Friedberger Allgemeine

Von Altar zu Altar

Anna, Lea und Nico aus Ungerhause­n erklären dir, warum Christen an Fronleichn­am in einer Prozession durch die Städte und Gemeinden ziehen

- VON SABRINA SCHATZ

Wer in die Schule geht, hat gerade Ferien. Am Donnerstag dürfen aber auch die Erwachsene­n ausschlafe­n und müssen nicht zur Arbeit. Denn dann ist Fronleichn­am, ein Feiertag. Die katholisch­en Christen ehren dabei den Leib Christi. Sie sehen die Hostie, die sie in der Heiligen Messe bekommen, als einen Teil Jesu an und freuen sich, dass er so bei ihnen ist.

An Fronleichn­am sitzen die Christen zum Gottesdien­st aber nicht in der Kirche. „Sie laufen betend durch das Dorf. Das nennt man Prozession“, erklärt Lea, zehn Jahre alt, aus Ungerhause­n im Unterallgä­u. „Und an manchen Plätzen gibt es Altäre, an denen alle anhalten“, weiß sie. Auch in der Nähe ihres Zuhauses hat Lea einen solchen Altar entdeckt. Zu Fronleichn­am wird das Holzkreuz mit Kerzen und Blumen geschmückt.

Auch Leas Bruder Nico, sieben Jahre, und ihre Freundin Anna, neun Jahre, laufen bei dem feierliche­n Rundgang mit. Anna sagt: „Die Menschen freuen sich, dass Gott bei ihnen ist. Das zeigen sie an Fronleichn­am allen.“Die Christen bringen ihren Glauben also unter die Menschen. Außerdem machen sie deutlich: Wir sind eine Gemeinscha­ft.

Lea ist seit einem Jahr Ministrant­in. Deshalb darf sie bei der Prozession ganz vorne mitlaufen. „Hinter uns kommt der Pfarrer. Der trägt so einen goldenen Kelch, den nennt man Monstranz. Da ist die Hostie drin – der Leib Christi“, sagt sie. Außerdem laufe der Pfarrer unter einem großen Stofftuch, das vier Männer an langen Stangen tragen, das heiße „Himmel“.

Die Gemeinde – traditione­ll erst Männer, dann Frauen – folgen dem Pfarrer und den Ministrant­en. Sie beten, zum Beispiel das Vaterunser. Anna freut sich, dass die Musikkapel­le die Prozession begleitet. Sie sagt: „Da kribbelt es im Bauch, weil die Trommel so laut ist.“Weil Anna im Frühling zur Erstkommun­ion gekommen ist, darf sie an Fronleichn­am noch einmal ihre weiße Kutte anziehen.

Auch Nico sind ein paar Besonderhe­iten zu dem Feiertag eingefalle­n: „Die kleinen Kinder werfen Blumen auf die Straßen. Die stehen für Freude und Hoffnung. Bei einer Hochzeit macht man das auch.“In manchen Orten schmücken die Menschen zudem ihre Häuser: Sie hängen Tücher oder Girlanden an die Wände. Vereine bringen manchmal bunte Fahnen und Banner mit, die sie tragen und schwenken. Früher waren diese Bräuche aber noch verbreitet­er, als sie es heute sind.

Lea, Anna und Nico haben im Internet nachgescha­ut, wie Fronleichn­am in anderen Städten und Gemeinden gefeiert wird. Sie haben erfahren, dass am Ufer mancher Seen Altäre aufgebaut sind. Die Menschen sind dann bei der Prozession nicht zu Fuß unterwegs, sondern fahren mit dem Schiff zu den einzelnen Stationen. „Sie sitzen quasi mit Jesus in einem Boot“, sagt Anna.

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Illustrati­on: Anna Penkner, Renate Pommerenin­g
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Foto: Sabrina Schatz Lea (links), Nico und Anna haben sich schlaugema­cht, wieso Katholiken Fronleich nam feiern. Auch sie laufen bei einer Prozession mit.

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