Die Löwen werden ein Amateurklub
1860 München Investor Hasan Ismaik stellt kein Geld für die Drittligalizenz bereit. Den Verein verlassen will er aber dennoch nicht. Damit bleiben viele Fragen offen
Augsburg Die Bombe platzte gestern um 15.30 Uhr. Es war der Termin, zu dem beim Deutschen Fußball Bund das Lizenzierungsverfahren für die dritte Liga abgeschlossen sein sollte. Um diese Zeit war klar: Der TSV 1860 München wird keine Lizenz erhalten, im kommenden Jahr in der dritten Liga anzutreten. Investor Hasan Ismaik stellte die erforderliche Summe in Höhe von zehn Millionen Euro nicht bereit. Damit wird der Verein kommende Saison in einer Amateurliga spielen.
Warum hat Ismaik nicht gezahlt?
Weil der Hauptverein, neben Ismaik zweiter Gesellschafter der Kapitalgesellschaft für die Profiabteilung (KGaG), dem Forderungskatalog des Jordaniers nicht nachgekommen ist. Allerdings waren einige dieser Forderungen für den Verein schlichtweg nicht erfüllbar. So wollte Ismaik offenbar das Weisungsrecht des Vereins an den Geschäftsführer der KGaA teilweise abschaffen. Dies widerspricht aber den Vorgaben der 50+1-Regel. In einer Stellungnahme seines Unternehmens ließ der Jordanier verbreiten: „Die Verantwortlichen des e.V. haben es versäumt, die Probleme zu lösen. Probleme, die bekannt waren. Probleme, die ich seit langem wiederholt angesprochen habe. Probleme, die zum größten Teil in der Verantwortung des e.V. liegen.“
Was macht Ismaik jetzt?
Für viele Löwen-Fans ist es eine Schreckensvorstellung: Er bleibt. In der Stellungnahme hieß es: „Herr Ismaik wird dem Klub auch in der 4. oder 5. Liga unterstützen und notwendige Veränderungen vorantreiben.“Wie diese Unterstützung aussehen soll, ist völlig offen. Auf seiner Facebook-Seite schrieb Ismaik gestern: „Die Leute müssen aufwachen und verstehen, dass der Klub sich ändern muss, um zu überleben. Ich nehme meine Verantwortung für den Verein sehr ernst und ich hoffe, dass die Verantwortlichen in dem e.V. dies auch tun.“
In welcher Liga spielt 1860 jetzt?
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat dem TSV 1860 München eine Teilnahme an der Regionalliga in Aussicht gestellt. Das Lizenzierungsverfahren ist zwar schon abgeschlossen. BFV-Präsident Rainer Koch sagte aber, „dass wir gegebenenfalls auch Platz für eine 19. Mannschaft in der Regionalliga hätten“. Die Vorteile für 1860: Die Lizenz für die Regionalliga ist nicht di- rekt an finanzielle Vorgaben gebunden. Gefordert werden zum Beispiel ein Stadion, das getrennte Eingänge für Gästefans hat, einen VIP-Bereich oder eine gewisse Anzahl an Medienarbeitsplätzen sowie einen festen Pressesprecher. Möglich wäre es etwa, dass 1860 die Regionalligalizenz der zweiten Mannschaft übernimmt. Die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka belegte in der vergangenen Saison in der Regionalliga den zweiten Platz, musste aber wegen des Abstiegs der ersten Mannschaft zwangsweise absteigen. Die Frage ist, ob sich 1860 die Regionalliga leisten will. Möglich wäre auch ein Start in der Bayernliga. Dort wären die Vorgaben noch weiter gelockert – nicht einmal ein separater Eingang für Gästeund Heimfans ist vorgeschrieben.
Wer läuft künftig für 1860 auf?
Die kostensparendste Lösung: Die bisherige zweite Mannschaft wird zur ersten Mannschaft und ein Spielrecht wird aufgegeben.
Bleibt es bei der Allianz-Arena?
Eigentlich sind die Löwen vertraglich immer noch dazu verpflichtet, in der Allianz-Arena zu spielen. Allerdings scheint die Vorstellung, dass Regionalliga- oder Bayernligaspiele in der 75 000 Mann fassenden Arena ausgetragen werden, absurd. Einem Auszug des TSV 1860 müsste der FC Bayern als Eigentümer zustimmen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte bereits angekündigt, dem Verein bei einem Umzug in das Grünwalder Stadion behilflich sein zu wollen.
Droht nun die Insolvenz?
Sobald Ismaik weg ist: Ja. Das Szenario nach dem Abstieg hat deutlich gemacht, wie sehr 1860 am Tropf des Investors hängt. In dem Moment, in dem er den Verein verlässt, gehen endgültig die Lichter aus. Immerhin: Eine Insolvenz würde keinen Zwangsabstieg bedeuten. Ein Spielbetrieb könnte auch bei Insolvenz weitergehen – allerdings droht dann ein Punktabzug.