Roman Finkenzeller will ganz hoch hinaus
Sportskanone Der Gachenbacher ist begeisterter Segelflieger. Mit seiner Maschine ist er bis zu zehn Stunden unterwegs und legt viele Kilometer zurück. Was den 26-Jährigen fasziniert und was Fliegen mit Achterbahn-Fahren gemeinsam hat
Gachenbach Ein Blick in das Zimmer von Roman Finkenzeller verrät vieles über den 26-Jährigen. Nicht nur über dem Bett hängen Poster von Segelfliegern: Auf dem Schreibtisch liegen Urkunden von Flugwettbewerben und im Nebenraum finden sich etliche Modellflieger.
Den Alltag zurücklassen und die absolute Freiheit genießen. Wenn sich Roman Finkenzeller in seine Maschine setzt, dann taucht er in eine andere Welt ein. Der 26-Jähri- ge betreibt den Sport seit rund zehn Jahren und hat im Juniorenbereich schon viele Erfolge gefeiert. Im vergangenen Jahr nahm er an der deutschen Meisterschaft teil und wurde dort Zwölfter. Auch fliegt er regelmäßig in der Bundesliga. Doch um Titel geht es dem Bauingenieur, der vor Kurzem sein Studium abgeschlossen hat, nicht. „Es ist das beste Gefühl der Welt“, sagt er. Dabei kam er eher zufällig zum Fliegen. Kumpel Stefan Langer, ebenfalls ein erfolgreicher Segelflieger, hatte ihn damals zum Flugplatz nach Augsburg mitgenommen. „Er war an den Wochenenden nie da und weil ich nicht alleine sein wollte, kam ich mit.“Nach einem Schnupperkurs machte Finkenzeller den Pilotenschein. Seitdem ist der Gachenbacher zu rund 400 Starts aufgebrochen und ist insgesamt etwa 20000 Kilometer weit geflogen.
Einmal pro Woche setzt sich der Gachenbacher in seinen 42 Jahre alten Flieger. Wenn er nicht gerade mit Kumpel Stefan Langer unterwegs ist, fliegt er alleine: „Die meisten würden das auch gar nicht aushalten. Segelfliegen ist nämlich anstrengender, als man denkt.“In einer Höhe von über 3 000 Metern wirken starke Kräfte auf Mensch und Maschine ein, vor allem in den Kurven bekomme man das zu spüren: „Es ist so, als würde man den ganzen Tag Achterbahn fah- Wenn man das nicht gewohnt ist, wird es schnell ungemütlich.“Der 26-Jährige mag es sportlich. In seiner Freizeit spielt er Beachvolleyball und geht Fahrradfahren. Auch bei der LG Aichach-Rehling trainiert er.
Fit muss der Gachenbacher für seine Flüge auch sein. Sein längster Flug zum Schwarzwald und zurück dauerte knapp über zehn Stunden. Rund 700 Kilometer legte er zurück. „Es geht ja darum, mit einem Start möglichst weit zu kommen.“Für solch einen langen Flug braucht Finkenzeller natürlich Verpflegung: Wasser und Müsliriegel hat er immer an Board. Wenn er von seinen Flügen erzählt, gerät er ins Schwärmen. „Man hat einen unglaublichen Ausblick. Beim Segelfliegen bekommt man einen Eindruck von der gewaltigen Kraft der Natur. Das ist für mich heute noch faszinierend.“
Das Wetter spielt eine wichtige Rolle
Doch bevor es losgehen kann, muss Finkenzeller immer den Wetterbericht checken. Dabei geht es nicht um Regen oder Sonne: „Um eine optimale Thermik zu haben, braucht ein man sogenanntes labiles Wetter. Am besten ist es, wenn die Temperaturunterschiede auf den Tag verteilt ziemlich groß sind.“Ohne die Thermik könne auch der beste Segelflieger nicht in der Luft bleiben. Ungefährlich ist der Sport nicht. „Wenn man durch das Abgleiten den Flugplatz nicht mehr erreichen kann, muss man sich einen anderen Landeplatz suchen“, sagt Finkenzeller. Manche würden dann krampfhaft versuchen, doch wieder in den Aufwind zu kommen: „Das kann dann gefährlich werden.“Solche Situationen kennt auch Finkenzeller: „Mein Vater musste mich einmal hinter Stuttgart abholen. Mehrere Stunden warten macht keinen Spaß“, erinnert er sich. Der Gachenbacher will sich mit einer Drehund Fräserei selbstständig machen. Das hilft ihm auch beim Segelfliegen: „Man braucht technisches Verständnis. Ansonsten kann man den Sport nicht ausüben.“Im Winter verbringt der 26-Jährige deshalb die meiste Zeit in der Werkstatt und schraubt an seiner Maschine herum.
Während es auf seinen privaten Trips meist entspannt zugeht, haben es die sportlichen Wettbewerbe in sich. Auch hier geht es häufig darum, eine Strecke in möglichst kurren. zer Zeit zu fliegen. Dabei kommen sich die Konkurrenten sehr nahe. „Einmal wäre ich fast mit jemandem zusammengestoßen“, berichtet Finkenzeller: „Da ist viel Taktik dabei. Man braucht auch Glück und muss den besten Zeitpunkt wählen, um die optimale Thermik zu haben.“Überhaupt erfordere der Sport sehr viel Gefühl: „Man muss seine Maschine und die Luft einschätzen können. Erfahrung ist sehr wichtig.“
Vor allem, wenn man sich wie Finkenzeller für eine WM qualifizieren will. Noch lieber möchte er aber einmal mit seinem Segelflieger Chile erkunden. „Hauptsächlich wegen der Landschaft. In den Bergen dort gibt es bestimmt eine tolle Thermik – da geht es dann richtig hoch hinaus.“