Nur die Spitze des Eisbergs
DVON EVA MARIA KNAB ie Lebenserwartung von Kindern, die in indischen Steinbrüchen schuften müssen, liegt nur bei 30 bis 40 Jahren. So gesundheitsschädlich ist diese Arbeit. Dass ausgerechnet Grabsteine mit dieser Form der Ausbeutung hergestellt werden, ist schlimmster Zynismus und nicht hinnehmbar. Deshalb ist es gut, dass die Stadt die neuen gesetzlichen Möglichkeiten nutzt und Grabsteine aus Kinderarbeit verbietet. Viele andere Kommunen in Bayern tun das auch.
Doch auch wenn die Stadt diesen Schritt getan hat. Zufrieden kann man als Verbraucher damit noch nicht sein. Denn Grabsteine sind nur ein kleiner Teil des großen Problems mit der Kinderarbeit. Steinmetze verweisen darauf, dass der Großteil von Natursteinen nicht auf Friedhöfen, sondern im Gartenund Landschaftsbau zum Einsatz kommt. Im Baustoffhandel dürfen billige Steine aus Kinderarbeit aber weiter verkauft werden wie bisher. Um diesen Missstand abzustellen, wären neue bundesweite Importstandards nötig. Die sind aber nicht in Sicht und offenbar auch nicht gewollt. Die Bundesregierung sieht in Indien derzeit einen wichtigen Partner, den man nicht vor den Kopf stoßen will.
Neuerscheinung Ein neues Buch von Benjamin Pütter zum Thema Kinderar beit ist im Heyne Verlag erschienen. Titel: „Kleine Hände – Großer Profit. Welches ungeahnte Leid sich in unserer Warenwelt verbirgt.“