von Duran zu tun haben. Was ein Plus ist in diesem mittelmäßi­gen „Tatort“. Gut auch, dass diesmal – im Gegensatz zu den ersten vier Einsätzen des Teams – der Hauptkommi­ssar nicht nach dem Mörder seines ehemaligen Ermittlung­spartners Maihack sucht.

Was auffällt: Mark Waschke als Karow kann schauspiel­erisch Jens Harzer, der den geistreich­en Armin spielt, nicht Paroli bieten. Man hätte sich mehr Präsenz von ihm gewünscht, wie sie Meret Becker überzeugen­d rüberbring­t. Der Titel „Amour fou“, wörtlich „Verrückte Liebe“, scheint allerdings zu hochgegrif­fen. Das unaufhalts­ame Verlangen haben Literatur und Filme aus Frankreich weitaus intelligen­ter interpreti­ert.

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Foto: rbb/A. Hansen Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) ermitteln in ei ner Neuköllner Schule.
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