Wie Augsburg mit Geschichte punkten kann
Wenn es einen Weg gäbe, die Vergangenheit direkt zu versilbern, dann müsste Augsburg zu den reicheren Städten Deutschlands gehören. 2000 Jahre Stadtgeschichte, erst römische Provinzhauptstadt, dann diese bedeutende Rolle als Freie Reichsstadt. Ja, wenn sich die Vergangenheit eins zu eins kapitalisieren ließe, wäre es in Augsburg einfacher, das Theater zu sanieren, einen Neubau für das Römische Museum zu schaffen, mehr Personal bei den Kunstsammlungen anzustellen und die Interessen der freien Kunst-Szene zu berücksichtigen. Geld lässt sich mit der Geschichte aber nur indirekt erwirtschaften, etwa über die Touristen, die wegen der reichen Vergangenheit nach Augsburg kommen. Und zu einer Geldschwemme haben diese indirekten Wege bislang nicht geführt.
Die Augsburger Kunstsammlungen setzen in ihrem Programm der kommenden Jahre stark auf Augsburgs Geschichte als Freie Reichsstadt. Gleich mehrere große Projekte sind geplant: von der hoch entwickelten und einzigartigen Augsburger Wasserwirtschaft bis zum Stadtbaumeister Elias Holl, der mit dem Rathaus ein Wahrzeichen der Stadt schuf. Das Augsburger Stiftungswesen, das eine lange Tradition hat, wird Thema, und Kaiser Maximilian I., der sich sehr oft in Augsburg aufhielt, vor allem auch deshalb, weil in Augsburg sein Hauptfinanzier Jakob Fugger war. Ja, das waren noch Zeiten, als der Augsburger Kaufmann Kredite in einem Umfang gewährte, mit denen Staatshaushalte finanziert werden konnten …
Mit diesem Ausstellungskonzept schlagen die Augsburger Kunstsammlungen einen Weg ein, in dessen Verlauf sie sich neue Kompetenzen aneignen müssen. Es steht dann ja sehr wahrscheinlich nicht nur der kunstgeschichtliche Bezug zu den Themen der Ausstellungen im Vordergrund, sondern gleichzeitig auch die sozialgeschichtlichen Hintergründe. Was war das für eine Zeit, in der Maximilian I. immer wieder nach Augsburg kam? Wie kam es zu dieser ausgeklügelten Wasserbewirtschaftung? Wieso verlor Elias Holl sein Amt als Stadtbaumeister? Dass die Kunstsammlungen es durch diese Ausstellungen über Augsburgs Zeit als Freie Reichsstadt zu nie dagewesenem Reichtum schaffen – nein, davon ist nicht auszugehen. So viel lässt sich auch mit einer gut besuchten Ausstellung nicht verdienen. Dass das Publikum aber zahlreich kommt, das könnte gelingen. Vielleicht bringt das neue Herangehen auch andere dazu, die Augsburger Museen zu besuchen.