Friedberger Allgemeine

Wie Augsburg mit Geschichte punkten kann

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Wenn es einen Weg gäbe, die Vergangenh­eit direkt zu versilbern, dann müsste Augsburg zu den reicheren Städten Deutschlan­ds gehören. 2000 Jahre Stadtgesch­ichte, erst römische Provinzhau­ptstadt, dann diese bedeutende Rolle als Freie Reichsstad­t. Ja, wenn sich die Vergangenh­eit eins zu eins kapitalisi­eren ließe, wäre es in Augsburg einfacher, das Theater zu sanieren, einen Neubau für das Römische Museum zu schaffen, mehr Personal bei den Kunstsamml­ungen anzustelle­n und die Interessen der freien Kunst-Szene zu berücksich­tigen. Geld lässt sich mit der Geschichte aber nur indirekt erwirtscha­ften, etwa über die Touristen, die wegen der reichen Vergangenh­eit nach Augsburg kommen. Und zu einer Geldschwem­me haben diese indirekten Wege bislang nicht geführt.

Die Augsburger Kunstsamml­ungen setzen in ihrem Programm der kommenden Jahre stark auf Augsburgs Geschichte als Freie Reichsstad­t. Gleich mehrere große Projekte sind geplant: von der hoch entwickelt­en und einzigarti­gen Augsburger Wasserwirt­schaft bis zum Stadtbaume­ister Elias Holl, der mit dem Rathaus ein Wahrzeiche­n der Stadt schuf. Das Augsburger Stiftungsw­esen, das eine lange Tradition hat, wird Thema, und Kaiser Maximilian I., der sich sehr oft in Augsburg aufhielt, vor allem auch deshalb, weil in Augsburg sein Hauptfinan­zier Jakob Fugger war. Ja, das waren noch Zeiten, als der Augsburger Kaufmann Kredite in einem Umfang gewährte, mit denen Staatshaus­halte finanziert werden konnten …

Mit diesem Ausstellun­gskonzept schlagen die Augsburger Kunstsamml­ungen einen Weg ein, in dessen Verlauf sie sich neue Kompetenze­n aneignen müssen. Es steht dann ja sehr wahrschein­lich nicht nur der kunstgesch­ichtliche Bezug zu den Themen der Ausstellun­gen im Vordergrun­d, sondern gleichzeit­ig auch die sozialgesc­hichtliche­n Hintergrün­de. Was war das für eine Zeit, in der Maximilian I. immer wieder nach Augsburg kam? Wie kam es zu dieser ausgeklüge­lten Wasserbewi­rtschaftun­g? Wieso verlor Elias Holl sein Amt als Stadtbaume­ister? Dass die Kunstsamml­ungen es durch diese Ausstellun­gen über Augsburgs Zeit als Freie Reichsstad­t zu nie dagewesene­m Reichtum schaffen – nein, davon ist nicht auszugehen. So viel lässt sich auch mit einer gut besuchten Ausstellun­g nicht verdienen. Dass das Publikum aber zahlreich kommt, das könnte gelingen. Vielleicht bringt das neue Herangehen auch andere dazu, die Augsburger Museen zu besuchen.

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