Bei Modular hat sie alles im Griff
Anna Mießl ist im Organisationsteam und hat schon viele Herausforderungen gemeistert. So schnell bringt die 35-Jährige nichts aus der Ruhe.
Als Anna Mießl 2014 nach Augsburg zurückkehrte, hatte die gebürtige Schrobenhauserin schon viele Stationen hinter sich: einen Schulauslandsaufenthalt in Amerika, eine Ausbildung zur Hotelkauffrau in München, einen längeren Auslandsaufenthalt in Spanien, das Bayernkolleg in Augsburg, das Studium der Kulturwissenschaft, mehrere Monate in San Francisco und schließlich die Theaterleitung der Schwabinger Kleinkunstbühne Heppel & Ettlich in München.
Als sie 2014 zurück an den Lech zog, war es eine bewusste Entscheidung für Augsburg. „Durch meine Zeit am Bayernkolleg habe ich hier sehr viele Freunde. Ich wollte auch wieder näher bei meiner Familie und meinem Freund sein“, sagt die 35-Jährige. Ihren Umzug hatte sie nicht von einem Arbeitsplatz abhängig gemacht. „Ich kam nach Augsburg ohne Job. Das hört sich jetzt vielleicht naiv an, aber nach all meinen Tätigkeiten hatte ich einfach das Vertrauen, dass es klappen wird“, sie. Das habe sie durch ihren beruflichen Werdegang und ihre Auslandsaufenthalte gelernt: Falls etwas nicht auf Anhieb klappt, dürfe man nicht den Kopf hängen lassen, sondern müsse weitermachen.
Aber es klappte: In Augsburg bewarb sie sich auf eine Stelle als Festivalassistenz für Modular beim Stadtjugendring, der im Auftrag der Stadt das Fest organisiert. „Das war eine Teilzeitstelle. Ich habe im Vorstellungsgespräch gesagt, dass ich weiß, dass ich eigentlich überqualifiziert bin für die Stelle. Aber um einen Fuß in eine fremde Kulturszene zu bekommen, muss man oft erst einmal Abstriche machen.“
Anna Mießl erhielt im Vorfeld des Festivals 2014 die Stelle und ist seither ein fester Bestandteil des Organisationsteams. Nun auch mit einer ihren Qualifikationen entsprechenden Ausrichtung: Nach dem ersten Festival wurde eine neue Stelle beim Stadtjugendring geschaffen, eine Referentenstelle für Jugendkultur, die sie seither innehat. 50 Prozent ihrer Zeit kümmert sie sich um das Jugendfestival, die andere Hälfte um entsprechende Projekte in den Jugendhäusern. In den vergangenen zwei Monaten war sie vor allem mit der Vorbereitung von Modular beschäftigt. „Meine Familie, Freunde und Freund kennen diese Phase schon und wissen, dass sie abgeschrieben sind.“Mit dem Funkgerät läuft sie über das Festivalgelände am Kongress im Park. Sie ist für die Kooperationen und Programmmacher verantwortlich. Es gibt inzwischen 40 Programmpartner – so viele wie noch nie. Die Mitglieder des Werkraums sind beispielsweise genauso dabei wie die Bikekitchen, die Bunten oder das Textilmuseum (tim).
Mit dem tim gibt es schon seit Jahren eine Kooperation: In Dekound Upcycling-Workshops sind skurrile Traumfänger und selbst genähte Sitzkissen und Polster entstanden, die auf dem Festivalgelände verteilt werden. Neben den Programmmachern betreut die 35-Jährige die Künstler, die ihre Waren beim Kreativmarkt anbieten und sie koordiniert die ehrenamtlichen Helfer. 350 Jugendliche und junge Erwachsene sind es, die das Organisasagt tionsteam unterstützen. „Es funktioniert sehr gut mit ihnen. Sie identifizieren sich total mit dem Festival und geben alles.“Auf Wunsch der Jugendlichen sind viele bereits das ganze Jahr über in die Organisation mit eingebunden. Ihr Stellenwert ist entsprechend hoch. „Die Crew ist uns heilig“, sagt sie. Der Aufenthaltsbereich der ehrenamtlichen Helfer liegt genau neben den Musikern, die beim Modular-Festival auftreten. Ein eigener Koch betreut die Crew-Mitglieder den ganzen Tag über.
In den kommenden Tagen ist Anna Mießl sowohl für Jugendliche, Programmmacher als auch Mitorganisatoren die richtige Ansprechpartnerin, die für alle Fragen eine Lösung weiß, viele Entscheidungen trifft. Nach Modular wird sie erst einmal das Festival nachbereiten. Dann freut sie sich auf vier Wochen Urlaub: Mit dem Kleinbus geht es durch den Norden Spaniens. „Ich brauche das Abschalten. Danach kann ich wieder Gas geben. Dann laufen bereits die Vorbereitungen für das nächste Modular-Festival.“