Erdbeeren, so weit das Auge reicht
Der Obsthof Mahl in Haunsried bei Heretshausen hat sich von einem konventionellen Betrieb zu einem der größten Obstlieferanten in Bayern entwickelt. Auf dem Hof gibt’s einen Laden, einen Spielplatz und jetzt sogar ein Café
Adelzhausen Haunsried Landwirt sein – das bedeutet heute nicht, den ganzen Tag auf dem Traktor zu sitzen und auf dem Feld oder im Stall zu arbeiten. Landwirte sind heute dazu auch Manager, Organisatoren, Vermarkter und vieles mehr. Klaus Mahl ist auch Landwirt, aber einer mit besonderen Kulturen. Der Inhaber des Obsthofs Mahl in Haunsried bei Heretshausen (Gemeinde Adelzhausen) bewirtschaftet 60 Hektar. Mit rund 50 Hektar entfällt der Großteil der Anbaufläche auf Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren. Kernobst und Spargel wächst auf zehn Hektar.
Auf dem Hof wurde früher konventionelle Landwirtschaft mit Ackerbau betrieben und Mais sowie Weizen angebaut. Klaus Mahl, 36, erinnert sich an die Anfänge des Obstanbaus: „Bereits 1981 hat mein Vater mit Erdbeeren begonnen, offensichtlich mit Erfolg.“Seitdem wächst der Hof und entwickelte sich zu einem der größten Obstlieferanten in Bayern. In der Hochsaison beschäftigt der Familienbetrieb rund 100 Mitarbeiter, knapp 20 davon sind fest angestellt. „Dennoch hat man am Samstag und Sonntag nicht frei“, betont Mahl. Störungen könnten ständig auftreten. Für die Familie bleibe da wenig Zeit, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern. „Es gibt keinen Urlaub in der Saison. Nur im Januar und Februar hat man frei“, sagt er.
Der Hof vermarktet das Obst direkt und liefert an zahlreiche Lebensmittelläden, sogar an Händler in Hamburg und Berlin. Und der Familienbetrieb etikettiert seinen Ware selbst. „Dafür muss dokumentiert werden, woher die Frucht kommt, wer sie abgepackt hat und wohin sie gebracht wird“, beschreibt Mahl. Für einen erleichterten Abtransport wurde ein kleines Logistikzentrum auf dem Hof gebaut, wo die Lastwagen beladen werden. Die Qualität seiner Ware lässt Mahl regelmäßig durch das QSPrüfzeichen (Qualität und Sicherheit) kontrollieren. „Es ist zwar ein großer Verwaltungsaufwand, bei vielen Händlern ist es aber Pflicht“, sagt Mahl. Durch das Prüfzeichen werden Pflanzgut, Wasserqualität, Düngung und die Verwendung von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln überwacht. Es gelten auch spezielle Hygieneanforderungen für die Arbeiter und den Transport.
Kunden können die Beeren und das Kernobst aber auch direkt vom Feld pflücken. Die sind vor allem rund um den Hof in Haunsried aber auch zum Beispiel an der B300 bei Friedberg (Äpfel). Der Obsthof kommt dabei einem Trend entgegen. „Immer mehr Familien wollen wissen, woher das Produkt kommt, und kaufen daher regional“, sagt Mahl. In seinem Hofladen gibt es neben dem Obst auch Nudeln, Eier und Mehl aus der Region sowie selbst gemachte Marmeladen und Säfte aus der eigenen Mosterei. Kunden können dort mitgebrachte Früchte (ab 25 Kilo) pressen lassen. Um den Obsthof für Kinder attraktiver zu machen, hat die Familie Mahl 2016 einen Spielplatz gebaut. Auch in diesem Jahr gibt es eine Neuheit. Im Hofladen hat das Café Mahlzeit eröffnet. Holzbänke bieten draußen eine Sitzgelegenheit. Eingeweiht wurde es während eines Hoffestes.
Damit es auch etwas zu verkaufen gibt, ist viel Arbeit, Wissen und auch Technik für die Kulturen auf dem Feld nötig. Die Wetteranfälligkeit der Pflanzen mache es unmöglich, lange im Voraus zu planen, sagt Mahl. Durch die kalten Temperaturen im April haben heuer beispielsweise einige Pflanzen Frostschäden davongetragen, obwohl viele abgedeckt worden sind. „Pflanzen im Wandertunnel sind weniger wetteranfällig“, erklärt Mahl. Dabei wird Plastikfolie über einen Rundbogen gespannt. Die Tunnel erstrecken sich über das gesamte Feld, sind fünf bis zehn Meter breit und über 100 Meter lang. So können Temperaturunterschiede ausgeglichen werden. Bei Kälte wird die Wärme gespeichert, ähnlich wie in einem Gewächshaus. Ist es heiß, wird durch Bewässerungsanlagen gekühlt. Zudem schützen Wandertunnel die Pflanzen vor Pilzbefall, weil diese nicht dem Regen ausgesetzt sind. Im Vergleich zu Freilandkulturen würden dadurch rund zwei Drittel weniger Pflanzenschutzmittel benötigt, sagt Klaus Mahl. Damit die Pflanze alle Nährstoffe bekommt, die sie braucht, verwendet Mahl eine computergesteuerte Düngungsanlage. Durch eine Bodenprobe wird festgestellt, welche Nährstoffe eine Pflanze benötigt. Dieser kann dann innerhalb eines Tages aufs Feld gebracht werden.
Verläuft der Anbau nach Plan, ist die Erdbeerernte von April bis Oktober. Dies ist möglich, weil nicht alle Stauden im Februar gepflanzt werden, sondern auch im April und Mai. Täglich pflücken die Arbeiter in der Hochsaison rund zwei Tonnen Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren. Die werden nicht gelagert. „Innerhalb von 24 Stunden bringen wir die Früchte vom Strauch an die Theke“, erklärt Mahl. Die regionale Frucht hat damit einen Frischevorteil.