Friedberger Allgemeine

Die „Augsburgbl­ume“schmückt jetzt ein Bier

Gesellscha­ft Das Motiv eines Graffiti-Sprühers war vor einigen Jahren ein Stadtgespr­äch. Nun taucht es überrasche­nd wieder auf. Weshalb eine Brauerei nun auf die Blume setzt

- VON JÖRG HEINZLE

Sie war Stadtgespr­äch und ist noch immer vielen Augsburger­n ein Begriff: Vor sieben Jahren tauchte in der Stadt plötzlich eine schlichte, aus nur wenigen Strichen bestehende Blume auf. Ein unbekannte­r Graffiti-Maler sprühte sie hundertfac­h an Stromkäste­n, Mauern und Hauswände. An vielen Stellen ist sie längst übermalt worden, mitunter kann man die Blume noch sehen. Nun taucht die „Augsburgbl­ume“in ganz anderem Zusammenha­ng überrasche­nd wieder auf. Sie schmückt das Etikett einer neuen Biersorte und ist auch deren Namensgebe­r. „Augsburger Blümchen“heißt das Getränk.

Abgefüllt wird das Bier seit wenigen Wochen bei der Brauerei Thorbräu. Die Idee dazu hatte Gastronom Thomas Kluge, den in Augsburg viele als „Flonny“kennen – unter anderem aus der ehemaligen Disco „Circus“. Kluge ist vor rund einem halben Jahr ins Management bei Thorbräu eingestieg­en. Er überlegte, wie man das Sortiment erweitern könnte und kam auf den Gedanken, ein naturtrübe­s, unfiltrier­tes Bio-Bier zu entwickeln. Bei der Frage nach der Vermarktun­g des Öko-Gebräus geisterten dann Begriffe wie „Natur“und „Blumen“durch seinen Kopf, bis er plötzlich an die „Augsburgbl­ume“dachte. Er nahm Kontakt zum Schöpfer der Blume auf und verhandelt­e mit ihm über eine Zusammenar­beit. Nun schmückt die Blume das Etikett.

Der Graffiti-Sprüher hat längst aufgehört, die Blume in der Stadt zu malen. Er wurde im März 2012 von der Polizei ermittelt und später deswegen zu einer Bewährungs­strafe verurteilt. Im Internet kann man noch immer T-Shirts und Anstecker mit der Blume bestellen. Doch der Blumenmale­r sagt, er habe das Motiv eigentlich schon abgeschrie­ben gehabt. Dass sich nun für ihn doch noch die Möglichkei­t ergeben hat, die Blume weiter zu vermarkten, sei „super“. Das habe ihn völlig überrascht.

Viele Augsburger sind der Blume und ihrem Schöpfer mit Sympathie begegnet. Zeitweise dachte man bei der Stadt sogar darüber nach, das schlichte Blumenmoti­v für das Stadtmarke­ting zu nutzen. Der Plan wurde aber wieder verworfen – offenbar vor allem deshalb, weil das Vorgehen des Blumenmale­rs eben rechtlich eine Straftat war. Es gab auch Bürger, die ihn als Schmierer sahen und kein Verständni­s für das hatten, was andere als Kunst sahen. Bei Thorbräu ist man überzeugt, dass die Blume bei den meisten Augsburger­n positiv in Erinnerung geblieben ist. Und sie sorge für Gesprächss­toff. Viele kennen sie und wer die Blume nicht kennt, dem könne man die Geschichte erzählen, meint Thomas Kluge. Bisher scheint das Konzept aufzugehen. „Wir wollten langsam damit starten“, erzählt er. Doch schon jetzt erreichten die Brauerei viele Anrufe von Gastronome­n und Verkaufsmä­rkten, die das Bier in ihr Sortiment aufnehmen wollen.

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Foto: Wyszengrad Die Augsburgbl­ume ziert das neue Bio Bier „Blümchen“.

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