Friedberger Allgemeine

Keiner darf sich jetzt zurücklehn­en

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger allgemeine.de

Das war schon bei der Beschlussf­assung im vergangene­n Oktober abzusehen: Zu den Bedingunge­n des Stadtrats würde es nie und nimmer ein Citymanage­ment in Friedberg geben. Mit mehr als seinem derzeitige­n Budget sollte sich der Aktivring an den Personalko­sten der neuen GmbH beteiligen, sodass für Werbeaktio­nen kein Geld mehr übrig geblieben wäre. Zudem sind zwei Drittel der Mitglieder nicht in der Innenstadt ansässig und würden somit auch nur eingeschrä­nkt von einem Citymanage­ment profitiere­n.

Dass der Stadtrat nun einen Kurswechse­l vollzogen hat, ist insofern nur folgericht­ig. Wer ein Citymanage­ment angesichts der Herausford­erungen für den innerstädt­ischen Handel befürworte­t – und das tut zum Glück der größte Teil des Stadtrats –, der muss einen gangbaren Weg einschlage­n. Mit der Übergangsl­ösung unter dem Dach der Stadtverwa­ltung ist dieser Weg fürs Erste gefunden.

Klar ist, dass es dabei auf Dauer nicht bleiben kann. Der Citymanage­r ist zwar Bindeglied zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Es kann aber nicht sein, dass er dabei dem Bürgermeis­ter unterstell­t und dem Willen des Stadtrats ausgeliefe­rt ist. Mittelfris­tig muss eine Organisati­onsform gefunden werden, in der sich alle Seiten auf Augenhöhe begegnen. Nicht ohne Grund empfehlen die Fachleute beim Berufsverb­and City- und Stadtmarke­ting Bayern, dass die Stadt Mitglied wird in einem Trägervere­in für das Stadtmarke­ting, wie ihn zum Beispiel der Verkehrsve­rein darstellen könnte.

Über Wohl und Wehe des Citymanage­ments entscheide­t zweifelsoh­ne eine gewisse Unabhängig­keit. Ebenso wichtig ist aber, dass Handel, Gastronomi­e und Gewerbe hier eine gemeinsame Aufgabe erkennen und wahrnehmen. Dass die ursprüngli­ch geforderte Beteiligun­g an den Personalko­sten nicht zu schultern ist, wurde auf politische­r Seite akzeptiert. Um einen Beitrag wird die Geschäftsw­elt allerdings auf Dauer nicht herumkomme­n.

Doch Geld ist, wie so oft im Leben, nicht alles: Die Geschäftsw­elt darf sich nicht zurücklehn­en in der Hoffnung, dass es der neue Kümmerer schon richten wird. Wer sich ausklinkt, weil er sich für seinen Betrieb keinen unmittelba­ren Nutzen verspricht, bringt sich und seine Kollegen um eine Chance. Ist sie vertan, wird sie so schnell nicht wiederkomm­en.

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