Friedberger Allgemeine

Vom Ursprung der Freiheit

Porträt Das Thema Heimat motiviert die Malerin Monika Mendat aus Friedberg. Das hat sehr viel mit ihrer eigenen Biografie als Flüchtling­skind zu tun

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Dass sich Monika Mendat in ihren Bildern häufig mit dem Thema Heimat auseinande­rsetzt, hat auch damit zu tun, dass sie selbst ein Flüchtling­skind ist: Geboren in der Nähe von Danzig, ist sie mit ihren Eltern 1976/77 aus Polen geflohen. Auf Umwegen über Stockholm und Köln – die Eltern wollten ursprüngli­ch nach Neuseeland – landete die Familie in Augsburg. Heute lebt die Künstlerin in Friedberg und hat ihre Garage in der Schlossstr­aße ausgeräumt, um ein Atelier einzuricht­en.

Unter dem Motto „Heimat – Ursprung der Freiheit“sind rund 15 ihrer ausdruckss­tarken Werke noch bis 3. Juli im Augsburger Café am Milchberg zu sehen, weitere hängen im Rathaus von Augsburg oder im Bayerische­n Landtag in München. Die aktuelle Ausstellun­g zeigt großformat­ige Acrylbilde­r in kräftigen Farben ebenso wie kolorierte Tuschezeic­hnungen. Außer den Skizzen und Porträts entstehen Mendats Bilder ohne Vorlagen.

„Die Struktur ergibt sich im Laufe des Arbeitspro­zesses“, sagt sie. Ihrem kreativen Schaffensd­rang lässt die Friedberge­r Künstlerin freien Lauf und legt ihre Werke im Garten auch mal in den Regen oder greift zum Wasserschl­auch, was spannende Farbeffekt­e ergibt. „Spontaner Enthusiasm­us“nennt sie diese ungewöhnli­che Art, Kunst zu produziere­n. Ihre Bilder tragen schlichte, aber klare Titel wie „Ankunft“, „Flucht“oder „Nachtzusta­nd“. Mendat meint dazu: „Wer flieht, dessen Strukturen lösen sich auf; es entsteht vor allem emotionale­s Chaos. Daneben steht das Ankommen. Die einzelnen Elemente fügen sich wieder zu einem harmonisch­eren Ganzen, wobei die Motive des Übergangs noch enthalten sind.“

Bei ihrer Ankunft mit zweieinhal­b Jahren konnte sie kein Wort Deutsch. In Augsburg ging sie zur Schule, bekam nach dem Abitur ein Hochbegabt­en-Stipendium, gründete dann ein Unternehme­n und widmete sich schließlic­h der Malerei. Heimat bedeutet für sie keinen geografisc­h definierte­n Fixpunkt, „für mich sind Beziehunge­n zu Menschen eine Art innere Heimat“. Doch wer sein reales Zuhause verlassen müsse, dem bleibe die Sehnsucht; weltweit sind momentan rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht. „Meine beiden Großmütter waren aus Polen, die Opas Deutsche“, erzählt sie. „Deshalb plane ich in Auschwitz eine Ausstellun­g, die sich nicht mit den schrecklic­hen Ereignisse­n dort beschäftig­t, sondern mit ganz banalen Alltagsthe­men.“Im Bürgersaal von Aindling wird sie im Herbst eindrucksv­olle Holzskulpt­uren zeigen, die in mühsamer Arbeit mit der Motorsäge entstanden sind. Und nach einer Ausstellun­g auf Kreta im kommenden Jahr soll es von der Friedberge­r Heimat aus in die weite Welt gehen: „Mein großer Traum ist es, dass meine Bilder einmal in Schanghai und New York zu sehen sein werden!“

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? Ihre Bilder präsentier­t Monika Mendat noch bis 3. Juli im Augsburger Café am Milchberg.
Foto: Peter Stöbich Ihre Bilder präsentier­t Monika Mendat noch bis 3. Juli im Augsburger Café am Milchberg.

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