Die „Augsburgblume“schmückt jetzt ein Bier
Gesellschaft Das Motiv eines Graffiti-Sprühers war vor einigen Jahren ein Stadtgespräch. Nun taucht es überraschend wieder auf. Weshalb eine Brauerei nun auf die Blume setzt
Sie war Stadtgespräch und ist noch immer vielen Augsburgern ein Begriff: Vor sieben Jahren tauchte in der Stadt plötzlich eine schlichte, aus nur wenigen Strichen bestehende Blume auf. Ein unbekannter Graffiti-Maler sprühte sie hundertfach an Stromkästen, Mauern und Hauswände. An vielen Stellen ist sie längst übermalt worden, mitunter kann man die Blume noch sehen. Nun taucht die „Augsburgblume“in ganz anderem Zusammenhang überraschend wieder auf. Sie schmückt das Etikett einer neuen Biersorte und ist auch deren Namensgeber. „Augsburger Blümchen“heißt das Getränk.
Abgefüllt wird das Bier seit wenigen Wochen bei der Brauerei Thorbräu. Die Idee dazu hatte Gastronom Thomas Kluge, den in Augsburg viele als „Flonny“kennen – unter anderem aus der ehemaligen Disco „Circus“. Kluge ist vor rund einem halben Jahr ins Management bei Thorbräu eingestiegen. Er überlegte, wie man das Sortiment erweitern könnte und kam auf den Gedanken, ein naturtrübes, unfiltriertes Bio-Bier zu entwickeln. Bei der Frage nach der Vermarktung des Öko-Gebräus geisterten dann Begriffe wie „Natur“und „Blumen“durch seinen Kopf, bis er plötzlich an die „Augsburgblume“dachte. Er nahm Kontakt zum Schöpfer der Blume auf und verhandelte mit ihm über eine Zusammenarbeit. Nun schmückt die Blume das Etikett.
Der Graffiti-Sprüher hat längst aufgehört, die Blume in der Stadt zu malen. Er wurde im März 2012 von der Polizei ermittelt und später deswegen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im Internet kann man noch immer T-Shirts und Anstecker mit der Blume bestellen. Doch der Blumenmaler sagt, er habe das Motiv eigentlich schon abgeschrieben gehabt. Dass sich nun für ihn doch noch die Möglichkeit ergeben hat, die Blume weiter zu vermarkten, sei „super“. Das habe ihn völlig überrascht.
Viele Augsburger sind der Blume und ihrem Schöpfer mit Sympathie begegnet. Zeitweise dachte man bei der Stadt sogar darüber nach, das schlichte Blumenmotiv für das Stadtmarketing zu nutzen. Der Plan wurde aber wieder verworfen – offenbar vor allem deshalb, weil das Vorgehen des Blumenmalers eben rechtlich eine Straftat war. Es gab auch Bürger, die ihn als Schmierer sahen und kein Verständnis für das hatten, was andere als Kunst sahen. Bei Thorbräu ist man überzeugt, dass die Blume bei den meisten Augsburgern positiv in Erinnerung geblieben ist. Und sie sorge für Gesprächsstoff. Viele kennen sie und wer die Blume nicht kennt, dem könne man die Geschichte erzählen, meint Thomas Kluge. Bisher scheint das Konzept aufzugehen. „Wir wollten langsam damit starten“, erzählt er. Doch schon jetzt erreichten die Brauerei viele Anrufe von Gastronomen und Verkaufsmärkten, die das Bier in ihr Sortiment aufnehmen wollen.