Keiner darf sich jetzt zurücklehnen
Das war schon bei der Beschlussfassung im vergangenen Oktober abzusehen: Zu den Bedingungen des Stadtrats würde es nie und nimmer ein Citymanagement in Friedberg geben. Mit mehr als seinem derzeitigen Budget sollte sich der Aktivring an den Personalkosten der neuen GmbH beteiligen, sodass für Werbeaktionen kein Geld mehr übrig geblieben wäre. Zudem sind zwei Drittel der Mitglieder nicht in der Innenstadt ansässig und würden somit auch nur eingeschränkt von einem Citymanagement profitieren.
Dass der Stadtrat nun einen Kurswechsel vollzogen hat, ist insofern nur folgerichtig. Wer ein Citymanagement angesichts der Herausforderungen für den innerstädtischen Handel befürwortet – und das tut zum Glück der größte Teil des Stadtrats –, der muss einen gangbaren Weg einschlagen. Mit der Übergangslösung unter dem Dach der Stadtverwaltung ist dieser Weg fürs Erste gefunden.
Klar ist, dass es dabei auf Dauer nicht bleiben kann. Der Citymanager ist zwar Bindeglied zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Es kann aber nicht sein, dass er dabei dem Bürgermeister unterstellt und dem Willen des Stadtrats ausgeliefert ist. Mittelfristig muss eine Organisationsform gefunden werden, in der sich alle Seiten auf Augenhöhe begegnen. Nicht ohne Grund empfehlen die Fachleute beim Berufsverband City- und Stadtmarketing Bayern, dass die Stadt Mitglied wird in einem Trägerverein für das Stadtmarketing, wie ihn zum Beispiel der Verkehrsverein darstellen könnte.
Über Wohl und Wehe des Citymanagements entscheidet zweifelsohne eine gewisse Unabhängigkeit. Ebenso wichtig ist aber, dass Handel, Gastronomie und Gewerbe hier eine gemeinsame Aufgabe erkennen und wahrnehmen. Dass die ursprünglich geforderte Beteiligung an den Personalkosten nicht zu schultern ist, wurde auf politischer Seite akzeptiert. Um einen Beitrag wird die Geschäftswelt allerdings auf Dauer nicht herumkommen.
Doch Geld ist, wie so oft im Leben, nicht alles: Die Geschäftswelt darf sich nicht zurücklehnen in der Hoffnung, dass es der neue Kümmerer schon richten wird. Wer sich ausklinkt, weil er sich für seinen Betrieb keinen unmittelbaren Nutzen verspricht, bringt sich und seine Kollegen um eine Chance. Ist sie vertan, wird sie so schnell nicht wiederkommen.