Friedberger Allgemeine

Die Löwen werden ein Amateurklu­b

1860 München Investor Hasan Ismaik stellt kein Geld für die Drittligal­izenz bereit. Den Verein verlassen will er aber dennoch nicht. Damit bleiben viele Fragen offen

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Die Bombe platzte gestern um 15.30 Uhr. Es war der Termin, zu dem beim Deutschen Fußball Bund das Lizenzieru­ngsverfahr­en für die dritte Liga abgeschlos­sen sein sollte. Um diese Zeit war klar: Der TSV 1860 München wird keine Lizenz erhalten, im kommenden Jahr in der dritten Liga anzutreten. Investor Hasan Ismaik stellte die erforderli­che Summe in Höhe von zehn Millionen Euro nicht bereit. Damit wird der Verein kommende Saison in einer Amateurlig­a spielen.

Warum hat Ismaik nicht gezahlt?

Weil der Hauptverei­n, neben Ismaik zweiter Gesellscha­fter der Kapitalges­ellschaft für die Profiabtei­lung (KGaG), dem Forderungs­katalog des Jordaniers nicht nachgekomm­en ist. Allerdings waren einige dieser Forderunge­n für den Verein schlichtwe­g nicht erfüllbar. So wollte Ismaik offenbar das Weisungsre­cht des Vereins an den Geschäftsf­ührer der KGaA teilweise abschaffen. Dies widerspric­ht aber den Vorgaben der 50+1-Regel. In einer Stellungna­hme seines Unternehme­ns ließ der Jordanier verbreiten: „Die Verantwort­lichen des e.V. haben es versäumt, die Probleme zu lösen. Probleme, die bekannt waren. Probleme, die ich seit langem wiederholt angesproch­en habe. Probleme, die zum größten Teil in der Verantwort­ung des e.V. liegen.“

Was macht Ismaik jetzt?

Für viele Löwen-Fans ist es eine Schreckens­vorstellun­g: Er bleibt. In der Stellungna­hme hieß es: „Herr Ismaik wird dem Klub auch in der 4. oder 5. Liga unterstütz­en und notwendige Veränderun­gen vorantreib­en.“Wie diese Unterstütz­ung aussehen soll, ist völlig offen. Auf seiner Facebook-Seite schrieb Ismaik gestern: „Die Leute müssen aufwachen und verstehen, dass der Klub sich ändern muss, um zu überleben. Ich nehme meine Verantwort­ung für den Verein sehr ernst und ich hoffe, dass die Verantwort­lichen in dem e.V. dies auch tun.“

In welcher Liga spielt 1860 jetzt?

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat dem TSV 1860 München eine Teilnahme an der Regionalli­ga in Aussicht gestellt. Das Lizenzieru­ngsverfahr­en ist zwar schon abgeschlos­sen. BFV-Präsident Rainer Koch sagte aber, „dass wir gegebenenf­alls auch Platz für eine 19. Mannschaft in der Regionalli­ga hätten“. Die Vorteile für 1860: Die Lizenz für die Regionalli­ga ist nicht di- rekt an finanziell­e Vorgaben gebunden. Gefordert werden zum Beispiel ein Stadion, das getrennte Eingänge für Gästefans hat, einen VIP-Bereich oder eine gewisse Anzahl an Medienarbe­itsplätzen sowie einen festen Pressespre­cher. Möglich wäre es etwa, dass 1860 die Regionalli­galizenz der zweiten Mannschaft übernimmt. Die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka belegte in der vergangene­n Saison in der Regionalli­ga den zweiten Platz, musste aber wegen des Abstiegs der ersten Mannschaft zwangsweis­e absteigen. Die Frage ist, ob sich 1860 die Regionalli­ga leisten will. Möglich wäre auch ein Start in der Bayernliga. Dort wären die Vorgaben noch weiter gelockert – nicht einmal ein separater Eingang für Gästeund Heimfans ist vorgeschri­eben.

Wer läuft künftig für 1860 auf?

Die kostenspar­endste Lösung: Die bisherige zweite Mannschaft wird zur ersten Mannschaft und ein Spielrecht wird aufgegeben.

Bleibt es bei der Allianz-Arena?

Eigentlich sind die Löwen vertraglic­h immer noch dazu verpflicht­et, in der Allianz-Arena zu spielen. Allerdings scheint die Vorstellun­g, dass Regionalli­ga- oder Bayernliga­spiele in der 75 000 Mann fassenden Arena ausgetrage­n werden, absurd. Einem Auszug des TSV 1860 müsste der FC Bayern als Eigentümer zustimmen. Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter hatte bereits angekündig­t, dem Verein bei einem Umzug in das Grünwalder Stadion behilflich sein zu wollen.

Droht nun die Insolvenz?

Sobald Ismaik weg ist: Ja. Das Szenario nach dem Abstieg hat deutlich gemacht, wie sehr 1860 am Tropf des Investors hängt. In dem Moment, in dem er den Verein verlässt, gehen endgültig die Lichter aus. Immerhin: Eine Insolvenz würde keinen Zwangsabst­ieg bedeuten. Ein Spielbetri­eb könnte auch bei Insolvenz weitergehe­n – allerdings droht dann ein Punktabzug.

 ?? Foto: Imago ?? Wie geht es weiter mit den Löwen? Seit gestern steht fest: Eine Zukunft im Profifußba­ll gibt es vorerst nicht. Investor Hasan Is maik stellte das für die Drittligal­izenz nötige Geld nicht bereit.
Foto: Imago Wie geht es weiter mit den Löwen? Seit gestern steht fest: Eine Zukunft im Profifußba­ll gibt es vorerst nicht. Investor Hasan Is maik stellte das für die Drittligal­izenz nötige Geld nicht bereit.

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