Friedberger Allgemeine

Hü und Hott in der Energiepol­itik

- VON THOMAS GOSSNER gth@friedberge­r allgemeine

Dass der Schlussstr­ich unter das Kapitel Windkraft im Friedberge­r Stadtrat zeitlich nahe zusammenfä­llt mit dem gestrigen Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts zur Brenneleme­ntesteuer, ist reiner Zufall. Und dennoch zeigen beide Vorgänge, wie wenig überlegt die Energiewen­de in ganz Deutschlan­d vorangetri­eben wurde.

Ein ganzes Jahrzehnt lang hat der Windpark im Erlauholz die Friedberge­r Kommunalpo­litik beschäftig­t. Erst wies der Stadtrat die Konzentrat­ionsfläche aus und versuchte dann die Pläne zu vereiteln, als sich tatsächlic­h ein Unternehme­n für den Standort interessie­rte. Der Freistaat kündigte an, keine Flächen des Staatsfors­tes gegen den Bürgerwill­en zur Verfügung zustellen, und vollzog gemeinsam mit dem Bund nach dem Reaktorunf­all von Fukushima die Kehrtwende.

Die schwarz-gelbe Bundesregi­erung von Kanzlerin Angela Merkel verkündete den Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg aus der Atomenergi­e und forcierte den Ausbau der Windkraft. Und als sich ein Sturm der Entrüstung erhob angesichts der befürchtet­en „Verspargel­ung der Landschaft“, zauberte die Staatsregi­erung unter Ministerpr­äsident Horst Seehofer die 10H-Regelung aus dem Ärmel.

In Friedberg wiederum wollte der Stadtrat unter Vorsitz von Bürgermeis­ter Peter Bergmair noch eine weitere Konzentrat­ionsfläche bei Derching ausweisen und zwischendu­rch sogar selbst in die Windkrafte­rzeugung einsteigen. Am Ende ist man heute wohl froh, das Thema mit der Änderung des Regionalpl­ans dauerhaft vom Tisch zu haben.

Ungeachtet der vermeintli­chen und tatsächlic­hen Auswirkung­en der drei Windräder im Erlauholz: Wen wundert es, dass bei diesem Hü und Hott manchen Anwohner das Gefühl beschleich­t, „beschissen“worden zu sein, wie es Stadträtin Wally Walkmann unverblümt ausdrückte.

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