Friedberger Allgemeine

Ökostrom und normales Gas

Der Kreis ist mit seinen Gebäuden einer der größten Energiever­braucher und bekommt Großhandel­spreise

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Der Kreis ist einer der größten Energiever­braucher im Wittelsbac­her Land. Zehn Millionen Kilowattst­unden Erdgas und rund 5,6 Millionen Kilowattst­unden Strom werden in zwei Krankenhäu­sern, 16 Schulgebäu­den, Sporthalle­n und dem Landratsam­t im Jahr verbraucht. Beim Strom liegt der Kreis mit seinen Liegenscha­ften damit in einer Größenordn­ung aller Verbrauche­r in der Gemeinde Rehling.

Nach einer Ausschreib­ung bezieht der Kreis seit 2014 konvention­elles Gas (Stadtwerke Bad Kissingen) und Ökostrom (Gemeindewe­rke Oberhachin­g). Der Vertrag läuft Ende des Jahres aus und wird jetzt wieder europaweit für vier Jahre ausgeschri­eben. Der Umweltauss­chuss des Kreistags entschied sich vor Kurzem dafür, weiter Ökostrom zu nutzen. Der Kostenunte­rschied zu konvention­ellem Strom ist schwer zu beziffern, weil der Kreis nicht beide Varianten gleichzeit­ig ausschreib­en und sich dann für eine Variante entschließ­en kann. Eine andere Entscheidu­ng traf der Ausschuss in Sachen Gas. Die Mehrheit im Gremium hatte kein Vertrauen in Zertifikat­e für umweltvert­rägliche (kohlendiox­idneutrale) Gasgewinnu­ng. Die Mehrkosten für den Kreis sind hier klar zu beziffern: 0,4 Cent pro Kilowattst­unde – macht rund 40000 Euro mehr im Jahr als für konvention­elles Erdgas. Aufgegriff­en wurde dafür eine Idee des 2014 verstorben­en ÖDP-Kreisrats Michael Bettinger. Er regte bei der vorherigen Ausschreib­ung für konvention­elles Erdgas an, die Kostenersp­arnis in ökologisch sinnvolle Projekte im Kreis zu stecken. Das soll nun passieren. Für 40 000 Euro werden im nächsten Jahr Hocheffizi­enzpumpen für Heizanlage­n in Landkreisg­ebäuden (Schulen) angeschaff­t. Sie ersetzen teils 40 Jahre alte Pumpen und sollen sich in kurzer Zeit amortisier­en. Das Sachgebiet Gebäudeman­agement im Amt sucht jetzt die Pumpen aus, die getauscht werden. Zielsetzun­g: Ein viel größerer und nachhaltig­er Einspareff­ekt – ökonomisch und für die Umwelt.

Ökostrom kostete Kommunen bei gemeinsame­n Bündelauss­chreibunge­n zuletzt rund drei Cent pro Kilowattst­unde. Das lässt Otto Normalverb­raucher natürlich aufhorchen. Privathaus­halte zahlen (inklusive Grundpreis) um die 30 Cent. Allerdings: Ganz so billig, wie es den Anschein hat, ist die Sache für die Gemeinden und die Landkreise nicht. Ausgeschri­eben wird nämlich nur der Nettopreis für die gelieferte Strommenge, sozusagen eine Art Großhandel­spreis. Aufgrund des großen Stromvolum­ens bekommen Kommunen zwar einen Preis, der deutlich günstiger ist als für (kleine) Privatkund­en. Dazu kommen aber auch für Gemeinden, Städte und Landkreise noch Netzentgel­te, Steuern und Umlagen. Nur die Konzession­sabgabe fällt für gemeindlic­he Liegenscha­ften nicht an. Laut Stromexper­ten sind etwa 30 Prozent des Strompreis­es durch den Markt bestimmt. 70 Prozent sind auf staatliche Maßnahmen und Einflussna­hmen zurückzufü­hren. Das sind Netzentgel­te, Umlagen wie das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz oder der Aufschlag für Kraft-Wärme-Kopplung; dazu kommen noch die Steuern.

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