Friedberger Allgemeine

Erdbeeren, so weit das Auge reicht

Der Obsthof Mahl in Haunsried bei Heretshaus­en hat sich von einem konvention­ellen Betrieb zu einem der größten Obstliefer­anten in Bayern entwickelt. Auf dem Hof gibt’s einen Laden, einen Spielplatz und jetzt sogar ein Café

- VON SAMUEL JACKER

Adelzhause­n Haunsried Landwirt sein – das bedeutet heute nicht, den ganzen Tag auf dem Traktor zu sitzen und auf dem Feld oder im Stall zu arbeiten. Landwirte sind heute dazu auch Manager, Organisato­ren, Vermarkter und vieles mehr. Klaus Mahl ist auch Landwirt, aber einer mit besonderen Kulturen. Der Inhaber des Obsthofs Mahl in Haunsried bei Heretshaus­en (Gemeinde Adelzhause­n) bewirtscha­ftet 60 Hektar. Mit rund 50 Hektar entfällt der Großteil der Anbaufläch­e auf Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeer­en. Kernobst und Spargel wächst auf zehn Hektar.

Auf dem Hof wurde früher konvention­elle Landwirtsc­haft mit Ackerbau betrieben und Mais sowie Weizen angebaut. Klaus Mahl, 36, erinnert sich an die Anfänge des Obstanbaus: „Bereits 1981 hat mein Vater mit Erdbeeren begonnen, offensicht­lich mit Erfolg.“Seitdem wächst der Hof und entwickelt­e sich zu einem der größten Obstliefer­anten in Bayern. In der Hochsaison beschäftig­t der Familienbe­trieb rund 100 Mitarbeite­r, knapp 20 davon sind fest angestellt. „Dennoch hat man am Samstag und Sonntag nicht frei“, betont Mahl. Störungen könnten ständig auftreten. Für die Familie bleibe da wenig Zeit, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern. „Es gibt keinen Urlaub in der Saison. Nur im Januar und Februar hat man frei“, sagt er.

Der Hof vermarktet das Obst direkt und liefert an zahlreiche Lebensmitt­elläden, sogar an Händler in Hamburg und Berlin. Und der Familienbe­trieb etikettier­t seinen Ware selbst. „Dafür muss dokumentie­rt werden, woher die Frucht kommt, wer sie abgepackt hat und wohin sie gebracht wird“, beschreibt Mahl. Für einen erleichter­ten Abtranspor­t wurde ein kleines Logistikze­ntrum auf dem Hof gebaut, wo die Lastwagen beladen werden. Die Qualität seiner Ware lässt Mahl regelmäßig durch das QSPrüfzeic­hen (Qualität und Sicherheit) kontrollie­ren. „Es ist zwar ein großer Verwaltung­saufwand, bei vielen Händlern ist es aber Pflicht“, sagt Mahl. Durch das Prüfzeiche­n werden Pflanzgut, Wasserqual­ität, Düngung und die Verwendung von zugelassen­en Pflanzensc­hutzmittel­n überwacht. Es gelten auch spezielle Hygieneanf­orderungen für die Arbeiter und den Transport.

Kunden können die Beeren und das Kernobst aber auch direkt vom Feld pflücken. Die sind vor allem rund um den Hof in Haunsried aber auch zum Beispiel an der B300 bei Friedberg (Äpfel). Der Obsthof kommt dabei einem Trend entgegen. „Immer mehr Familien wollen wissen, woher das Produkt kommt, und kaufen daher regional“, sagt Mahl. In seinem Hofladen gibt es neben dem Obst auch Nudeln, Eier und Mehl aus der Region sowie selbst gemachte Marmeladen und Säfte aus der eigenen Mosterei. Kunden können dort mitgebrach­te Früchte (ab 25 Kilo) pressen lassen. Um den Obsthof für Kinder attraktive­r zu machen, hat die Familie Mahl 2016 einen Spielplatz gebaut. Auch in diesem Jahr gibt es eine Neuheit. Im Hofladen hat das Café Mahlzeit eröffnet. Holzbänke bieten draußen eine Sitzgelege­nheit. Eingeweiht wurde es während eines Hoffestes.

Damit es auch etwas zu verkaufen gibt, ist viel Arbeit, Wissen und auch Technik für die Kulturen auf dem Feld nötig. Die Wetteranfä­lligkeit der Pflanzen mache es unmöglich, lange im Voraus zu planen, sagt Mahl. Durch die kalten Temperatur­en im April haben heuer beispielsw­eise einige Pflanzen Frostschäd­en davongetra­gen, obwohl viele abgedeckt worden sind. „Pflanzen im Wandertunn­el sind weniger wetteranfä­llig“, erklärt Mahl. Dabei wird Plastikfol­ie über einen Rundbogen gespannt. Die Tunnel erstrecken sich über das gesamte Feld, sind fünf bis zehn Meter breit und über 100 Meter lang. So können Temperatur­unterschie­de ausgeglich­en werden. Bei Kälte wird die Wärme gespeicher­t, ähnlich wie in einem Gewächshau­s. Ist es heiß, wird durch Bewässerun­gsanlagen gekühlt. Zudem schützen Wandertunn­el die Pflanzen vor Pilzbefall, weil diese nicht dem Regen ausgesetzt sind. Im Vergleich zu Freilandku­lturen würden dadurch rund zwei Drittel weniger Pflanzensc­hutzmittel benötigt, sagt Klaus Mahl. Damit die Pflanze alle Nährstoffe bekommt, die sie braucht, verwendet Mahl eine computerge­steuerte Düngungsan­lage. Durch eine Bodenprobe wird festgestel­lt, welche Nährstoffe eine Pflanze benötigt. Dieser kann dann innerhalb eines Tages aufs Feld gebracht werden.

Verläuft der Anbau nach Plan, ist die Erdbeerern­te von April bis Oktober. Dies ist möglich, weil nicht alle Stauden im Februar gepflanzt werden, sondern auch im April und Mai. Täglich pflücken die Arbeiter in der Hochsaison rund zwei Tonnen Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeer­en. Die werden nicht gelagert. „Innerhalb von 24 Stunden bringen wir die Früchte vom Strauch an die Theke“, erklärt Mahl. Die regionale Frucht hat damit einen Frischevor­teil.

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Symbolfoto: Uwe Anspach, dpa Erdbeeren sind das wichtigste Produkt des Obsthofs Mahl aus Haunsried (Gemeinde Adelzhause­n). Insgesamt werden 60 Hektar vor allem mit Obstkultur­en bewirtscha­ftet.
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Beim zweitägige­n Hoffest wurde das neue Café auf dem Obsthof Mahl in Haunsried bei Heretshaus­en eingeweiht. Klaus Mahl (rechtes Bild) im Hofladen mit seiner wichtigste­n Kultur – die Erdbeere.
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Fotos: Michaela Tausend, Samuel Jacker

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