Friedberger Allgemeine

Roman Finkenzell­er will ganz hoch hinaus

Sportskano­ne Der Gachenbach­er ist begeistert­er Segelflieg­er. Mit seiner Maschine ist er bis zu zehn Stunden unterwegs und legt viele Kilometer zurück. Was den 26-Jährigen fasziniert und was Fliegen mit Achterbahn-Fahren gemeinsam hat

- VON SEBASTIAN RICHLY

Gachenbach Ein Blick in das Zimmer von Roman Finkenzell­er verrät vieles über den 26-Jährigen. Nicht nur über dem Bett hängen Poster von Segelflieg­ern: Auf dem Schreibtis­ch liegen Urkunden von Flugwettbe­werben und im Nebenraum finden sich etliche Modellflie­ger.

Den Alltag zurücklass­en und die absolute Freiheit genießen. Wenn sich Roman Finkenzell­er in seine Maschine setzt, dann taucht er in eine andere Welt ein. Der 26-Jähri- ge betreibt den Sport seit rund zehn Jahren und hat im Juniorenbe­reich schon viele Erfolge gefeiert. Im vergangene­n Jahr nahm er an der deutschen Meistersch­aft teil und wurde dort Zwölfter. Auch fliegt er regelmäßig in der Bundesliga. Doch um Titel geht es dem Bauingenie­ur, der vor Kurzem sein Studium abgeschlos­sen hat, nicht. „Es ist das beste Gefühl der Welt“, sagt er. Dabei kam er eher zufällig zum Fliegen. Kumpel Stefan Langer, ebenfalls ein erfolgreic­her Segelflieg­er, hatte ihn damals zum Flugplatz nach Augsburg mitgenomme­n. „Er war an den Wochenende­n nie da und weil ich nicht alleine sein wollte, kam ich mit.“Nach einem Schnupperk­urs machte Finkenzell­er den Pilotensch­ein. Seitdem ist der Gachenbach­er zu rund 400 Starts aufgebroch­en und ist insgesamt etwa 20000 Kilometer weit geflogen.

Einmal pro Woche setzt sich der Gachenbach­er in seinen 42 Jahre alten Flieger. Wenn er nicht gerade mit Kumpel Stefan Langer unterwegs ist, fliegt er alleine: „Die meisten würden das auch gar nicht aushalten. Segelflieg­en ist nämlich anstrengen­der, als man denkt.“In einer Höhe von über 3 000 Metern wirken starke Kräfte auf Mensch und Maschine ein, vor allem in den Kurven bekomme man das zu spüren: „Es ist so, als würde man den ganzen Tag Achterbahn fah- Wenn man das nicht gewohnt ist, wird es schnell ungemütlic­h.“Der 26-Jährige mag es sportlich. In seiner Freizeit spielt er Beachvolle­yball und geht Fahrradfah­ren. Auch bei der LG Aichach-Rehling trainiert er.

Fit muss der Gachenbach­er für seine Flüge auch sein. Sein längster Flug zum Schwarzwal­d und zurück dauerte knapp über zehn Stunden. Rund 700 Kilometer legte er zurück. „Es geht ja darum, mit einem Start möglichst weit zu kommen.“Für solch einen langen Flug braucht Finkenzell­er natürlich Verpflegun­g: Wasser und Müsliriege­l hat er immer an Board. Wenn er von seinen Flügen erzählt, gerät er ins Schwärmen. „Man hat einen unglaublic­hen Ausblick. Beim Segelflieg­en bekommt man einen Eindruck von der gewaltigen Kraft der Natur. Das ist für mich heute noch fasziniere­nd.“

Das Wetter spielt eine wichtige Rolle

Doch bevor es losgehen kann, muss Finkenzell­er immer den Wetterberi­cht checken. Dabei geht es nicht um Regen oder Sonne: „Um eine optimale Thermik zu haben, braucht ein man sogenannte­s labiles Wetter. Am besten ist es, wenn die Temperatur­unterschie­de auf den Tag verteilt ziemlich groß sind.“Ohne die Thermik könne auch der beste Segelflieg­er nicht in der Luft bleiben. Ungefährli­ch ist der Sport nicht. „Wenn man durch das Abgleiten den Flugplatz nicht mehr erreichen kann, muss man sich einen anderen Landeplatz suchen“, sagt Finkenzell­er. Manche würden dann krampfhaft versuchen, doch wieder in den Aufwind zu kommen: „Das kann dann gefährlich werden.“Solche Situatione­n kennt auch Finkenzell­er: „Mein Vater musste mich einmal hinter Stuttgart abholen. Mehrere Stunden warten macht keinen Spaß“, erinnert er sich. Der Gachenbach­er will sich mit einer Drehund Fräserei selbststän­dig machen. Das hilft ihm auch beim Segelflieg­en: „Man braucht technische­s Verständni­s. Ansonsten kann man den Sport nicht ausüben.“Im Winter verbringt der 26-Jährige deshalb die meiste Zeit in der Werkstatt und schraubt an seiner Maschine herum.

Während es auf seinen privaten Trips meist entspannt zugeht, haben es die sportliche­n Wettbewerb­e in sich. Auch hier geht es häufig darum, eine Strecke in möglichst kurren. zer Zeit zu fliegen. Dabei kommen sich die Konkurrent­en sehr nahe. „Einmal wäre ich fast mit jemandem zusammenge­stoßen“, berichtet Finkenzell­er: „Da ist viel Taktik dabei. Man braucht auch Glück und muss den besten Zeitpunkt wählen, um die optimale Thermik zu haben.“Überhaupt erfordere der Sport sehr viel Gefühl: „Man muss seine Maschine und die Luft einschätze­n können. Erfahrung ist sehr wichtig.“

Vor allem, wenn man sich wie Finkenzell­er für eine WM qualifizie­ren will. Noch lieber möchte er aber einmal mit seinem Segelflieg­er Chile erkunden. „Hauptsächl­ich wegen der Landschaft. In den Bergen dort gibt es bestimmt eine tolle Thermik – da geht es dann richtig hoch hinaus.“

 ?? Fotos: Stefan Langer, Finkenzell­er, Sebastian Richly ?? Bis zu 4000 Meter hoch fliegt Roman Finkenzell­er. Der Ausblick aus seinem Segelflieg­er ist gigantisch. Der 26 Jährige kam vor zehn Jahren zufällig zu der Sportart.
Fotos: Stefan Langer, Finkenzell­er, Sebastian Richly Bis zu 4000 Meter hoch fliegt Roman Finkenzell­er. Der Ausblick aus seinem Segelflieg­er ist gigantisch. Der 26 Jährige kam vor zehn Jahren zufällig zu der Sportart.
 ??  ?? Volle Konzentrat­ion: Im Cockpit muss der Gachenbach­er immer alles im Blick haben, ansonsten kann es gefährlich werden.
Volle Konzentrat­ion: Im Cockpit muss der Gachenbach­er immer alles im Blick haben, ansonsten kann es gefährlich werden.
 ??  ?? Faszinatio­n Fliegen: Der 26 Jährige steht auf Modellflug­zeuge.
Faszinatio­n Fliegen: Der 26 Jährige steht auf Modellflug­zeuge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany