Friedberger Allgemeine

Radfahrer sehen Ampeln als großes Problem

Verkehr Eine Umfrage mit mehreren hundert Teilnehmer­n zeigt, wo es aus Sicht der Radler in der Stadt besonders hakt. Ampelkreuz­ungen erhalten schlechte Noten. Kritische Themen sind aber auch Falschpark­er sowie Busse und Bahnen

- VON JÖRG HEINZLE

Er ist ein renommiert­er Rechtsanwa­lt. Doch statt eines Dienstwage­ns nimmt der Jurist Walter Rubach so oft es geht lieber das Fahrrad. Rund 5000 Kilometer pro Jahr legt er alleine mit seinem Kanzleifah­rrad in der Stadt zurück. Das Ergebnis einer großen Umfrage des Fahrradklu­bs ADFC kann der Vielradler nicht nachvollzi­ehen. Bei der bundesweit­en Umfrage zum „Rad-Klima“in Städten wurde Augsburg als Aufsteiger­stadt gekürt. Walter Rubach sagt: „Es hat sich einiges getan, aber wir sind noch weit weg von einer richtigen Fahrradsta­dt.“

Was den Rechtsanwa­lt am meisten stört, sie die vielen Kreuzungen mit seiner Ansicht nach ungünstige­n Ampelschal­tungen für Radfahrer. Städte wie Kopenhagen etwa, wo es an zahlreiche­n größeren Kreuzungen eigens Fahrradbrü­cken gebe, seien da schon viel weiter. Walter Rubach spricht ein Thema an, dass vielen Radfahrern in der Stadt auf den Nägeln brennt. An der jüngst veröffentl­ichten ADFC-Studie beteiligte­n sich 672 Augsburger Radfahrer. Sie konnten zu vielen Aspekten Schulnoten verteilen. Dabei schnitt das Thema „Ampelschal­tungen für Radfahrer“besonders schlecht ab. Hier bewerteten viele die Situation als nicht mal ausreichen­d, im Schnitt vergaben sie dafür die Note 4,5. Immer wieder kommt es an Ampelkreuz­ungen auch zu gefährlich­en Situatione­n. In den vergangene­n Jahren wurden mehrere Radfahrer bei Unfällen tödlich verletzt. In der Praxis ist es an Kreuzungen oft schwierig, den Interessen von Autofahrer­n, Radlern und Fußgängern gerecht zu werden. In der Innenstadt kommt oft noch das Problem hinzu, dass es aufgrund der Bebauung wenig Platz gibt. Ein Bei- spiel ist die Situation für Radler, die an der Gögginger Brücke stadteinwä­rts in Richtung Königsplat­z fahren. Dort hat die Stadt vor einiger Zeit extra eine Ampel für Radler angebracht. Das Problem ist nur: Viele Autofahrer, die hier rechts abbiegen, nehmen die Radler-Ampel nicht war. Sie schauen auf die Fußgängera­mpel, die teilweise aber Rot zeigt, während die Radfahrer noch Grün haben. Die CSM-Stadträtin Claudia Eberle hat das Problem jetzt aufgegriff­en und setzt darauf, dass die Stadt hier eine Verbesseru­ng prüft. Sie sagt: „Glückliche­rweise kommt es meist nur zu Beinahe-Unfällen, da die Fahrradfah­rer wissen, dass sie trotz grüner Ampel extrem vorsichtig sein müssen.“

Dass andere Großstädte mit dem Thema Ampeln ein ganz ähnliches Problem haben, zeigt die Studie. Die Ampelschal­tungen werden von Radfahrern auch in vielen anderen Städten mit mehr als 200 000 Einwohnern schlecht benotet. Lediglich in Karlsruhe und Münster vergeben die Radler dafür Noten mit einer Drei vor dem Komma.

Bei der Stadt hat man es sich zum Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2020 den Anteil des Radverkehr­s in Augsburg auf 25 Prozent zu steigern. Um das zu erreichen, soll die Situation für Radler deutlich verbessert werden. Aus Sicht der Radfahrer sollte die Stadt dringend auch bei der Führung des Radverkehr­s an Baustellen nachbesser­n – hier vergeben sie ebenfalls nur die Note 4,5. Und sie meinen, die Stadt müsste mehr gegen Falschpark­er auf Radwegen tun. Auch das wird bisher nur mit einer 4,5 bewertet. Es gibt noch weitere Problember­eiche, die sich aus der ADFC-Umfrage ableiten lassen. Dazu gehören die Breite der Radwege (Note 4,4) und die Mitnahmemö­glichkeit von Fahrrädern im öffentlich­en Nahverkehr (Note 4,3). Was die Fahrradmit­nahme angeht, schneidet Augsburg auch im Vergleich der Großstädte untereinan­der nicht gut ab.

Dass die Radler der Stadt bei der aktuellen Umfrage insgesamt bessere Noten gaben als noch bei der Befragung im Jahr 2014, wertet man in der Stadtspitz­e als Erfolg des Projekts „Fahrradsta­dt 2020“. Ob und wie die Wünsche, die in der Umfrage deutlich werden, auch Einfluss auf die Planungen haben, bleibt aber offen. Auf Anfrage unserer Redaktion kommt von der Stadtverwa­ltung dazu nur eine sehr allgemeine Antwort: „Die konkreten Ergebnisse mit Stärken und Schwächen werden analysiert.“»Kommentar

Baustellen ärgern auch die Fahrradfah­rer

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Foto: Silvio Wyszengrad Unübersich­tlich und deshalb gefährlich: Am Beginn der Stettenstr­aße bei der Gögginger Brücke werden Autofahrer durch verschiede­ne Ampeln für Radler und Fußgänger irritiert.

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