Friedberger Allgemeine

Wie oft werden Flüchtling­e zu Tätern?

Ein junger Afghane hat eine Sex-Attacke auf eine Joggerin gestanden. Der Blick auf die Statistik zeigt: Die Zahl ausländisc­her Straftäter ist zuletzt gestiegen. Woran das liegt – und wie sich das auf die Sicherheit auswirkt

- VON JÖRG HEINZLE

Dramatisch ist die Lage nicht. Aber eine gewisse Häufung fällt tatsächlic­h auf. Von allen mutmaßlich­en Sexualstra­ftätern, die im Jahr 2016 von der Polizei in Augsburg überführt worden sind, waren 26,5 Prozent Ausländer. Das heißt: Etwa jeder vierte Sexualstra­ftäter hatte keinen deutschen Pass. Das ist kein besonders auffällige­r Wert, wenn man bedenkt, dass gut 20 Prozent der Einwohner in Augsburg keine Deutschen sind. Schaut man den Anteil der Flüchtling­e aber extra an, liegt deren Wert allein bei 11,5 Prozent. Das wiederum ist relativ hoch.

Ist Augsburg durch den Zuzug von Flüchtling­en für Frauen unsicherer geworden?

Nein, lautet die Auskunft der Polizei. Das zeigt der Blick auf die Zahl der Sexualstra­ftaten. Im Jahr 2015 wurden noch 177 Sexualdeli­kte gezählt, 2016 waren es mit 150 Delikten deutlich weniger. Die Zahl der gemeldeten Vergewalti­gungen sank im selben Zeitraum von 26 auf 23. Einen leichten Anstieg gab es bei überfallar­tigen Vergewalti­gungen – also jenen besonders gefürchtet­en Taten, bei denen ein Täter einer Frau auflauert: Hier stieg die Zahl von drei auf fünf. Schaut man aber länger zurück, so sieht man, dass die Zahl dieser Sex-Attacken fast immer im einstellig­en Bereich liegt und von Jahr zu Jahr etwas schwankt. Interessan­t auch: Trotz des Flüchtling­szuzugs ist der Ausländera­nteil bei den Sexualtäte­rn zwischen den Jahren 2014 und 2016 insgesamt sogar leicht gesunken – um gut drei Prozentpun­kte auf 26,5 Prozent.

Wie hoch ist der Anteil der ausländisc­hen Täter bei anderen Formen von Kriminalit­ät?

Betrachtet man alle im Jahr 2016 gemeldeten Straftaten, hatten 62,8 Prozent der mutmaßlich­en Täter einen deutschen Pass. 8,4 Prozent aller Straftäter waren Flüchtling­e, weitere 28,8 Prozent sind ebenfalls Ausländer. Die Flüchtling­skrise hat bis jetzt zu keiner dramatisch­en Veränderun­g geführt. Zwischen den Jahren 2014 und 2016 stieg der Ausländera­nteil bei den Tatverdäch­tigen nur leicht um drei Prozent. Aber man muss trotzdem festhalten: Bei vielen Formen der Kriminalit­ät ist der Anteil der Täter ohne deutschen Pass deutlich höher als der Anteil der Ausländer an der Bevölkerun­g. In Augsburg liegt die Ausländerq­uote bei gut 20 Prozent der Einwohner. Doch ganz so einfach darf man nicht rechnen: Denn die deutsche Bevölkerun­g ist im Schnitt älter und weiblicher – und damit weniger anfällig für Kriminalit­ät. Unter den Flüchtling­en sind dagegen viele junge Männer. Diese Gruppe begeht, unabhängig vom Pass, grundsätzl­ich häufiger Straftaten. Ein Vergleich ist zudem schwierig, weil niemand genau weiß, wie viele Flüchtling­e sich 2016 in der Stadt aufgehalte­n haben. Viele Asylbewerb­er sind auch nicht geblieben, sondern reisten weiter.

Bei welchen Straftaten ist der Ausländera­nteil besonders hoch?

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Archivfoto: A. Kaya Einsatz in einem Asylheim: Wenn Asylbewerb­er straffälli­g werden, sind ihre Opfer häufig auch Flüchtling­e.

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