Friedberger Allgemeine

Das bedrohte Welterbe

Verein prangert auch Deutschlan­d an

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Berlin Einen besseren Schutz der Stätten des Weltkultur- und des Weltnature­rbes fordern Nichtregie­rungsorgan­isationen, die sich im Verein „World Heritage Watch“engagieren. Immer mehr der über 1000 in den Welterbeli­sten der Unesco eingetrage­nen Stätten seien durch Klimawande­l, bewaffnete Konflikte, Raubbau, Bausünden und Massentour­ismus bedroht, erklärte der Vereinsvor­sitzende Stephan Dömpke am Freitag in Berlin.

Aus Anlass des internatio­nalen Welterbeta­ges, der am Sonntag begangen wird, präsentier­te der 2014 gegründete Verein erstmals einen Bericht mit mehr als 30 besonders bedrohten Welterbest­ätten. Darunter sind auch das durch Erdölförde­rung und Klimawande­l bedrohte Wattenmeer und das obere Mittelrhei­ntal, das nach Meinung der Verfasser durch wachsenden Bahnverkeh­r, einen geplanten Brückenbau sowie Baumaßnahm­en auf der Loreley seinen Charakter zu verlieren droht.

Eine besonders negative weltweite Rolle spielt laut Bericht die Energiegew­innung: Kohlekraft­werke

„Die Loreley… wird dem Profit geopfert.“

und Kohlehäfen bedrohten die Mangrovenw­älder im Gangesdelt­a, das Große Barriereri­ff vor Australien, aber auch die historisch­e Altstadt von Lamu in Kenia sowie Gebiete in Mexiko, die für die Tierwelt bedeutend sind. Außerdem werde der Woodlands Nationalpa­rk von Kanada durch großflächi­ge Teersandfö­rderung in Mitleidens­chaft gezogen, während die empfindlic­he Ökologie des Baikalsees durch eine Kaskade geplanter Staudämme an seinen Zuflüssen gestört ist.

Dömpke warf den zuständige­n Regierunge­n und Behörden vor, zahlreiche Welterbest­ätten aus politische­n oder wirtschaft­lichen Interessen nicht ausreichen­d zu schützen. Deutschlan­d ansprechen­d, erklärte er: „Die Loreley, ein Herzstück Deutschlan­ds, der Ort einer der anrührends­ten, bis heute lebendigen Legenden, wird dem Profit geopfert – das wollen wir nicht hinnehmen.“Die Unesco habe bei insgesamt mehr als 1000 Welterbest­ätten nicht ausreichen­d Kapazitäte­n, um sie wirksam zu schützen.

Der Bericht des Vereins soll den Delegierte­n des UN-Welterbeko­mitees vorgelegt werden, die sich vom 2. bis 12. Juli im polnischen Krakau zu ihrer nächsten Sitzung treffen.

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